Emily Jenkins (R. Zellweger) ist eine total überarbeitete Sozialarbeiterin. Eines Tages knallt ihr ein Kollege "Fall 39" auf den Tisch.
Emily soll untersuchen was mit der kleinen Lillith Sullivan (J. Ferland) nicht stimmt. Beim Besuch vor Ort verhalten sich die Eltern des Mädchens ziemlich seltsam und Emily beschliesst diese vorzuladen. Anlässlich dieses Termins kommt Emily auch mit dem Mädchen ins Gespräch und erfährt, dass im Hause Sullivan alles bei weitem nicht so ist, wie es ihre Eltern darstellen.
Eines Nachts erhält Emily einen Anruf des total verstörten Mädchens und beschliesst zusammen mit ihrem Freund Mike (I. McShane) im Hause Sullivan nach dem rechten zu sehen. Dort angekommen können beide gerade noch verhindern, dass die Eltern das Mädchen umbringen.
Nachdem die Eltern in die Psychiatrie gesteckt werden, droht Lillith vorerst im Pflegeheim zu landen, doch Emily beschliesst das Sorgerecht für sie zu beantragen, was ihr auch gelingt.
Schon bald muß Emily aber feststellen, dass Lillith kein normales Mädchen ist....
Kleine Kinder in Filmen sind meist eine Plage. Entweder strotzen sie nur so vor Übermut und bringen ihre lieben Eltern durch allerlei Streiche an den Rand des Wahnsinns oder sie sind vermeintlich ruhig und brav, was später meistens dazu führt, dass die Eltern früher oder später wirklich dem Wahnsinn verfallen oder gleich den Löffel abgeben.
Christian Alvarts Hollywood-Debüt "Fall 39" macht hier keine Ausnahme. Das ruhige, verstört und eingeschüchtert wirkende Mädchen Lillith entwickelt sich natürlich zum Emily terrorisierenden kleinen Satansbraten gegen den kein Kraut gewachsen scheint.
Obwohl derlei Geschichten absolut nichts neues auf der Kinoleinwand darstellen, kann man aber doch bemerken, dass der Streifen trotz aller Vorhersehbarkeiten niemals langweilig ist.
Wie gesagt, die Story dürfte aus ähnlichen Filmen größtenteils bekannt sein. Ich schätze mal Drehbuchautor Ray Wright hat die alle auch gesehen und mangels eigener Ideen einfach alles was ihm daraus in Erinnerung blieb zusammengeklaut und daraus dieses Script gebastelt.
Seltsamerweise ist "Fall 39" aber nicht bloß eine Nummern-Revue mit Zitaten aus "Das Omen", "Ring" u.a. geworden, sondern weist einen durchaus soliden Spannungsaufbau auf, der natürlich mehr auf der unheimlichen, als auf der Action-Schiene abläuft.
Der Weg auf der Schiene des unheimlichen ist allerdings zu vorhersehbar, deshalb hat Regisseur Alvart den Storyverlauf auch immer wieder geschickt mit gut getimten "Schock-Szenen" und etwas Action augepeppt.
Im Zusammenspiel mit Elementen wie dem sich langsam mittels einiger fieser Dialoge outenden Mädchen hält der Film seine Zuschauer bis zum Schluß bei der Stange.
Neben aller Vorhersehbarkeit und des Mangels an neuen Ideen hat das Script aber noch eine andere Schwäche. Nämlich dass es keine wirkliche Erklärung für Lillith liefert, was manchen Zuschauer vielleicht etwas ratlos zurücklassen dürfte.
Möglicherweise war dies aber auch die Intention von Ray Wright, den Zuschauer genauso ohne Erklärung zurückzulassen wie am Ende Renee Zellweger im Hafen, die zwar die ganzen Ideen und Vermutungen von Lillith`s Eltern sowie die eigenen Erfahrungen kennt, aber dennoch keine wirkliche Erklärung für die ganzen Vorfälle hat.
Hier hätte ich mir persönlich etwas mehr Klarheit bezüglich der wirklichen Identität und Absichten von Lillith gewünscht...
Filmtechnisch geht "Fall 39" zwar nicht in die Annalen ein, wirkt aber rundherum solide.
Erwähnen sollte man vielleicht auch noch den Cast mit Renee Zellweger, Ian McShane und Jodelle Ferland.
Bridget "Zellweger" Jones in einem Horror/Grusel-Streifen zu sehen überrascht zwar anfangs etwas, sie spielt ihre Rolle ohne besondere Anforderungen und Wiedererkennungswert aber ganz passabel herunter.
Ian McShane ist hier hingegen bloß Staffage. Seine Auftritte sind kurz, wenig bemerkenswert und daher halte ich McShane in der Rolle für glatt verschenkt!.
Jodelle Ferland als Lillith hinterlässt noch den besten Eindruck, obwohl ich mich frage, ob es einem Kind eine echte Leistung abverlangt in der einen Szene total schutzbedürftig und verletzlich zu erscheinen und in der anderen im Betracher die schlimmsten Befürchtungen zu wecken...
Fazit: "Fall 39" ist inhaltlich durchschnittliche, aber technisch solide, Grusel-/Thriller-Kost. Unterhaltsam, aber mangels jedweder neuer Ideen dazu verdammt, sich blitzschnell aus dem Gedächtnis des Zuschauers zu verabschieden. Dennoch ein ordentliches Hollywood-Debüt von Christian Alvart.