Bisher gefiel mir B-Mime Eric Roberts ("Gunpower") nur in den allerwenigsten Rollen. Mit Jesse Johnsons "Butcher: The New Scarface" wurde ich erfreulicherweise endlich mal wieder von Roberts Künsten überzeugt. Sollte der gute Eric im fortgeschrittenen Alter doch noch einmal aufblühen wie dereinst im 80er-Jahre Klassiker "Karate Tiger 4 - Best of the Best"?
Die Rolle des gezeichneten und durch einen Geldraub ins Visir der Mafia geratenden Auftragkillers steht ihm jedenfalls ausgesprochen gut zu Gesicht. Trotz für die Genreverhältnisse ungewöhnlich üppig ausgefallener Spielzeit weiß neben der zwar nicht gerade innovativen, aber mehr als zweckdienlichen Gangsterdrama-Grundkonzeption sogar die tragische Liebesgeschichte zu gefallen, die gratis mitgeliefert wird. Sicher hätte man sich gerade im fortgeschrittenen Mittelteil einige Minuten problemlos sparen können, wirklich gelangweilt habe ich mich der sympathischen Charaktere wegen nicht. Und schließlich ist da ja noch Actionprofi Jesse Johnson, der trotz überschauberem Budget für die nötigen Adrenalinkicks sorgt.
"The Butcher" ist insgesamt aber eher als Drama konzipiert, weswegen die Actionanteile nicht ganz so üppig ausfallen wie in einem reinrassigen Actionkracher. Nichtsdestotrotz stellen die in Maßen eingesetzten knackigen Shoot-Outs den Fan mehr als zufrieden. Blutige Zeitlupentreffer gehören ebenso zum Programm wie eine professionelle Choreographie der durchweg absolut kompromisslosen Fights.
Einzig das Timing besagter Actionpassagen selbst lässt noch ein wenig zu wünschen übrig. Hier fehlt das letzte Quentchen an dramatischem Gespür - wobei ich mir sicher bin, dass sich Regisseur Johnson mit seinen 37 Lenzen in dieser Hinsicht zweifelsohne noch weiterentwickeln wird.
Dass "The Butcher" in seiner ungekürzten Fassung in Deutschland gar mit einer SPIO-Freigabe bedacht wurde, wird besonders an einer Szene verständlich, in der ein Kopf aus nächster Nähe und in Zeitlupe die Wirkung einer Pumpgun zu spüren bekommt. Witzigerweise wirkt just jene herausragende Gorehammel-Szene etwas deplaziert. Ohne sie hätte das Ganze noch etwas runder gewirkt.
Abgesehen vom letzten Feinschliff des Actionszenenablaufs gibt es in technischer Hinsicht jedenfalls nicht viel zu bemängeln. Die trostlosen L.A.-Vorstadtkulissen und die eher unspektakuläre, farbarme Inszenierung passen hervorragend zum düster-trostlosen Plot. Auch plakative Explosionsorgien vermisst man da zu keinem Zeitpunkt.
Da es in schauspielerischer Hinsicht ebenfalls nicht viel zu kritisieren gibt - von Roberts schrieb ich ja bereits eingangs, neben ihm überzeugen u.a. auch Robert Davi als Mafiaboss und die bisweilen etwas in den Hintergrund tretende Irina Björklund als Geliebte - kann ich "Butcher: The New Scarface" allen B-Actionfans wärmstens empfehlen. Es kommt schließlich nicht oft vor, dass in einer solchen Produktion neben der Action auch die Charaktere und (trotz einiger Längen) die Story punkten können.
Fazit: Definitiv sehenswert! Von Regisseur Johnson ("The Fifth Commandment") wird man künftig sicher noch Einiges erwarten können, gerne auch mit Eric Roberts in einer tragenden Rolle. Ich bin jedenfalls gespannt. Auch die vielen namhaften Nebenrollen (Vernon Wells, Geoffrey Lewis, Bokeem Woodbine) stellen einen dicken Pluspunkt dar.
(In technischer Hinsicht ist die österreichische Blu ray übrigens nicht wirklich zu empfehlen. Die DVD tut's bei einem solchen B-Movie auch locker)