Review
von Sam Ace Rothstein
Mit „Gesprengte Ketten“ gelang John Sturges 1963 ein Klassiker.Mit Schauspielern wie Steve McQueen, James Garner und Charles Bronson hochkarätig besetzt, ist die Schauspielkunst im Film erste Sahne. Sämtliche Charaktere werden absolut überzeugend gespielt, auch die Mimik und die Synchronisation sind gelungen.Der Film wirkte auf mich nicht wie ein Film von 1963. Da der Film sehr modern gefilmt ist,wirkt er auch entsprechend - von veraltet kann keine Rede sein.Auch der Soundtrack tut sein Bestes und untermalt das Filmgeschehen gelungen.Obwohl die Hauptpersonen Alliierte Kriegsgefangene in Deutschland sind, verzichtet Sturges vollkommen auf schnödes Schwarz / Weiß-Gemale. Er zeigt, dass nicht jeder deutsche Soldat so böse ist, wie seine Befehlshaber. Auch der Kommandant des Lagers zeigt sich gegen Ende des Spiels nicht als eiskalter Rassist, sondern eher als Mensch, der nicht unbedingt mit den Ansätzen seiner Regierung und der Gestapo einverstanden ist.So werden die Gefangenen auch nicht gefoltert oder unnötig gequält, der übrigens von Hannes Messemer exzellent dargestellte Kommandant arbeitet in mancher Hinsicht sogar gegen die Befehlsgewalt der Gestapo. Dies ist ein sehr guter Ansatzpunkt, doch gleichzeitig ist er auch für eine Schwäche verantwortlich: Den Gefangenen geht es im Lager einfach zu gut.US-Flaggen werden gehisst, geheime Besprechungen unter den Gefangenen dürfen ganz unbewacht stattfinden - von Nazi-Diktatur und Schwerstarbeit keine Spur. Das wirkt in Anbetracht des dramatischen Krieges mehr als unglaubwürdig.Die ersten anderthalb Stunden erleben wir das Geschehen im Lager: Fluchtpläne werden geschmiedet, es wird Kontakt zwischen den Hauptpersonen aufgebaut.Auch wenn es sich hier praktisch um anderthalb Stunden ohne Action dreht, wird es aufgrund der sinnvollen Dialoge nicht langweilig. Und dennoch ist „The Great Escape“ zu lang.Auch wenn sich nicht unbedingt Langeweile aufbaut, könnte man die Zeit im Gefangenenlager um gut eine Dreiviertel-Stunde reduzieren. Spannend wird es erst bei der eigentlichen Flucht, die dann allerdings toll in Szene gesetzt ist.Steve McQueen in der Hauptrolle war eine gute Idee, denn er gibt dem Film eine Prise Humor mit. Auch seine Motorradfahrt gegen Ende des Films ist cool inszeniert.
Was soll man zu „Gesprengte Ketten“ sagen? Es ist ein Klassiker, der technisch wie schauspielerisch auch heute noch überzeugt. Grandios auch, wie gut es Sturges schaffte, aus diesem Kriegsdrama nicht noch ein weiteres Schwarz-Weiß-Gemale zu machen.Aber der Film hat auch seine Längen: Eine dreiviertel Stunde weniger hätte der guten Story auch keinen Abbruch getan und in der Langfassung zieht sich der Film arg in die Länge.Wer aber einen echten Klassiker im Regal stehen haben will, der sollte hier zugreifen, denn an schauspielerischer Genialität war dieser Film damals wie heute kaum zu übertreffen.
9 / 10