Verfilmungen von politischen Ereignissen sind immer ein zweischneidiges Schwert. Erstens müssen sich Information und Unterhaltung gekonnt die Waage halten, damit der Film nicht uninteressant oder langweilig wirkt. Und zweitens sollte die Darstellung unparteiisch (weder beschönigend noch übertrieben) sein, damit der Zuschauer nicht manipuliert wird und sich selbst eine Meinung bilden kann.
Nach dem US-Einmarsch in Afghanistan 2001 wurden viele Stimmen laut, dass die Amis ein Land angreifen, welches sie in den 80ern noch unterstützt haben, was wohl sowas wie eine Doppelmoral aufdecken sollte. Als politisch interessierter Mensch habe ich mich darüber informiert, sodass mir der Inhalt des Films in den Grundzügen nicht fremd war. Es geht um den Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, in dem die Amis die Afghanen im Kampf gegen die Russen mit Waffen versorgt haben, damit ihr damals größter Gegner geschwächt wird. Der Rest ist Geschichte: goodbye Kommunismus.
Inwieweit die Person des Charlie Wilson durch Tom Hanks und ihr Engagement realistisch abgebildet wurde, vermag ich nicht zu beurteilen, aber nach kurzem Googeln scheint klar dass der richtige Charlie kein Kind von Traurigkeit war. Und so geht der Film auch los: Tom Hanks mit nackten Stripperinnen im Whirlpool, Alk und Koks im Raum, und Nachrichten im Fernsehen, wo er auf das Problem der Afghanen mit den Russen aufmerksam wird.
Was danach folgt, könnte auch gut als fiktive Komödie durchgehen, ein Büro voller Models für verschiedene Aufgaben, z.B. gibt es eine „Presse-Pussy“ (PR-Dame), einen mürrischen, Russen hassenden CIA-Typen (Philip Seymour Hoffman), eine abgedrehte pseudochristliche Republikanerin (Julia Roberts – übrigens sind alle 3 Hauptdarsteller spitze) und viele Scharmützel mit pakistanischen und israelischen Politikern, die hier alle zusammenhalten, um die Kommunisten plattzumachen. Ok, ich nehm das mal als Tatsachen hin, womit Punkt 1 (Balance aus Information und Unterhaltung) gegeben ist. Und das gilt auch für Punkt 2, denn gegen Ende wird der Film trotz einiger vorheriger hurra-patriotischer Einschübe überraschend kritisch. Wenn ich das gegeneinander aufrechne, würde ich sagen dass der Film sich einerseits bedingungslos zur USA und Demokratie bekennt (find ich ok) und andererseits berechtigte Kritik an den benutzten Methoden übt (auch ok). Der Film ist also weder Propagandaschrott noch antiamerikanischer Müll.
So mag ich das und gebe 8 Punkte, wobei ich einräume dass der Film nach zweiter oder dritter Sichtung noch um 1 Punkt steigen könnte. Denn das hier ist richtig sympathischer Politikunterricht.