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Vor „Feinde aus dem Nichts“, einem bedeutsamen Paranoia-Kino-Beitrag der 50er, gab es natürlich auch noch einen SF-Erstling aus der Hammerschmiede, in dem der Raketenwissenschaftler Quatermass auch einen ersten Auftritt hatte. Beide Filme basieren ja auf TV-Mehrteilern der erfolgreichsten Sorte und wurde so für das Kino noch einmal ausgewertet.

„Schock“ oder „The Quatermass Xperiment“, wie er im Original hieß, postulieren den ersten Raumflug (halbillegal) der Briten, der im freien Raum rund um die Erde gar unbekannte Gefahren lokalisierte. Offenbar haben hier drei Astronauten auf ihrem Ausflug jenseits der Atmosphäre Kontakt mit einer unbekannten Macht gehabt und diese zwei von ihnen in Zellgewebe aufgelöst. Der Dritte im Bunde ist noch halbwegs intakt, doch die körperlichen Veränderungen machen auch ihn zu einem unbekannten Faktor.

Noch fürchterlicher wird es allerdings, als er eine Art Symbiose mit einem Kaktus angeht, von da an mutiert er fröhlich vor sich hin und saugt das Gesichtsgewebe von unschuldigen Opfern, während ihn seine eigenen Angst ständig antreibt.

Währenddessen hat Quatermass mit den Behörden und den moralischen Bedenken zu kämpfen, die ihm ständig an den Kopf geworfen werden und sicherlich haben sie alle recht. Brian Donlevys Wissenschaftler zählt nämlich sicherlich zu den rücksichtslosesten Charakteren, die je den Film als Helden betreten haben. Barsch und ruppig plädiert er stets für den Fortschritt und das Sammeln wissenschaftlicher Erkenntnisse und opfert für so etwas auch gern mal eine Raketenbesatzung, wenn dadurch die ganze Welt an neues Wissen gerät, als wüßte er, daß er den Film als Held überleben wird. Heutzutage wäre ein Drehbuchautor schon moralisch verpflichtet, so eine Figur noch im Film umzubringen, aber damals war das halbwegs salonfähig.

Der Film wird später zu unheimlichen Hetzjagd, die so ihre Momente generiert, etwa wenn man ein Massaker in einem Zoo miterlebt (bzw. sein Ergebnis) oder die Schleimspuren des Wesens über meterhohe Mauern verfolgt werden. Der Flüchtige erregt da ordentlich den Mitleid des Publikums, denn ihn treibt ständig die Angst und der sich verändernde Körper.

Am Ende gibt’s noch den Showdown in der Westminsterkathedrale, wo ein TV-Team sich aufs Ironischste während einer Live-Sendung gegen den Abbruch wehrt, weil die Sicherheit der Nation auf dem Spiel steht.
Victor Carroon, das unglückliche Opfer, ist inzwischen zu einem monströsen Matschmonster mutiert und tentakelt sich über ein riesiges Baugerüst. Zeit für den finalen Stromstoß, bevor er sich vermehrt.

Insgesamt ist „Schock“ der schwächere Quatermassfilm, denn moralische Kriterien werden hier so freimütig ins Gegenteil verkehrt, das es eine wahre Freude ist. Es gibt zahlreiche starke Szenen und intensive Bilder, aber die Spannung kommt weniger zum Zuge, dafür fehlte der Produktion auch das große Geld für bedeutende Effekte in dieser ständig ausufernden Monsterjagd. Der Tentakelriese am Ende war denn auch eigentlich nur eine beklebte Hand in einem Handschuh, es sieht trotzdem recht brauchbar aus. Dennoch ist das fehlende Treffen irgendwelcher Botschaften oder Aussagen dem Wert des Films eher abträglich. Dennoch ein kleiner, spannender Beitrag zum Monsterkino der 50er. (6/10)

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