Nach seinen vergnüglichen Amateurshorts drehte Alex Chandon seinen ersten ambitionierten Film auf Spielfilmlänge, doch der Schein trügt. Genau genommen würfelt das Drehbuch vier Kurzgeschichten aneinander, locker zusammengehalten durch eine fantastische, allerdings belanglose Rahmenhandlung von einem Serienkiller in einer Anstalt, der durch okkulte Fähigkeiten seinen Racheengel auf einige Menschen loslässt. Düstermetaller Dani Filth ist mit seiner "The Crow"-Aufmachung für Arme zwar verhältnismässig wenig geschminkt im Gegensatz zu den Bühnenshows seiner "Cradle Of Filth", kann jedoch selbst so nur als albernes Abziehbild wirken. Trotzdem sind die vier Geschichten sehr gelungen, da tischt uns das Drehbuch von Herrn Chandon so allerlei Fiesheiten und gelungene Wendungen auf. Die erste Story um ein Gothicmädchen, dass in einem Club ihren Schwarm abschleppt und am nächsten Tag ein unerwartetes Wesen im Bauch hat, ist da zwar ganz ansehnlich dank einer unkonventionellen Bauchöffnung mit Messer und Alien, die Story ist allerdings der übliche Fantasybrei. Schon besser sind da die beiden Freundinnen, die durch einen schnellen Einbruch ihre Kasse aufbessern wollen, aber überrascht werden, überrascht wird nämlich auch der Zuschauer mit dem makaberen Verlauf, der zu schockieren versteht. Und wenn das zugekokste Yuppiepärchen noch in einem James Dean Porsche über die nächtliche Straße fegt, ist das nächste Blutbad wohl gewiss, doch nicht durch einen einfachen Unfall. Schnell noch ein Verbrechen der groben Art ausgeheckt und schon haben wir ihn wieder am Hacken, den Rächer in schwarz. Zu guter Letzt wird noch das in den letzten Jahren oftmals benutzte Thema um Snuff-Websites neu aufgelegt, Gewinner gibt es in keiner Story so recht, dafür jede Menge Tote, die letzte Story verbindet dann auch eher leidlich das Ganze zu einer Mixtur, die die lange Laufzeit von zwei Stunden rechtfertigt. Der Director's Cut hat einige harsche Einstellungen, die diesen splatterigen Streifen zwar nicht zu dem "2 hour gorefest" machen, wie es das Cover verkündet, die reichhaltigen SFX gereichen dem Gorehound allerdings zu diversen Vergnügungen, wenn Zähne abgemeißelt oder ein Bein Stück für Stück mit einem Messer abgehackt werden. Die Soundeffekte tun dem auch hörbar gut und laufen zu echten Highlights auf, während einfach zu wähnende Schnitte mit Klingen z.B. einfach dilettantisch aussehen. Blutig ist das allemal, was die Creature Effects Crew hier fabriziert, dazu serviert Alex Chandon all das, was die BBFC gar nicht gerne sieht, also diverse nackte Darstellerinnen und immer wieder Drogenkonsum. Im Ganzen gibt es in jedem Abschnitt ein bis zwei gute Darsteller, während der Rest eher schlecht als recht zu beurteilen wäre. Wer sich an solchen budgetbedingten Unzulänglichkeiten aus dem Independentbereich nicht stört, sondern mal wieder ein stellenweise erstaunlich brutales Werk zu sehen hofft, ist hier richtig. Die einzelnen Geschichten sind mitunter recht clever in ihrem Verlauf (ohne eine große Story zu erzählen), etwas krude ist nur der gezwungene Zusammenhalt, der so nicht wirklich funktioniert. Der Soundtrack wurde übrigens neben "Cradle Of Filth" von einigen Elektronic-Acts eingespielt, was der Atmosphäre eines modernen Englands sichtlich gut tut. Ambientöse Beats und Drum & Bass Anleihen überwiegen erstaunlicherweise über dem Black Metal-Geschrubbe, wohlan.
Fazit: Gute, teils brutale Shorts in einer okkulten Rahmenhandlung. Unterhaltender Independentschocker ohne Anspruch. 7/10 Punkten