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Liam Neeson spielt einen ehemaligen Geheimagenten, der nun im Ruhestand lebt und sich bemüht sein Verhältnis mit seiner Tochter, gespielt von Maggie Grace, zu verbessern, die er damals wegen seines Berufs vernachlässigt hatte, weswegen auch seine Ehe mit seiner Ex, gespielt von Famke Janssen, in die Brüche ging. Als seine Tochter schließlich allein mit einer Freundin nach Paris fährt, wo sie von einem Menschenhändlerring entführt wird, sieht der ehemalige Agent schließlich rot und tötet sich zu seiner Tochter durch.

"96 Hours" ist seit längerer Zeit noch einmal ein dreckiges, brutales und knallhartes, schnell erzähltes, natürlich kurzweiliges und handlungsarmes B-Movie, dass an keinem niedrig angesetzten Budget scheitert, so sind die Darsteller besser, als man es in den letzten Jahren vom Genre zu sehen bekommen hat und die Action-Szenen wirken zu keinem Zeitpunkt billig oder schlecht gemacht, aber übers Mittelmaß hinaus kommt "96 Hours", der von einigen Genre-Fans jetzt schon als neuer Kultfilm gehandelt wird leider dennoch nicht.

Die Story ist dann nämlich doch etwas zu minimalistisch ausgefallen, um an Fahrt aufzunehmen. In der ersten halben Stunde passiert fast gar nichts, die Charaktere gewinnen währenddessen leider auch kaum an Profil, da einfach zu viele Klischees aufgearbeitet werden und die Lücke, die sich dabei ergibt, kann auch der starke Liam Neeson nur teilweise ausfüllen. Bei einer Laufzeit von nur 93 Minuten ist eine langatmige, ereignislose halbe Stunde nicht ohne weiteres zu verkraften.

Nach der Entführung kommt der Film dann jedoch in Fahrt. Der ehemalige Agent tötet sich quer durch Paris und sucht seine Tochter. Der Plot behält zwar seine, im Grunde doch zu simplen Züge bei, dafür ist es nun die Action, die bestens unterhält. Die Nahkampf-Szenen, von denen es dutzende zu sehen gibt, die von Regie-Debütanten Pierre Morel zudem überraschend gut inszeniert werden, mit schnellem Schnitt und einer hervorragenden Choreografie, sind dabei hervorragend gemacht und auch die wenigen Verfolgungsjagden und Einsätze von Pyrotechnik wissen zu gefallen.

Dabei ist es vor allem ein weiterer Faktor, der "96 Hours" auszeichnet und ihn dann doch zu etwas Besonderem macht: Die Gewalt. Die Action-Szenen könnten kaum brutaler sein, massenweise Menschen werden von Neeson getötet, gefoltert, selbst, wenn sie ihm gesagt haben, was er wissen muss, oder keine reelle Gefahr mehr darstellen. Der Held entpuppt sich dabei als typischer, stählerner, erbarmungsloser Killer, wie man sie aus dem 80er-Jahre-Actionkino kennt, eine Ein-Mann-Armee, eine Tötungsmaschine, wie sie im Buche steht. Aber "96 Hours", der die gesamte Pariser Polizei als einen Verein korrupter Beamter darstellt, den blutigen Amoklauf durch Paris, die Selbstjustiz, die verübt wird bis zum letzten Moment glorifiziert, Gewalt als Problemlösung anbietet und politisch kaum inkorrekter sein könnte gelingt es mit den Einstellungen auf vergewaltigte, geschundene, drogenabhängige Teenager, die vom Menschenhändlerring zur Prostitution gezwungen werden, dann doch immer wieder, den Eindruck zu vermitteln, dass es sämtliche Opfer von Neesons Amoklauf verdient haben qualvoll zu sterben. Der Film spielt immer wieder mit der Aggression des Zuschauers, hält diese recht hoch und liefert damit ein Stückchen Genugtuung, denn auch, wenn man weiß, dass einem eigentlich nicht gefallen sollte, was man sieht, haben die Gewalttaten dann doch eine, beinahe aggressionsbewältigende, genugtuende Wirkung.

Zum Ende hin hat man dann aber doch das Gefühl, dass die zahlreichen Gewaltszenen allmählich abstumpfen, Morel kommt hier leider an einen Punkt, an dem er es schließlich ein wenig übertreibt, weswegen der Unterhaltungswert zum Ende hin leider wieder fällt. Wirklich spannend wird der Film dabei zu keinem Zeitpunkt, da er an seiner Vorhersehbarkeit krankt. Die gelungenen Aufnahmen von Paris und das, im Mittelteil gut getimte Erzähltempo verhelfen dem Film, der als B-Movie angelegt ist, jedoch noch ins obere Mittelmaß.

Liam Neeson spielt den brutalen Ex-Agenten wirklich hervorragend und überzeugt durch eine hervorragende Choreografie der Kampfszenen und darüber hinaus durch ein todernstes Spiel, sowie der dennoch vorhanden Sympathie, die er für seine Figur erweckt. Maggie Grace macht sich als Tochter ganz gut, auch wenn man der 25-jährigen die Rolle der minderjährigen Tochter nicht ganz abkauft. Famke Jansson und Xander Berkeley spielen ihre Nebenrollen ordentlich und auch der restliche Cast bietet ausnahmslos gute Darsteller auf.

Fazit:
"96 Hours" unterhält über weite Strecken mit seinen knallharten, brutalen Action-Szenen, deren Gewalt durchaus eine genugtuende Wirkung hat und dem hervorragenden Liam Neeson. Da der Plot jedoch zu simpel gestrickt ist und sowohl der Anfang, als auch das Finale etwas langatmig geworden sind, kommt der Film, der Genre-Fans wohl sehr gefallen wird, nicht über das Mittelmaß hinaus.

64%

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