Review

Auch in Teil 2 der Reihe ist das Motto wieder: Inmitten Bäumen sterben statt Baumsterben; ganze 60 Minuten gibt es daher hier wunderschöne Landschaftsaufnahmen der schleswig-holsteinischen Wälder, die immer und immer wieder durch garstige Bluteffekte unterbrochen werden! Pfui Pfui! Für den NDR wurde Knochenwald 2 – Fleischernte sicherlich nicht gedreht, das Budget von 300 € spricht auch nicht gerade für Filmfördermaßnahmen einer unabhängigen Produktion. Von daher wurden die mageren Finanzmittel selbstverständlich überwiegend in die F/X gesteckt. Auch irgendwo klar oder? Ebenfalls unschwer zu erraten ist ebenfalls, dass der zweite Knochenwald Teil ein vorwiegend in Flora & Fauna spielender reinrassiger Amateurmetzelfilm von / für Fans ist. Vereinzelt wurde diesmal aber auch in Gebäuden gedreht, wo fernab des Menschenmatschens eine Hintergrundgeschichte(!) erzählt wird.

Denn eine komplette Stunde Splatterfilm muss (oder sollte eher) auch adäquat gefüllt werden, wird man nicht des puren Gores überdrüssig und spult gelangweilt Szene für Szene vor. Dafür ist man als Macher dann doch zu ambitioniert . Thomsen macht es daher richtig und peppt die gesichtslose Figur des „Mike Mansfield“ um eine Offenbarung für seine Taten auf:

Als Opfer niederträchtiger (& siehe Teil 1: fehlgeschlagener) Experimente im Klinikum, bei dem versucht wurde die „böse Seite“ in ihm sprichwörtlich rauszuoperieren, hat sich Mansfield im Wald verschanzt, um es seinen Peiniger irgendwann heimzuzahlen. Denn er weiß: Früher oder später wird Klinikleiter Thomas Hampton ihn aufsuchen um ihn zu sich zurückzuholen & dieses fehlgeschlagene Experiment weiterzuführen. Als der Kannibale John Noah [ebenfalls in der Ostseepsychiatrie eingekerkert] flieht, die Leitung nicht wieder die Öffentlichkeit Wind von diesem Fauxpas bekommen lassen will & sich zusammen mit einem Kopfgeldjäger Jagd auf die beiden macht, sieht Mansfield seine Gelegenheit Rache zu nehmen; mit dem Kannibalen Noah hat er gleichzeitig einen prima Verbündeten – nur Pech das vor diesem furiosen Aufeinandertreffen mal wieder ein paar partylustige Jugendliche den Wald als Tummelwiese für ihren unstillbaren Drang nach Sex, Drugs & dementsprechender Feierlaune ausgesucht haben…

Nun gut, die Story ist auch hier kaum der Nennung wert und hat eigentlich nur Alibifunktion für die Morde der beiden Psychiatrieflüchtlinge, aber was soll es. Das Erzähltempo ist angenehm hoch, Thomsen hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, bietet aber genug Story um eben nicht zur nächsten Goreszene vorspulen zu wollen. Und: Es funktioniert sogar! Wenn auch angemerkt werden muss: Wer Amateurfilme nicht mag & wer relativ simpel handgemachte F/X hasst wird hier keinen Spaß haben! Allen anderen sei jedoch Knochenwald 2 – Fleischernte ans blutpumpende Herz gelegt, ist dieser zweite Teil doch mehr mit dem wirklich guten dritten Teil, denn mit dem passabeln ersten verbunden; nicht zuletzt auf der Tatsache, dass der letzte Überlebende auf Grund der am eigenen Leib erlebten Greueltaten einen psychischen Knacks bekommt, der ihn wahnsinnig werden lässt und fortan das „Erbe“ des Schlächters antritt. Doch dazu mehr im kommenden Review zu Knochenwald 3.

