Wie war das noch mit den Russen in Afghanistan? Die US-Amerikaner lieferten seinerzeit irgendwie den Taliban Waffen und Geld gegen die Kommunisten. Das WIE präsentiert Regisseur Mike Nichols mit der Person des Kongressabgeordneten Charlie Wilson (Tom Hanks), dessen eigener Krieg beleuchtet wird. Alles beruht angeblich auf wahren Begebenheiten.
Las Vegas. Da sitzt der zweifelhafte Held in den frühen 80er Jahren im Whirlpool von nackten Frauen mit dicken Brüsten umgeben, schlürft Alkohol und spricht mit einem Lobbyisten, der ihm später noch unrühmliche Schlagzeilen beschert. Wie bei den Römern, die damals noch den Dunst von Dampfsaunen einatmeten und dabei die besten Pläne schmiedeten.
Es ist ja auch alles in Ordnung, das Koks ist parat und Sex scheint in greifbarer Nähe. Doch nebenbei läuft der Fernseher und berichtet von Afghanen, die von Kommunisten gemeuchelt werden. Da wird ein Hallodri zum Interessierten. Die stumpfsinnigen Gesellen können das so gar nicht nachvollziehen und registrieren wegen ihrer niederen Rolle konsequenterweise nicht, dass der geheime Haushalt für verdeckte Operationen in Afghanistan in Folge des TV-Beitrags verdoppelt wird. Wilson hat eine Impression und sieht Handlungsbedarf.
Davon erfährt auch die geldgeschwängerte Lobbyistin und religiöse Kommunistenhasserin Joanne Herring (Julia Roberts), die den Kongressabgeordneten in ihre Machenschaften einspannt. Am Rande schliddert der exzentrisch aufbrausende CIA-Agent Gust Avrakotos (Philip Seymour Hoffman) in sein Schicksal, das ihn zum Kommunistenkiller werden lässt.
Die unglaublichsten Geschichten schreibt das Leben, wie Mike Nichols anscheinend weiß. Mit einer Leichtigkeit des Seins visualisiert er den skurrilen Krieg des Charlie Wilson, dessen Wiederwahl in Texas so sicher wie das Amen in der Kirche ist. In Selbstsicherheit schwelgend legt der Exzentriker auch deshalb sein Leben in die Hände von Frauen und Whiskey, gleichwohl er durch Afghanistan politische Impulse verspürt. Das ist nett mit anzusehen, wenn im US-Kongress gefeilscht und das Budget für konspirative Auslandseinsätze sukzessiv bis zur Milliardengrenze verdoppelt wird. Wir begleiten Wilson auf mehr oder weniger gewollten Reisen, nach Israel, Ägypten, Houston/Texas und zum pakistanischen Präsidenten. Den dramatischen Höhepunkt erreicht der Kongressabgeordnete in einem gigantischen Flüchtlingslager, wo Afghanen um Nahrungsmittellieferungen kämpfen.
Die verdammten Hubschrauber der Russen müssen endlich runtergeholt werden. So wird der Frauenheld zum Nachdenklichen, der mit Pragmatismus seinem Ziel näher kommt. Auslandsreisen, eine bisschen Sex und gute Kontakt im Sinne der Bringschuld helfen enorm. Den Whiskey als Treibstoff darf man in diesem Sinne nicht unterschlagen. Es werden Pakte und Pläne geschmiedet und in Folge dessen fliegen die Kampfhubschrauber langsam vom Himmel. Wilson macht es möglich. "Politik-" und "Presse-Pussys", die zu seinem Berater-Stab gehören, halten ihm derweil eigene Skandale vom Leib.
Das Ganze macht Spaß, wirft aber gleichzeitig ein ernsthaft sarkastisches Auge auf das Funktionieren der Politik und gibt im Rahmen der Kürze, denn einige Themen hätte man mehr Detailliebe gönnen können, einen interessanten Blick auf die Errungenschaften des Wilson, den Tom Hanks souverän verkörpert.
Letztendlich wird man doch nachdenklich und erinnert sich mitunter daran, dass die Unterstützten später zu Feinde werden. Wilson trinkt nach wie vor und liebt grazile Frauen-Schenkel, aber er ist entschlossener und wird von Kollegen als die Stimme Kabuls belächelt, weil er selbst als die Sowjets ihre erste Niederlage weltweit einstecken, für ein weiteres Engagement im Land durch den Bau von Schulen plädiert. Das interessiert dann aber keinen, wenn das Feindbild formal besiegt ist und die letzten Truppen die Grenzen der kommunistischen Hochburg überqueren.
Das Ganze ist in einem Bad aus Zynismus dermaßen herrlich im positiven Sinne altmodisch und auf bestimmte Weise graufarben, dass Schwarz-Weiß-Malereien keinen Anklang finden. Mike Nichols erzählt lakonisch und doch so gewieft, dass man geneigt ist am Ende der Vorstellung zu applaudieren. (9/10)