Review

"XX unbekannt" war der Versuch, den Erfolg von Quatermass auszubauen. Ich weiß nicht, ob es ihm bei seinem Kinostart gelungen ist. Aus heutiger Sicht ist dieser Film ein ziemlicher Flopp.
Die Story ist ein klassischer Drive-in-B-Movie Plot. Auf einem Übungsgelände der Britischen Armee bricht eine Spalte auf und setzt Radioaktivität frei, die einige Leute verbrennt. Gut, warum nicht. Dann tritt mit einiger Verzögerung ein scheinbar recht erschreckendes Wesen aus dem Spalt aus, dass ein Kind verstrahlt. Das tut es aber nur zufällig, weil es hauptberuflich damit beschäftigt ist, sich Energie in Form von Radioaktivität zu besorgen. Es bricht in ein Kernforschungszentrum ein, um sich an Isotopen zu laben und zerkocht bei einem anderen Beutezug einen lüsternen Doktor in einem Krankenhaus für Nuklearmedizin (die Anwendung von Gynstuhl und Strahlenquelle hat sich zum Glück nicht durchgesetzt). Nun ist es Zeit, die Wissenschaft ins Spiel zu bringen. Dies geschieht in Form eines Anti-Quatermass (sehr ordentlich gespielt), der nicht so ein bärbeissiger Stinkstiefel ist wie das Original. Selbiger beschäftigt sich in seiner Forscherfreizeit mit der explosionsfreien Neutralisierung radioaktiver Strahlung (jeder andere Forscher hätte den Nobelpreis für Physik und nicht den Friedensnobelpreis angestrebt). Und er kann tolle Theorien liefern. Er diagnostiziert, dass aus dem Spalt (durch Einflüsse des Kosmos) ein Urwesen aus dem Erdinneren freigesetzt wurde, dass von Energie lebt (Toll, dann sollte dieses Wesen erst einmal haushalten lernen. Das Verstrahlen der Opfer ist ja so, als würde Hannibal Lector die seinigen mit gefrorener Menschenleber erschlagen...). Natürlich hat der Wissenschaftler Recht und wir sehen nun endlich das Wesen. Es sieht aus wie das Innere einer Lava-Lampe und muss dringend vernichtet werden. Dazu gibt es einen super Plan. Nachdem unser Forscher nach vielen Jahren der Arbeit nicht über das Niveau eines Trix-Metallbaukastens herausgekommen ist, baut die Armee in wenigen Stunden basierend auf seinen Versuchen große Radioaktivitätsvernichtungsschirme (wenn alle technischen Umsetzungen von Erfindungen so zackig verlaufen würden hätte wir heute schon Ferienhäuser auf dem Mars). Diese Schirme werden an der Spalte, zu der unser Plasmafreund immer wieder zurückkehrt, aufgestellt. Mit verlockendem Kobalt wird der Gallert hervorgelockt und neutralisiert. Die Welt ist gerettet.
Die Geschichte ist wirklich sehr dünn. Es ist festzuhalten, dass hier ein besseres Wissenschaftsbild gezeichnet wird als bei Quatermass. Auch die Armee kommt besser weg. Es gelingt dem Film aber nicht, trotz dieser Vorteile, die radioaktive Amöbe als Bedrohung rüberkommen zu lassen. Und damit sind Wissenschaft und Armee in ihrem Bemühungen unglaubwürdig.
Ich denke, dass Problem ist tatsächlich der Urschleim selbst. Zu Beginn wird suggeriert, dass die Bedrohung leicht Kinder durch ein Gehölz verfolgen kann. Das glaubt man später nicht mehr, wenn man es zu Gesicht bekommt. Dann lernen wir, dass die Amöbe alles zerschmelzen kann. Sie sieht aber nicht so aus, als könnte sie ihre Energie bündeln und müßte demnach alles zerstören, was ihr in die Quere kommt. Das tut sie aber nicht (mit Ausnahme der Stromleitungen). Und als dann der Schleim endlich schön groß und gefährlich ist vermeiden die sehr miesen Tricks, dass sich irgendeiner fürchten könnte (mal ehrlich, die Nummer mit dem Laster gehört doch wohl in die Ewige-Schlechtestenliste der Filmtricks).
Es ist schon schade, dass sich der Film von den inhaltlichen Schwächen nicht erholen kann. Die Schauspieler sind sehr ordentlich und in ihrer plakativen Rollenverteilung stimmig. Die Verhaltensweisen der Nebenrollen sind ebenfalls sehr nett. Und die Kamera liefert eine solide Leistung ab. Gut, die Musik ist ein wenig reißerisch, aber das erwarten wir. Phasenweise kommt auch eine nette Nostalgiestimmung auf. Aber das reicht alles nicht, weder zum guten Unterhalten noch zu einem Vergleich mit Quatermass. Deshalb nur 3 von 10 Punkten.

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