Review

„Nóż w wodzie“ war der erste große Erfolg von Roman Polanski in seiner Heimat Polen. Polanski schuf einen ruhigen Film, der gegen Ende gar in einen Psychothriller übergeht.


Das Pärchen Andrzej und Krystyna wollen einen Tag auf ihrem Boot verbringen. Schon unterwegs machen sich leichte Spannungen breit. Unterwegs überfährt Andrzej fast noch einen jungen Mann, den die beiden schließlich mitnehmen. Kurze Zeit später sind alle drei auf dem Boot und wollen einen entspannten Tag verbringen. Doch es treffen Charaktere aufeinander, die nicht zusammenpassen. Die Spannungen an Board steigen...


Polanskies „Nóż w wodzie“ ist ein Drei-Personen-Stück auf engsten Raum. Auch die Änderung der Location vom kleinen Auto auf das kleine Boot sorgt für eine gewisse Art von Klaustrophobie. Auf der einen Seite zwei Männer, jeder egozentrisch für sich selbst und immer versuchend, den anderen dumm dastehen zu lassen, auf der anderen Seite die hübsche Krystyna, vielleicht das Zünglein an der Waage.
Die Hauptdialoge kommen von den beiden Männern, sie gehen von leichten Streitereien über ins lächerlich machen des anderen.
Wie der Titel es schon vermuten lässt, kommt auch ein Messer ins Spiel. Dieses Messer gehört dem jungen Anhalter und wer den Film sieht wird erkennen, dass der Filmtitel wie die berühmte Faust auf das Auge passt.

Filmisch ist „Nóż w wodzie“ hervorragend mit gelungenen Kameraeinstellungen und drei hervorragenden Darstellern, die hierzulande praktisch vollkommen unbekannt sein dürften, aber on screen einfach top sind.
Der Film entwickelt sich langsam, doch immer hat man das Gefühl, die Luft zwischen den Beteiligten brennt und man wartet nur auf die Situation, das alles überkocht. Gegen Ende wird der Film gar zum Psychothriller und Personen verhalten sich so, wie man es nicht erwarten würde. Leute, die gerne Personen analysieren, werden ihren Spaß haben.
Schon allein der Begin im Auto, wenn Andrzej seiner Frau ins Lenkrad greift und diese dann genervt und sauer das Steuer verlässt, spricht Bände für die Beziehung der beiden, und dies ganz ohne Worte. Zusätzlich dann noch ein junger Bursche, der an Deck nicht arbeiten will, von Andrzej bewusst provoziert wird. Aber auch der Anhalter geizt nicht mit Provokationen, dazwischen immer Krystyna, von der man überhaupt nicht weiß, zu wem sie steht. Trotz des Altersunterschied wird man, je länger der Film dauert, das Gefühl nicht los, dass der Anhalter quasi Andrzej in jungen Jahren sein könnte.
Andrzej ist ein Spießer der höchsten Klasse (man beachte das Auto, wir befinden uns immerhin in den 60er Jahren in Polen), der Fremde ein Rebell, dem es nur allzu viel Spaß macht, Andrzej zu provozieren, der auch eigentlich immer auf die Provokationen eingeht.
Krystyna tut nebenbei so gut wie gar nichts, wenn sich die beiden Männer mal wieder fetzen und greift nur in höchster Not ein. Die Person der Krystyna wirkt eher wie ein Hauptpreis auf dem Boot, um den beide Männer kämpfen. Krystyna umgibt ferner ein leichter Hauch von Erotik, welches die Situation an Board noch weiter anheizt. Krystyna ist Opfer der Begierde beider Männer und niemand will sich einen Fehler leisten.

„Nóż w wodzie“ lässt viele Fragen offen und lässt dem Zuschauer genug Spielraum, sich seine eigenen Theorien über das geschehene an Board zu entwickeln. Doch der Kampf der Charaktere wird klar und präzise definiert, da gibt es nichts zu interpretieren. Am Ende kann man wieder mutmaßen, welches Weg eingeschlagen wird. Bleibt man weiter Stolz, oder wird man zum Feigling?
Erneut sei erwähnt, dass der Film extrem ruhig und erst in den letzten 20 Minuten quasi aufdreht, wenn man es so bezeichnen darf. Wem diese Art von Film nicht gefällt, wird mit „Nóż w wodzie“ wenig anfangen können.


Fazit: Spannender Film von Roman Polanski, der hier drei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen lässt, an Board eines kleinen Bootes, wo es keine Privatsphäre gibt und man immer aufeinander trifft. Der Film ist extrem ruhig, aber dadurch auch extrem spannend, denn immer wenn man glaubt, jetzt geht es los, passiert es (meistens) doch nicht. Sicherlich ein interessanter Film für den, der mal etwas anspruchsvolleres sehen will und man nicht alles direkt auf dem Präsentierteller bekommt.

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