Franklin Guerrero Jr. präsentiert zusammen mit einem Häufchen unbekannter aber zweckmäßig agierender Jungdarsteller eine recht unterhaltsame "Texas Chainsaw Massacre"-Variation, die vor allem durch eine grundsolide technische Umsetzung punkten kann. Zwar ist das amerikanische Backwood-Nirgendwo als Handlungsschauplatz alles andere als innovativ, dennoch werden die überschaubaren Schauplätze rund um ein halb verfallenes, deutlich an das Hooper-Vorbild angelehntes Anwesen stimmungsvoll eingefangen und erfüllen - gerade im Hinblick auf die sicher nicht allzu umfangreichen finanziellen Mittel der ambitionierten Macher - ihren Zweck mehr als ordentlich. Auf extreme Farbfilter und anderweitige moderne Stilmittel wurde weitgehend verzichtet, was der dreckig-nüchternen und auch letztlich recht brutalen Wesensart von "Carver" entgegen kommt. Man fühlt sich im postiiven Sinne durchaus an längst vergangene Slasher-Zeiten der 80er Jahre erinnert, auch wenn hier das unüberstürzte Zerhackstücken der nach und nach in die Fänge des Psychopathen geratenden Teenies dem klassischen Gehetze und Gerenne des Genres eher entgegensteht. Die allgegenwärtigen Klischee-Dämlichkeiten im Verhalten der einzelnen Charaktere gibts aber natürlich auch hier, keine Frage.
Gibt es sodann in der ersten Filmhälfte das obligatorische Campen im Wald, das erste Aneinandergeraten mit ruppigen Rednecks und allerlei nichts Gutes ahnen lassende Hinweise präsentiert, so darf sich der geneigte B-Horrorfan in der zweiten Hälfte endlich über einige ziemlich derbe Goreeffekte freuen, angesichts derer es kaum verwundert, dass es "Carver" (zunächst einmal) nur gekürzt in den deutschsprachigen Raum schafft. Da darf schonmal ein Gesicht mit einem Vorschlaghammer zerstrümmert werden, wird dem Hoden mit einer Kneifzange zu Leibe gerückt oder wird ein Kopfschuss aus nächster Nähe zelebriert. Defintiv über dem Einheitsdurchschnitt!
Echte Spannung und blanken Terror lässt Regisseur Franklin Guerrero Jr. dagegen nur gemäßigt aufkommen. Nur in wenigen Szenen innerhalb des Schlächterkellers fiebert man ein wenig mit den Akteuren mit. Wahrscheinlich ist die Grundkonzeption des Films aber auch schlicht zu ausgelutscht, als dass man hier noch große Quantensprünge hätte erwarten können. Meiner Meinung nach nicht wirklich zuträglich ist dem Spannungsaspekt allerdings letztlich auch das pummelige Äußere des Schlächters. Angsteinflößend sieht anders aus, bleibt maskiert und spricht in diesem Genre idealerweise auch nicht. Sicherlich Geschmackssache...
Fazit: Sicher keine filmische Glanzleistung, aber im Anbetracht der eingeschränkten Mittel und der zahlreichen deutlich schlechteren Artverwandten der letzten Jahre ist "Carver" für Fans des Genres durchaus einen Blick wert. Ich rate allerdings zu einer ungekürzten Fassung aus dem Ausland, die wenigen unwichtigen 0815-Dialoge des Streifens sind ohnehin nicht von Belang.