Als ich das erste Mal gehört hatte, dass Charakterkopf Liam Neeson in einem Actionthriller mitspielen würde, war ich etwas skeptisch, wieso ausgerechnet ein Schauspieler, der eher durch bisher gutmütige Rollen wie Qui-Gon Jinn oder Oskar Schindler aufgefallen ist, einen knallharten Ex-Agenten spielen will, der seine entführte Tochter rettet. Nun gut, so kann man sich irren, denn Liam Neeson ist in der Tat eine tolle Besetzung für die Rolle des Bryan Mills, der sich aufmacht, in Paris seine von Menschenhändlern entführte Tochter Kim (Maggie Grace) zu finden. Denn auch wenn Neeson nur eine emotionale Reaktion im Film zeigen muss, nämlich Wut, er verleiht der Rolle eine tiefere Note, als es vielleicht irgendein zweitklassiger Actionschauspieler geschafft hätte.
Dabei ist die Geschichte um Rache und Vergeltung schon oft erzählt worden und bietet kaum etwas neues. Intelligentes Kino ist "Taken" nun wirklich nicht. Doch was diesen Film so gut macht, ist die direkte und kompromisslose Inszenierung der Geschichte. Der Film hat einen einzigen Erzählstrang, und diesen führt es bis zum Ende sehr actionreich aus. Dabei verwundert es sogar ein wenig, dass ausgerechnet Luc Besson seine Finger bei dem Film im Spiel hatte, ist man von ihm doch eher übertriebene Action ala "Transporter" gewöhnt. Doch "Taken" bietet keine übertriebene Action, der Film ist eher eine Mischung aus Bourne und "24", mit einem entsprechend hohen Bodycount. Dass die Story ziemlich dünn ist: Geschenkt. Dass der Film in den Klischees rührt: Geschenkt. Dass der Film überhaupt nichts zu den Hintergründen von Menschenhandel erzählt: Geschenkt (da wäre eine Dokumentation sowieso eher angebrachter als ein Actionfilm). Was zählt, ist diese nüchterne und realistische Entfaltung der Geschichte, die in rabiate, aber nie unnötig blutige Action mündet und einem eine ziemliche Genugtuung bereiten kann.
Fazit: "96 Hours"/"Taken" ist bestes Actionkino, das nie mehr sein will als es ist. Ein oder zwei Wendungen hätten der Geschichte zwar ganz gut getan, sind aber angesichts der tollen Inszenierung zu verkraften. Liam Neeson kann als wütender Vater voll und ganz überzeugen.