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Ein Nerd, der sein komplettes Leben seiner Filmbegeisterung widmet. Der einen Videoladen für seltene Filme führt, der zwar wenig Geld abwirft, ihm dafür aber um so mehr Gelegenheit gibt, mit seinen Filmfreak-Freunden stundenlange Diskussionen zu führen. Und der seiner Freundin den Laufpass mit der Begründung gibt, dass sie es nicht mit Katherine Ross in "Butch Cassidy und Sundance Kid" aufnehmen könnte.

So oder so ähnlich gab es schon mehrfach Geschichten im Kino, aber ganz so einseitig kommt "Watching the Detectives" (den deutschen Titel erspar ich mir) nicht daher. Das liegt vor allem an Cillian Murphy als Neil, der weder optisch noch im Handeln dem Nerd-Image entspricht - auch wenn er sein Leben der Filmbegeisterung komplett unterordnet. Als eines Tages Violet (Lucy Liu) in seinem Videoladen steht und ihn mit einem Trick zu einer Abendessen-Einladung bringt, wirkt Neil keineswegs verunsichert. Im Gegenteil freut er sich auf das Date, dass sich auch erfreulich entwickelt.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist nur, dass die auf ihn wartende Violet scheinbar sturzbetrunken ist und ihn unverhohlen zum Sex auffordert, worauf er gentlemanlike reagiert. Kaum hat er ihr eindeutiges Ansinnen abgelehnt, stellt sich ihr alkoholischer Zustand als gespielt heraus. Dieses Muster bleibt weiterhin signifikant für ihr Verhalten, denn Neil kann sich bei ihr nie sicher sein. Mal warten schon ein paar Polizisten auf ihn, die ihn per Foltermethoden zu einem Geständnis zwingen wollen, ein anderes Mal platzt ein Picknick mit Freunden, weil sich der köstlich bestückte Picknickkorb als geklaut herausstellt.

Auch mit Informationen über ihre Herkunft, ihre Wohnung und sonstige private Bindungen geht Violet sehr spärlich um, so dass Neil fasziniert, aber gleichzeitig verunsichert ist - besonders dann, wenn er von Violet tagelang nichts hört. Allerdings gelingt es ihr dabei das Gleichgewicht einzuhalten, denn ihre Begegnungen werden immer intensiver. Nur nerven Neil mit der Zeit ihre Eskapaden, da er sich gar nicht mehr mit ihr treffen kann, ohne jedesmal zu vermuten, dass etwas Unerwartetes geschehen wird.

An der Tatsache, dass Neil plötzlich kaum noch Filme sieht, erkennt man schon die Intention von Regisseur und Drehbuchautor Paul Soter, der zu dem "Broken Lizard" Comedy-Team gehört und zuletzt das Drehbuch zur Trash-Klamotte "Bierfest" schrieb. Gegen diese Werke ist "Watching the Detectives" von subtilster Machart und es überrascht geradezu, dass er das Thema nicht zu einer neuerlichen überdrehten Komödie nutzt, sondern im Detail regelrecht ernsthaft bleibt.

Zu verdanken ist das vor allem Lucy Liu, die als Violet trotz ihrer Verrücktheiten, gleichzeitig anziehend und liebenswert wirkt. Tatsächlich bleiben ihre Aktionen immer in einem geschmacklichen Rahmen, der bei Neil zwar so manches Kopfschütteln erzeugt, aber auch irgendwie Spass macht. Leider bleibt Violet in dieser Rolle sehr eindimensional, indem sie immer genau das tut, was man von ihr erwartet - auch wenn es scheinbar das Unerwartete ist. Zunehmend erkennt man Soters Hintergedanken, der hier genau die Traumfrau für den Filmfreak entwickelt - etwas verrückt, erotisch und geheimnisvoll, aber letztendlich ganz lieb und nur an einer intensiven Beziehung mit dem angebeteten Objekt interessiert.

Keine Frage - der Film unterhält gut mit seinen vielen versteckten Hinweisen und Insider-Gags für Filmfreaks. Und auch die Liebesgeschichte, die hier kurzweilig und ohne übertriebenes Drama erzählt wird, kann so manche Erwartungshaltung beim männlichen Betrachter erfüllen. Vielleicht konnte Paul Soter gar nicht anders - angesichts seiner bisherigen Verwendung von Klischees aller Art - als hier einfach eine Liebesgeschichte für (männliche) Filmfreaks zu erfinden (7/10).

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