Liam Neeson gibt in diesem von Luc Besson produzierten Action-Thriller einen geschiedenen Ex-CIA-Mann, der trotz aller frustrierenden Familienereignisse (z. B. kann er nicht mit den überbordenden Geschenken des neuen Stiefvaters seiner Tochter konkurrieren) immer noch ein Auge auf die „Seinen“ wirft. So gibt er, als seine 17jährige Tochter zusammen mit ihrer Freundin auf einen Europa-Trip aufbricht, natürlich noch jede Menge Tips und Nervereien mit auf den Weg. Doch Papa soll Recht behalten, denn schon kurz nach der Ankunft in Paris werden die Mädchen verschleppt und auf den Menschenhandel-Markt albanischer Mafiosis geworfen. 96 Stunden hat Papa nun Zeit, Töchterchen aufzuspüren, bevor sich die eh schon dünne Spur im Nichts verliert...
Musste man nun wirklich so lange und dazu noch auf eine französische Produktion warten, um zu erleben, wie es ist, wenn sich die Bush-Doktrin um Alle-Ausländer-sind-schlecht mit dem Selbstjustiz-Kino der frühen Steven-Seagal-Heroen verbindet. Liam Neeson stapft kurzentschlossen und ziemlich unbeugsam durch die Unterwelt von Paris, zerlegt vieles zu Kleinholz, nagelt seine Gegner – ob nun mit Kugeln oder mittels Folter – regelrecht an die Wand und schreckt auch nicht davor zurück, ehemalige Freunde aus alten CIA-Zeiten um ihre Pension zu bringen. Die Action von "96 Hours" ist kaltschnäuzig, ziemlich heftig und erinnert wegen ihrer Geradlinigkeit (da gibt es kein Effekte-Overkill sondern einfach nur modern abgefilmte Shoot-Outs) eher an die guten, alten 1970er Jahre (womit sich dann beim Gedanken an Charles Bronson ja auch wieder der Kreis schließt). Nun gut, "96 Hours", der alles in allem betrachtet ganz sorglos mit Gefühlsduselei und karger Brutalität umgeht, schrammt zwar ab und zu mal ganz knapp an der Grenze zur Parodie vorbei, doch immerhin macht der höchst professionell gestaltete Film so unendlich viel Spaß wie schon lange nicht mehr – und zudem ist es Pierre Morel gelungen, die Geschichte wunderschön komprimiert und spannend zu gestalten. Da ist dann keine Szene zu viel oder zu wenig. Mehr davon.
© 2009, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR, Selbstverlag Frank Trebbin
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