Review

Den Irland-Konflikt als Aufhänger für einen Hollywoodfilm zu benutzen ist keine unbedingt leichte Aufgabe, doch „Vertrauter Feind“ geht mit dem Thema wenig tiefgründig, aber durchaus angemessen um.
IRA-Untergrundkämpfer Frankie McGuire (Brad Pitt) musste als Kind mitansehen, wie sein Vater vor seinen Augen erschossen wurde. Seitdem schlägt er sich als Terrorist durch und wird gesucht – vor allem von den britischen Behörden. Deren Polizei und Armee stellen ihm auch eine Falle, aus der sich Frankie den Weg freischießt, aber viele seiner Kumpane verliert. Dies sorgt für einen zünftigen Opener, macht aber auch klar, dass Frankie kaltblütig töten kann, wenn er will.
Die IRA hat jedoch eine Aufgabe für ihn, da das Pflaster in der Heimat zu heiß für ihn wird: Er soll in den USA Stinger-Raketen kaufen. Als Tarnung bringt man ihn unter falschem Namen in der Familie des Polizisten Tom O’Meara (Harrison Ford) unter, der ihn für einen jungen Einwanderer hält. Tom ist mal wieder ein totaler Saubermann, der seine Dienstwaffe selten ziehen musste und den Polizeidienst auch sonst absolut vorbildlich erfüllt.

Bei dem zwielichtigen Geschäftsmann Billy Burke (Treat Williams) will Frankie die Ware kaufen, doch der teilt ihm mit, dass die Ware mehrere Wochen braucht. Frankie beschließt auf die Lieferung zu warten, während er den O’Mearas näher kommt...
„Vertrauter Feind“ bemüht sich ausgewogen zu sein, überzieht es dafür bei der Charakterzeichnung Toms aber mit dem Saubermannimage zu sehr. Auch in der Familie gibt es keine größeren Probleme als Telefonitis bei der ältesten Tochter; lediglich der Plotstrang, als Toms Partner Edwin Diaz (Ruben Blades) einen Verdächtigen erschießt und Tom ihn deckt, kratzt mal etwas an dieser Art, die zu gut für diese Welt ist – für poetische Gerechtigkeit wird dann aber gesorgt.
Besser schlägt sich „Vertrauter Feind“ bei dem Zusammenspiel von Familie und Untergrundkämpfer: Frankie wird als sympathischer Mann gezeigt, dem man von seiner Person her einen Erfolg durchaus gönnen würde, obwohl man gleichzeitig den IRA-Terror verurteilt. So bahnen sich auch Schwierigkeiten an, da Tom bald ebenfalls Sympathien für ihn hegt, aber klar ist, dass Frankies Tarnung irgendwann auffliegen muss.

Dieses Dilemma beantwortet Tom dann auch wieder auf arg moralische Weise, aber trotz dieses Bisschens Mutlosigkeit ist „Vertrauter Feind“ ein ziemlich kurzweiliger Thriller. Große Action gibt es nicht, nur den fetzigen Opener und drei, vier kleinere Auseinandersetzungen, doch „Vertrauter Feind“ umschifft Längen ziemlich gut. Sehr hoch ist das Tempo nie, zu lahm aber auch nicht, da sich Frankies Lage langsam, aber stetig zuspitzt.
Das Schauspielerduell von Brad Pitt und Harrison Ford ist auch recht gelungen und kann von keinem der beiden für sich entschieden werden. Von ihren jeweiligen Bestleistungen sind sie hier zwar beide entfernt, aber sie spielen gut zusammen, keiner übertrumpft den anderen. Treat Williams ist herrlich schmierig, hat aber nur eine kleine Rolle, während Ruben Blades eine wirklich überzeugende Vorstellung abliefert. Natascha McElhone darf schon mal für „Ronin“ üben und in einer kleinen Rolle ist Julia Stiles zu sehen.

Alles in allem ist „Vertrauter Feind“ ein eher langsam erzählter, aber nie lahmer Thriller mit wenigen Schauwerten, aber einer ordentlichen Portion Spannung. Teilweise etwas mutlos, denn trotz der menschelnden Darstellung der Terroristen wird die Moralkeule doch etwas heftig geschwungen.

Details
Ähnliche Filme