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96 Hours ist ein höchst reaktionärer Actionthriller, der überdeutlich den Dunst der 1980er-Selbstjustizstreifen mit sich herumträgt. Seltsam ist nur, dass hierzulande so manch alter Charles Bronson-Film noch immer indiziert oder um Gewaltexzesse geschnitten ist, während Liam Neeson so richtig die „Lynchjustiz-Sau“ ‘rauslassen kann. DIRTY HARRY lacht sich tot, weil man sich einst über ihn erregte und aufregte. 96 Hours ist ein Hohelied auf die Brutalo-Action der vergangenen Filmzeiten. Hier wird von der Hauptperson so maßlos getötet, geschlagen und konsequent gefoltert, dass einem beim Zuschauen die Luft wegbleiben kann. Auch wenn man auf das blaue 16er-FSK-Zeichen auf dem Cover schaut, kann einem die Luft wegbleiben. Natürlich freue ich mich als Gegner der entmündigenden FILMZENSUR, wenn ein Film uncut ist, aber hier hätte man das Rating mindestens auf FSK 18 anheben müssen. Die Botschaft des Filmes ist ebenso schlicht wie gefährlich: Selbstjustiz vor Justiz. Wer damit leben kann, wird bei 96 Hours bestens bedient. Die Hauptperson ist bei der Auswahl seiner mannigfaltigen Tötungen nicht sehr wählerisch und verteilt auch mal einen eiskalten Genickschuss. Auch das Loblied auf die Folter hätte so nicht angestimmt werden dürfen. Aha, und um einen ehemaligen Freund, der sich als Verräter entpuppt, gefügig zu machen, schießt man eben mal seiner unschuldigen Ehefrau und Mutter eine Kugel in die Schulter? Unterm Strich bleibt ein knallharter und kompromissloser Actionfilm mit fragwürdiger Botschaft und brutalen Actionsequenzen. Sicherlich ist 96 Hours mitreißend, doch man muss die nötige Reife hierfür haben, um das Gesehene richtig zu reflektieren. Beinhartes Hohelied auf Lynch- und Selbstjustiz und wirklich gefährlich, wenn er falsch betrachtet wird.

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