Da staunt der junge, engagierte Soldat Sapper Lansing (Kenneth Cope) nicht schlecht. Eben denkt er noch stolz, bei einer Militärübung im schottischen Hochland mit seinem Geigerzähler das vergrabene Testobjekt aufgespürt zu haben, da klafft die Erde neben ihm plötzlich weit auf, und aus der entstandenen Spalte gischt heißer Dampf. Das wäre ja noch nicht so schlimm. Leider gesellt sich auch eine ungesunde Dosis Radioaktivität dazu, was dem hoffnungsfrohen Jungspund gar nicht wohl bekommt. Verursacher der gefährlichen Strahlung ist, wie sich schließlich herausstellt, ein uraltes, amorphes Wesen, das sich von Energie ernährt. Wenn gerade nichts Besseres zur Hand ist, wie z. B. elektrische Stromleitungen oder ein Atomkraftwerk, tut es zur Not auch ein Mensch. Während das bizarre Wesen wächst und wächst, suchen der amerikanische Atomwissenschaftler Dr. Royston (Dean Jagger) sowie Inspektor McGill (Leo McKern), Mitarbeiter der hiesigen Atombehörde, verzweifelt nach einer Möglichkeit, um das Unwesen zu stoppen.
Nach dem großen Erfolg des Science-Fiction-Schockers The Quatermass Xperiment (Schock, 1955) legte die britische Produktionsfirma Hammer Films im Jahr darauf mit X the Unknown gleich einen ähnlich gelagerten Streifen nach. Der ursprünglich als Sequel des ersten Quatermass-Abenteuers angedachte Film mußte abgeändert werden, als Autor Nigel Kneale seine Zustimmung für eine nicht von ihm geschriebene Fortsetzung verweigerte. Das Skript stammte von Jimmy Sangster (1927 – 2011), dessen Stern mit X the Unknown aufging, war es doch sein erstes Drehbuch für einen Spielfilm. Der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt. Geschichte war auch bald der Amerikaner Joseph Losey (The Damned), der als Regisseur vorgesehen war. Offiziell verabschiedete er sich nach einigen Drehtagen aufgrund einer Erkrankung, aber hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, daß Hauptdarsteller Dean Jagger nicht mit einem Mann zusammenarbeiten wollte, der mit den Kommunisten sympathisierte und deshalb auf der schwarzen Liste Hollywoods gelandet war.
So kam Leslie Norman (The Long and the Short and the Tall) zum Zug, der sich am Set jedoch als kleiner Tyrann entpuppte und sich damit naturgemäß keine Freunde machte. Für die Kamera war Gerald Gibbs verantwortlich, den (tollen) Score steuerte James Bernard (Dracula) bei, und die Kreatur und deren Opfer trickste Philip Leakey. So angestaubt die Effekte heutzutage auch sein mögen, für die damalige Zeit leistete er durchaus beachtliches. Die (leider sehr spärlich gesäten) Aufnahmen, als die Kreatur aus dem Riß kriecht, sich ihren Weg durch eine Landschaft bahnt oder über eine hohe Mauer schwappt, sind sehr ansehnlich geraten. Mit der Sequenz, in der einem Unglücklichen, welcher dem Wesen begegnet, das Gesicht wegschmilzt, setzte er noch einen drauf. So kurz dieser grausige Moment auch ist, das Auflösen des Fleisches, das langsam vom Schädelknochen fließt, hinterläßt Eindruck und dürfte für die Kinobesucher anno 1956/57 wohl rather shocking gewesen sein, zumal der Grundton des Schwarzweiß-Streifens - das Comic Relief in Form zweier Soldaten ausgenommen - sehr düster und bedrohlich ist.
Darüber hinaus sorgen einige gelungene Set-Pieces, unterstützt von Bernards gekonnter Musikuntermalung, für gruselige Spannungsmomente. Das Abseilen eines Mannes in die bodenlos scheinende Erdspalte, die Szene mit dem kleinen Mädchen vor der Kirche sowie der Showdown mit dem hängen gebliebenen Wagen sind allesamt tadellos inszeniert. Das tröstet auch über zahlreiche eher langweiligere Sequenzen hinweg, wo die Verantwortlichen mit ernster Miene über die Bedrohung aus dem Inneren der Erde debattieren, Theorien aufstellen und Pläne schmieden. Das ganze Szenario wird kühl und dramatisch durchgespielt, wobei sich kein wirklicher Sympathieträger herauskristallisieren will. Das Ende ist, wie es damals üblich war, erstaunlich abrupt, und so manche Tätigkeiten sorgen heute für ungläubiges Kopfschütteln und/oder verhaltenes Schmunzeln. Nichtsdestotrotz ist X the Unknown ein recht gelungener Mix aus Science-Fiction, Horror und Katastrophenszenario, mit einem originellen Monster (*), einigen schönen Suspense-Szenen und einer ernsten, düsteren Atmosphäre.
(*) Anmerkung am Rande: Zwei respektive drei Jahre später ließen die Amerikaner mit The Blob (Blob - Schrecken ohne Namen, 1958) und die Italiener mit Caltiki - il mostro immortale (Caltiki - Rätsel des Grauens, 1959) ähnlich geartete Monster auf die Menschheit los.