Review

Auf der Suche nach der verschwundenen Tochter…28.02.2009

Ich habe in den letzten Monaten allerhand schlechte Filme gesehen. Zudem heißt es ja, Vorfreude sei die schönste Freude, was habe ich mich also auf diesen Streifen hier gefreut. Doch die Wartezeit wurde lang und länger, dank des Bestrebens der deutschen Altersfreigabewächter Importe via Amazon.uk für Erwachsene zu verbieten…so langsam frage ich mich schon, in was für einem Land man hier lebt – das Thema Zensur hat bereits vor vielen Jahren als Beginn eines noch größeren Übels gedient…doch ich schweife ab. Man hat es ja auch schwer im Jahr 2009, wenn man mal wieder einen richtig guten Actionfilm sehen möchte, der sich einen Dreck um Konventionen schert, hart ist, möglichst auf digitale Effekte verzichtet und nicht von einem Epileptiker geschnitten wurde. Der letzte enttäuschende Film war vor nicht allzu langer Zeit der neue Bond – also war ich skeptisch, als es hieß, „Taken“ sei ein Film der alten Schule…das hat es auch über den wirklich miesen „Fifth Commandment“ hier auf der ofdb geheißen. Aber mal irren die Kritiker, mal haben sie recht – und hier gilt letzteres.

Wir sehen Liam Neeson, den wir nicht als Actionfilmhelden kennen, in der Rolle eines geschiedenen Vaters, dessen Tochter nach seinem Rücktritt vom Geheimdienst sein ein und alles ist. Das Mädel lebt bei Muttern und dem reichen Stiefvater, da bleibt für den Erzeuger nicht mehr viel. Doch als das Mädel bei einem Urlaubstrip nach Paris mitsamt ihrer Freundin von Menschenhändlern – nein, keine Zeitarbeitsfirma – gekidnapt wird, schlägt des Vaters Stunde. Er hat 96 Stunden Zeit, seine Tochter wiederzufinden, danach wird sie für immer verschwunden sein. Und so reist der Vater nach Paris, besinnt sich auf seine alten Geheimdienstqualitäten und macht sich daran, die Gangster zu jagen, zu finden und zu töten. Ohne Rücksicht arbeitet er sich die Leiter der Gangster nach oben, Mitleid ist ihm fremd, alle Mittel recht. So ist das halt, wenn man ein Ziel vor Augen hat und auch die Motivation stimmt.

Wäre nicht noch die Rahmenhandlung rund um eine Sängerin, dann hätte ich ohne zu zögern glatte zehn Punkte vergeben. Der Film nimmt sich anfangs Zeit, um den Vater zu charakterisieren, und diese Momente machen den Streifen auch aufgrund des feinen Mienenspiels von Neeson zu etwas besonderem. Man merkt in keiner Sekunde, daß man auf einen reinrassigen Actionkracher zusteuert, aber als Neeson in Paris ankommt, das Visier nach unten, gibt es kein Halten mehr. Neeson geht derart kompromißlos zu Werke, wie wir es seit den späten Achtzigern nicht mehr erleben durften. Natürlich ist die Selbstjustiz fraglich, die aber nicht zelebriert wird, sondern ganz zweckmäßig und notwendig ist, wenn der Mann sein Mädel wiederhaben will. Er hatte die Gangster ja auch gewarnt…doch die rüde Note ist in der Tat etwas sehr seltenes im aktuellen Kino, da wird gefoltert, beiläufig Unschuldige angeschossen, zudem noch mit dem Auto und zu Fuß verfolgt wie in „Ronin“, ach, der Film ist einfach eine wahre Freude. Danke, daß es so etwas noch gibt…9/10.

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