Ein paar Worte seien noch an die „Fleischernte“ gerichtet. Die anfängliche Hetzjagd des einen Pärchens durch den Kannibalen ist wirklich „böse“; fast schon intensiv verstörend durch Kameramann Marco Neumann gefilmt, ist man stellenweise am mitfiebern, bangt mit der jungen Frau mit, welche auf der Hetzjagd quer durch den Wald stolpert, wieder aufrafft & sich mit Tränengas dem irre kichernden Dreadlockträger zur Wehr setzt - die pulsierende Industrialmusik tut da ihr übriges zum Moment dieser wirklich packenden Szene. Leider die wirklich einzige die wirklich „reinhaut“, auch wenn es später noch ein paar Momente der Spannung gibt. Doch hauptsächlich soll hier der Blutdurst des Zuschauers befriedigt werden ohne große Ansprüche zu erfüllen. Zweifelsfrei schafft dies auch dieser Teil; nicht mehr und nicht weniger, wenn ich ihn auch ob seiner professionelleren Machart einen kleinen Tacken besser finde als den Erstling.

Auch hier wechseln sich gute F/X (ein Kopf wird halbiert, man sieht einen anatomisch relativ genauen Querschnitt dessen / Gesichter werden vom Rest des Gehirnträgers abgerissen, auf das die Gehirnmasse nur so vorne rausquellt / Augen werden ausgestochen ... auch wenn die „PingPongBälle“ an den Händen als solche zu erkennen sind) mit weniger guten (immer noch sieht man echte Arme unter den T-Shirts sich wölben, werden Gliedmaße abgehackt / manch Kopfmatscher als Porzellankopf akustisch und visuell fassbar) ab. Gar finden sogar vereinzelt witzige CGI Effekte Einzug ins Geschehen (wie eine Kamerafahrt durch einen durchstossenen Kopf).

Mühe wurde sich aber definitiv wieder gemacht, wenn vielleicht angemerkt werden sollte, dass Thomsen im Gegensatz zu Teil 1+2 hier ganz alleine für die Effekte verantwortlich ist und durch die "Last" der Aufgaben (Regie & Schnitt, sowie Drehbuch etc.) vielleicht etwas überfordert war. Kein Vorwurf lieber Utz! Du hast Deine Sache immerhin noch gut gemacht, besonders die ausgewalzten Szenen wo sich der Kannibale an aus den Köpfen gerissenen Hirnen labt sind echt unlecker geworden und haben mein dunkles Goreherz mit Befriedigung erfüllt. Und auch die Rechnung: Zwei Schlächter = doppelter Fun ist aufgegangen; kein Wunder dass dieses "Konzept" so weitergeführt wurde...

Auch wurde der "Funfaktor" etwas erhöht, wenn sich auch die mehr oder weniger witzigen Szenen eher auf auf den Anfang beschränken – also ich bin morgens noch nie neben einem Bierfass aufgewacht oder musste mir mit Wodka die Zähne putzen weil das Wasser nicht lief. Vielleicht sollte ich mal einen Probelauf auf dem nächsten Usertreffen wagen? Die sympathische Crew ist jedenfalls mit vollem Elan bei der Sache und spielt ihre (eher oberflächlichen) Rollen mit sichtlichem Enthusiasmus; schön so was zu sehen, wenn ich auch etwas schade fand, das kaum eine der weiblichen Beteiligten sich so wirklich "abschlachten" hatte lassen: Genickbrüche sind in Splatterfilmen uncool!

Gore & Gags geben sich fast die Klinke in die Hand, die gute Kameraarbeit & der saubere, temporeiche Schnitt sind mehr als gediegen für so eine Produktion und die Killer haben Charisma. Feine Sache das; und dies ist nur ein Vorgeschmack auf den dritten Teil: Sudden Slaughter; dort wird in allen Bereichen nochmals volle Breitseite aufgefahren! Als Apperitizer ist Teil 2 sicherlich am besten. Und auch wenn der dritte Teil dieser schleswig-holsteinischen Produktion am "massentauglichsten" ist: Für den NDR hat es trotzdem leider auch nicht ausgereicht. Wie schön das alle drei Teile auf DVD erschienen sind…

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