Nachdem ich den Film nun mittlerweile drei Mal gesehen habe und er nichts an Schmiss verloren hat, gebe ich somit auch mal meinen Senf dazu. "Taken" erweist sich als ungemein kurzweiliger und gradliniger Actionfilm, wie er heutzutage allenfalls nochmal im B-Segment zu finden ist. Die ersten 15 Minuten dienen der Einführung der Figuren, ohne jedoch so etwas wie Tiefsinnigkeit schaffen zu wollen. Wir lernen Liam Neeson als verzweifelten Vater kennen, der seine Nachlässigkeit gegenüber seiner Tochter wiedergutmachen will. Als diese Tochter dann während eines Aufenthalts in Paris von albanischen Miesepetern zwecks Menschenhandel entführt wird, hat er dann auch alle Gelegenheit dazu. Ab dem Moment der Entführung gewinnt der Film ordentlich an Tempo und aus Neeson, der ja immer etwas bieder und langweilig wirkt, wird eine eiskalte Maschine, die aus der Vergangenheit als CIA-Agent gewonnene "Fähigkeiten" einsetzt, um das Mädchen zu befreien. Das gelingt Rob Roy mit einer solchen physischen Präsenz, dass kaum einen Moment so etwas wie Langeweile aufkommen kann. Das europäische Flair des Films sorgt dabei für den notwenigen Grad an Realismus und Pessimismus, weit ab von triefendem Hollywoodkitsch. Die Actionsequenzen sind dabei ganz zeitgenössisch schnell geschnitten, ohne dabei aber den Fokus auf das Wesentliche zu verlieren - so hätte "Ein Quantum Trost" wohl aussehen sollen, aber das wurde ja bekannter Weise nichts.
Die Härte steht Neeson dabei ungewohnt gut, wenn er foltert, prügelt oder auch mal eine unbeteiligte Hausfrau anschießt, um an sein Ziel zu gelangen. Das schafft er dann natürlich in einem knappen und sehr trocken inszenierten Showdown, nach dem der Film eigentlich hätte unmittelbar enden müssen, um seine Konsequenz beizuhalten. Aber natürlich fliegt man zurück nach LA und somit gibt es dann doch noch das stereotypische Hollywoodende, dass zusammen mit dem ähnlich gelagerten Anfang des Films den Gesamteindruck etwas schmälert.
Aber die 70 Minuten dazwischen sind wirklich ein Highlight für jeden Actionfreund und ringen mir glatte 8 Punkte ab. Pierre Morel hat da ein ganz gutes Händchen und vielleicht sollte man überlegen, ihm den nächsten Bond-Streifen anzuvertrauen, wenn man auf dieser modernen und harten Linie bleiben will. Lang lebe Europa!