Eine andere Entschuldigung als mein damaligen Dasein als 14-jähriger Cradle Of Filth - Fan brauchte ich nicht, um "Cradle of Fear", quasi den Film zur Band sehen zu wollen. Hatte ich vielleicht keinen "A hard Day's Night" des Gothic Metal erwartet so hoffte ich damals zumindest auf einen hochwertig produzierten Horrorfilm. 2 Jahre später gab es den Film auf Youtube, nicht legal und erst recht nicht am Stück, aber immerhin konnte ich mir dank meiner Englischkenntnisse selbst ein Bild von der Qualität der Produktion machen und vor allem des Schauspiels meines Lieblingsmetalfronters machen.
... Der im Film übrigens nicht die Hauptrolle, sondern den Sohn / dämonischen Sidekick des eingeklapsten Serienkillers und Okkultisten Kemper spielt, der mit Sohnemann Hilfe Rache für seine Einkaserniertheit nehmen will. Dementsprechend sind die Geschichten dieser Horroranthologienim Ittenbachschen "Burning Moon" - Stil die Todesfälle der verfluchten Kronzeugen, die alle durch eine Vielfalt an schwarmagischem Hokus Pokus unter die Erde gebracht werden. Wir werden Zeuge einer dämonische verlaufenden Blitzschwangerschaft, wohnen einem gescheiterten Einbruch mit anschließender Täterheimsuchung bei, suchen zusammen mit einem verstümmelten Fiesling nach einem adäquaten Ersatz ein (dass noch an dessen besten Freund hängt) und werden zwischendurch immer wieder mit den Ermittlungen des schmierigen, aber kompetenten Inspektor Nielson konfrontiert, der Kempers Treiben endgültig den Riegel vorschieben will.
Als dessen eigener Sohn in Folge seiner Snufffilmsucht Geld, Job und Leben verliert, reißt Nielson endgültig der Geduldsfaden gegenüber den in Zeitlupe mahlenden Mühlen der Justiz und zeigt dem Irren selbst, dass der Arsch nun Kirmes hat. Aber der Weg dorthin ist ein langer, qualvoller und der Film dazu wird außer von BLUT, Spucke und gutem Willen vor allem mit drei Zutaten zusammengehalten: Latex, CGI und viiiiiel Silikon!
Ja, dieser Film war damals, ob es stimmte oder nicht, aus Prinzip schon gut. Das Stichwort ist Starvehikel: neben Frontschreier Dani hat auch der Rest der Band Cameo sei Dank ihren Weg in den Film gefunden und auch die musikalische Untermalung stammt teilweise von den britischen Düstermetallern. Das, ein Haufen cooler, wenn auch durchschaubar Splattereffekte und jede Menge hübscher Damen machen den Film zu einem kurzweiligen Vergnügen für bekennende CoF-Fans und unverbesserliche Trashmasochisten.
Sicher, das ganze sieht aus wie ein billiger Softsexer aus dem Kabel 1 - Nachtprogramm und statt seriösen Schauspieles bekommen wir hier vor allem Type casting und eine Parade manischen Grinsen und schmerzverzerrter Grimassen, aber wir hatten ja nichts anderes: eine Filthmania, die ob eines potenziellen Millionenpublikums die Produktion eines hochwertigen Filmes gerechtfertigt hätte gab es nicht und so freute man sich als Fan dennoch über das abgeliefert Ergebnis, zumal der undergroundartige Amateurfilmstil ohnehin besser zum eisenharten Sound der Band passte und den als Black Metal - Verwässerern verschrienen Briten auch etwas dabei geholfen haben dürfte, einen Teil der Sellout-Vorwürfe von sich abzuschütteln.
CoF-Fan und Freunde von stylischem Low Budget-Horror kurzweiliger Art können gerne mal ein Auge riskieren, brauchen sich aber nicht über mangelnde Substanz beschweren: der Film will kurzweilige Goreunterhaltung mit Dutteln in Ketchup als Beilage sein, nicht mehr und nicht weniger, und ist genau das: selten gruselig, aber stets spaßig: Bon Appetit.