Roman Polanski
Das Messer im Wasser
(Pierrot Le Fou)
Vor fünfzig Jahren begann mit Das Messer im Wasser die Karriere eines Regisseurs, der auch heute, mittlerweile verantwortlich für viele Meisterwerke und Klassiker des Kinos, immer noch zu überraschen weiß (wie zuletzt mit seinem großartigen Der Gott des Gemetzels). Regisseur Roman Polanski gelang es direkt mit seinem, damals noch in Polen gedrehten Debüt, eine Oscar Nominierung als bester fremdsprachiger Film zu erreichen und den Fipresci Prize Venedig 1962 zu gewinnen. Viele Kritiker sind auch heute noch der Meinung, nie wieder habe er einen besseren und perfekteren Film gedreht als hier.
Der Film beginnt mit dem Sportjournalisten Andrzej (Leon Niemczyk), der mit seiner Frau Krystyna (Jolanta Umecka) aufs Land fährt, um mit ihr ein gemeinsames Wochenende auf ihrem Segelboot an einem See der Masurischen Seenplatten zu verbringen. Auf ihrem Weg treffen sie einen Anhalter (Zygmunt Malanowicz), den sie erst mittnehmen und dann später einladen, die Zeit mir ihnen gemeinsam auf dem Segelboot zu verbringen. Doch es entwickelt sich ein Machtkampf zwischen dem bodenständigen Andrzej und dem eher freiheitsliebenden jungen Anhalter (der an keiner Stelle im Film namentlich genannt wird), da beide um die Gunst Krystynas buhlen. Die Machtspiele der Männer nehmen immer mehr zu und die Situation an Bord droht zu eskalieren, als es zu einem Zwischenfall kommt, der die Leben aller Beteiligten für immer verändern wird.
Das Messer im Wasser ist ein psychologisch sehr anspruchsvoller Film, der seine Geschichte eines Beziehungsdramas als eine psychologische Parabel versteht. Perfekt inszeniert, und schon während seines Studiums von langer Hand geschrieben und vorbereitet findet der geneigte Cineast Anspielungen auf das Kino eines Orson Welles. Stieß er in seinem Heimatland auf Wiederwillen und Unverständnis, zeichnete sich jedoch schnell ein internationaler Erfolg ab, der dem Regisseur alsbald Tor und Tür für weitere, größere Produktionen bot.
Das Messer im Wasser wird von Pierrot Le Fou in seiner restaurierten Fassung veröffentlich, die eine sehr gute Bild- und Tonqualität aufweist. Im Bonusbereich befindet sich die 30 Minuten lange Dokumentation A Ticket To The West, so wie diverse Trailer.
Es ist interessant, das Frühwerk eines der wichtigsten Regisseure unserer Zeit zu sehen. Wenn dies darüberhinaus noch in solch einer bestechenden Qualität geschieht, ist dies allemal ein Grund, diesen Film allen zu empfehlen, die sich näher mit dem Schaffen des großartigen Roman Polanski auseinandersetzen wollen.
Christian Funke-Smolka