Review

Amicus trifft Ittenbach

„Cradle of Fear“ ist eine chaotisch-sympathische Splatter-Anthologie vom „Ittenbach Englands“, Untergrund-Horror-Kultmann Alex Chandon, der danach mit „Inbred“ immerhin einen „ausgewachsenen“ und ausproduzierten Horrorfilm drehen durfte, dem der echte Durchbruch zum Erfolg geschweige dem Mainstream aber nie richtig gelingen sollte. Wahrscheinlich war das aber auch nie sein Ziel. Mit „Cradle of Fear“ hat er es jedoch schon in den frühen 2000ern auf den Zettel vieler Horrorfans ohne Angst vor Amateurart geschafft. Mehrere durch Polizeiermittlungen verbundene Mordfälle voller Gedärme, Dämonen und blanken Brüsten…

Amateur aus der Hölle

Einerseits finde ich die ungenierten Splattereinlagen, die zeigefreudigen Damen in Kombi mit dem billigen VHS-Look und genug Abwechslung durch die Kurzgeschichten sehr… süß. Das erinnert natürlich heftig an Olaf Ittenbach, den frühen Peter Jackson oder auch abgründigeres TV-Material a la „Tales From The Crypt“. Hier wird durch jede gute Serviette gesaftet! Die Ladies sind meist sehr sexy, die Schlachteinlagen nahezu alle haptisch und praktisch inszeniert, die übergreifende Handlung gibt zumindest Halt und Sinn. Einzelne Monster und Kreaturen wie das „Spinnenbaby“ bleiben im Gedächtnis. Von den einzelnen Geschichten, von den schauspielerischen Leistungen oder dem Sinn als Ganzes sollte man nicht allzu viel erwarten. Wenn jemand selten oder nie Amateurhorror guckt, wird diese zwei Stunden schwer verdaulich finden. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Erwartet man jedoch korrekt und vergleicht jetzt nicht mit Hollywood, dann kann man diese gruftige Collage der Abartigkeiten und Körpersäfte schon gutheißen. Man darf halt nicht zimperlich sein… 

Fazit: garstig-saftige Splatter-Anthologie (!) zwischen Verstörung, Amateurvibes, einer SM-Party, den sexy Sportclips und Unsinn. Englischer Gothic-Charme. Für die Hartgesotteneren - sowohl was den Blutzoll angeht als auch die Leidensfähigkeit als Filmfan. Porentief Nische. Sehr erstaunlich, dass der momentan/schon seit Monaten ungeschnitten auf Netflix abrufbar ist…

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