"Leg dich niemals mit einem ehemaligen Geheimagenten an!", denn er wird, da er kein Geld hat, dich fortan jagen, er wird dich finden und er wird dich töten! Kurz und kompromisslos lässt sich so beinahe schon die komplette Handlung von Pierre Morels "Taken" zusammenfassen.
Namentlich ist es Liam Neeson ("Darkman"), der anno 2008 kein Erbarmen mehr kennt, als albanische Menschenhändler seine 17jährige Tochter Maggie Grace in Paris kidnappen.
In einem klassischen Selbstjustizfilm der Güteklasse "Death Wish" erwarten den abgehärteten Zuschauer absolut knackige 85 Pariser-Actionminuten, in denen sich der kampferprobte Ex-Agent mit einer unglaublich professionellen wie kaltschmäuzigen Routine den Weg durch die Unterwelt der französischen Hauptstadt bahnt. Pardon wird dabei nicht gewährt, selbst wenn die geforderten Informationen herausgepresst bzw -gefoltert wurden.
Langeweile kommt bei "Taken" jedenfalls zu keinem Zeitpunkt auf. Selbst die obligatorische Anlaufzeit zu Beginn weiß zu unterhalten, weil es "96 Stunden" dankenswerterweise gelingt, seinen genrebedingt eher simpel gestrickten Charakteren durchaus Leben einzuhauchen. Und spätestens mit der toll inszenierten (und kurze Zeit später noch einmal imaginär durchgespielten) Entführungsszene gibts dann ohnehin kein Halten mehr, denn liebender Papa und Kampfsau in Personalunion Liam Neeson bleiben von nun an keine 96 Stunden mehr, bis seine Tochter, derweil an den Meistbietenden versteigert, unrettbar außer Landes geschafft wird.
"Taken" bietet bei diesem spannenden Wettlauf gegen die Zeit eher bodenständige, dafür knüppelharte Action mit merklich realistischem Touch. Anders, als es etwa beim neuesten "Punisher" der Fall ist, fließen konsequent auch keine Hektoliter an Kunstblut und auch das Überzeichnete einer Comicadaption geht "Taken" vollständig ab. Umso roher und intensiver wirkt im Gegenzug der rasant dargebotene Rachefeldzug, bei dem neben präzisen Shoot-Outs, brutalem Nahkampf auch einige nette Auto-Verfolgungsszenen den Actionfan absolut zufriedenstellen.
Gleiches lässt sich von den Darstellern sagen, wobei ich insbesondere Liam Neeson eine solche Rolle kaum zugetraut hätte. Ein echter Glücksgriff für diese geniale One-Man-Show! Die innerfamiliären Nebenrollen wie Maggie Grace und Famke Janssen haben mit eher geringer Screentime natürlich kaum eine Chance, Aktzente zu setzen, die klischeebeladenen Bösewichter sowieso nicht. Macht aber auch nichts, denn Neeson rockt das Haus!
Fazit: Technisch schnörkellos umgesetzt, toll besetzt und knallhart in seiner Action, ist "Taken" ein Must-See für jeden Actionfreund. Seine auf realistisch getrimmte, gleichermaßen schicke wie nüchterne Inszenierung macht ihn aber auch einem breiteren Publikum zugänglich, wenn gleich man sich als eingefleischter Moralapostel beim hier zelebrierten Thema Selbstjustiz vielleicht doch einen anderen Film aussuchen sollte.