Review

Und wieder ein Film über die Wirrungen und Verwirrungen der Twens auf der Suche nach der großen Liebe, abseits von wirklich existentiellen Problemen. Als der Film 1992 in die Kinos kam traf er genau das damalige Lebensgefühl . Trotzdem ist der Film in Vergessenheit, obwohl er genau in die Schaffenslinie seines Regisseurs und Autors Cameron Crowe paßt.

Außer vielleicht in "Vanilla Sky", das etwas fremdartig wirkt, lag Crowes Augenmerk immer auf den Beziehungen unter den Protagonisten. Dabei ging es ihm immer um die leisen fast unmerklichen Regungen, denen er neben den lauten auffälligen Raum gab.

Selbst in "Jerry Maguire", der ja von lauten Aufschreien und Protzereien nur so strotzt ,ist die zarte Bindung von Dorothy zu Jerry Maguire die anrührendste des ganzen Films.

Immer ist es Crowe wichtig gerade im Kontrast zu den scheinbar selbstbewußten Verhaltensmustern zu zeigen, wie schwer es ist wirklich an sich heranzukommen. Dabei gelingen ihm wunderbare Kinowerke wie "Elizabethtown" aus dem letzten Jahr, die einfach Mut machen und den geneigten Zuseher mit Freude erfüllen.

Sein frühes Werk "Singles" steht dem in nichts nach und ich möchte es allen, die Freude an einem schönen "Feel-Good_Movie" haben ,ans Herz legen.

Zu Beginn lernen wie Linda (Kyra Sedgwick) kennen, die von einem Mann angesprochen wird. Trotz ihrer abweisenden Art, gelingt es ihm schnell ihr Vertrauen zu gewinnen. Er wirkt selbstbewußt, sensibel und macht alles richtig - doch er stellt sich schnell als ein besonders verlogenes Exemplar heraus.

Dann tritt Steven (Campbell Scott) in unser Leben und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn er redet erst einmal direkt zu uns. Ähnlich wie Linda (und der größte Teil der restlichen Menschheit) hat auch er schon einige Enttäuschungen hinter sich. Als sich beide in einem Live-Club begegnen und darauf hin besser kennenlernen, agieren sie entsprechend vorsichtig.

Crowe mach schnell klar, daß unsere Wahrnehmungen mit der Zeit völlig gestört werden. Das klare, deutliche nehmen wir auf und wollen es glauben, aber das gerade aus der ernsten Absicht gespeiste unsichere Verhalten läßt uns zweifeln.

Rick (Matt Dillon) dagegen ist von sich völlig überzeugt. Der Sänger einer Hard-Rock-Band genießt Janet's (Bridget Fonda) Zuneigung, ohne sich derer würdig zu erweisen. Janet wirkt zu Beginn unsicher und regelrecht naiv.

Das was diese Art Film ausmacht ist aber die Veränderung, die die vier Hauptdarsteller durchmachen. Dafür läßt sich Crowe allerdings viel Zeit und führt uns die alltäglichen Fallen, die da Selbstverleugnung, Selbstüberschätzung, scheinbare Sicherheit, Risikolosigkeit und völlige Egalhaltung heißen, ausführlich vor.

Das Ganze garniert er mit vielen Nebendarstellern und kleinen Geschichten dazu, die sich so zu einem stimmigen, lebendigen Kosmos zusammenschließen.

Sehr unterhaltend, anrührend, manchmal traurig und oft witzig, aber nie laut oder spektakulär. Selbst die gerne von der Werbung hervorgehobenen Szenen um Janet's Brustvergrößerung haben nichts reißerisches, sondern führen zu einem intelligenten Dialog zwischen Bridget Fonda und Bill Pullmann als Chirurgen.

Einfach schön (9/10).

Details
Ähnliche Filme