Review

Meine Motivation, mich zum Schreiben eines Reviews aufzuraffen, sind unterschiedlicher Natur; eine Möglichkeit ist zum Beispiel die, dass ich gerne mal wieder einen Film zerreißen will.

So wie diesen hier. Da will man Unwissende mit ein paar netten Zutaten locken: Zutat Eins wäre Charakterdarsteller Liam Neeson, den man unumstritten als guten Schauspieler bezeichnen kann. Zutat Zwei wäre Luc Besson (jaa-haa, denn sollte man kennen!), der hierzu am Drehbuch mitgeschrieben hat; Zutat Nummer Drei ist (zumindest nach Aussage desjenigen Freundes meinerseits, der mir diesen Bockmist zum Gucken auf DVD mitgebracht hatte) eine in Trailern vorab präsentierte Nahkampf-Actionshow vom (vermeintlich) Allerfeinsten. Und was hat man nach dem Kauf des Films: haufenweise verschwendete Moneten - Glückwunsch an alle verschwenderischen Blue-Ray-Geilen dieser Welt, die haben sogar einen noch größeren Haufen Moneten zum Fenster rausgeschmissen als die, die sich lediglich die DVD gekauft haben.

Liam „Michael Collins" Neeson spielt hier einen Papa und zur Ruhe gesetzten Weißnichtgenau (Charakterzeichnung ist wo?), dessen Tochter im düsteren Europa entführt wird, woraufhin dieser prompt deren Errettung selbst in die Hand nimmt. Ich will da gar nicht lange drum herumreden, mache ein paar stichpunktartige Notizen und verkrieche mich wieder hinter meinen Ofen (Achtung, Metaphorik!).

Punkt Eins (der Moralapostel-Faktor): der Film verharmlost und glorifiziert Selbstjustiz, Folter, Mord und das Motto „Der Zweck heiligt die Mittel" und verstößt gegen die Menschenwürde. Früher sind solche Filme des Öfteren in Deutschland von der Bildfläche verschwunden, und zwar per Beschlagnahmebeschluss.

Punkt Zwei (der von mir so genannte „Braveheart"-Effekt): ich hasse Filme, die den menschlichen Intellekt derart beleidigen wie „Taken". Mit einem Werteschema in Schwarz/Weiß (Einzelkämpfer-Ami vs. Böse Albaner und Muslime in Europa) und einem Superhelden in Vaterform, der alles kann, alles weiß, alles richtig macht, alles richtig entscheidet und mit allem durchkommt. Total dumm, vor allem dann noch, wenn der Film eine gewisse Realitätsnähe vorgibt. Na, wenigstens hat Liam Neeson nicht noch selbst Regie geführt.

Punkt Drei (mal ohne was in Klammern dahinter): die Handlung ist so unoriginell, trivial und flach wie ein Eimer Scheiße. Übersteigt nichtmal das Niveau eines 80er-Jahre Videospiels, in dem man sich mit einem Roboter durch Levels ballert und Zwischen- sowie Endbosse fertigmacht.

Punkt Vier (die Quintessenz des Objektiven hieran): die Actionszenen werden spätestens nach dem dritten Handgemenge langweilig, weil sie sich wiederholen - auch wenn sich der Bodycount in hanebüchene Höhen erhebt (gegen Ende hin wirds übrigens richtig derb, dann kommen nämlich auch diverse eigentlich vollkommen Unbeteiligte zu Schaden).

Vielleicht kann man beim Angucken dieses Films mit einem aufs Minimum heruntergeschraubten Erwartungsniveau über diverse Punkte, die ich hier aufgelistet habe, hinweg sehen. Nur ist man dann mit „Phantom-Kommando" deutlich besser bedient, weil man da noch richtig drauf abfeieren kann. Das bleibt einem bei „Taken" leider verwährt.

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