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Mit dem 1962 unter der Regie von Terence Fisher inszenierten „Phantom of the Opera“ stellten die britischen „Hammer Film Productions“ auch dem letzten klassischen „Universal-Monster“ eine Neuverfilmung zur Seite. Mit Hebert Lom als maskiertem Phantom, Michael Gough als ausbeuterischem Lord d’Arcy und Heather Sears als Opernsängerin Christine und Objekt der Begierde gleich dreier Männer entstand eine ggü. der 1943er-Verfilmung düsterere, schmutzigere Version des Klassikers. Statt mit der Phantomwerdung des geprellten Opernschreibers beginnt Fishers Film mit einem sauber inszenierten Mord, der innerhalb von „Hammer“ gewohnt stimmungsvollen Kulissen stattfindet und eine gewisse Erwartungshaltung beim Zuschauer weckt, die leider nicht ganz erfüllt wird. Denn in der Folgezeit wird mehr Zeit auf das Geplänkel zwischen Christine und einem Mitinszenator der Oper als auf die tragische Gestalt des Phantoms und dessen Gefühlen für Christine verwendet. Generell wird dieser Aspekt verglichen wird mit anderen Verarbeitungen des Stoffs lediglich angedeutet und dadurch einiges an Potential verschenkt. Doch auch der Horroraspekt kommt nicht mehr wirklich über die wohlgemerkt gelungene Grusel-Atmosphäre und einen selbstzweckhaften Messerstich ins Auge hinaus. Die Make-Up-Effekte des Kutschers erscheinen wesentlich effektiver als die des Phantoms nach seiner Demaskierung, das Finale enttäuscht (wobei ich nicht zu viel verraten möchte, um der an sich bekannten Geschichte nicht den letzten Funken Spannung zu nehmen) und die vorgenommenen Variationen schwächen die Dramatik der Geschichte, statt sie zu verfeinern. Die Beweggründe des Phantoms erfährt der Zuschauer erst relativ spät, wobei mit Rückblenden gearbeitet wird. Ob man annahm, dass es tatsächlich Zuschauer geben würde, die die Hintergründe noch nicht kennen und somit für zusätzliche Spannung sorgen zu können? Letztendlich erfreute ich mich in erster Linie an der Ausstattung und finsteren Stimmung des Films und war erleichtert, dass in einem wesentlich geringeren Ausmaße als noch 1943 gesungen wurde. Mit mehr Hinwendung zum dramatisch-tragischen Aspekt des Stoffs, mehr Pathos und einem befriedigenderem Finale hätte man aber zu einem weitaus begeisternderem Ergebnis kommen können. Nichtsdestotrotz ein Jammer, dass die deutsche Synchronfassung als verschollen gilt.

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