Wenige Filme haben die Filmwelt jenseits des Massenkinos so sehr geschockt wie George A. Romeros „Zombie“. In den Siebzigern war er ein Riesenskandal und Grund für viele Kinos, den Film aus ihrem Repertoire zu verbannen. Die in der ungeschnittenen Fassung des Films gezeigte Brutalität lässt selbst einen ungeschnittenen „Tanz der Teufel“ völlig harmlos aussehen. Es gibt wohl keinen zweiten Zombiefilm, bei dem auf solch hohem Niveau die Gewalt so drastisch dargestellt wird wie hier. Derartiges ist heute nicht mehr drehbar!
Sicher, zum Fürchten ist dieser Film, zumindest für erwachsene Horrorfans, heutzutage nicht mehr. Die Zombies tragen Schlaghosen und das Bild sieht aus wie beim Traumschiff oder Quincey. Auch das Make-up ist noch himmelweit entfernt vom 1985er „Day of the Dead“ oder dem eines „28 days later“. Aber das macht nichts! Allein aus Nostalgiegründen sollte jeder echte Filmfan darüber hinwegsehen. Außerdem, schlecht ist Savinis maskenbildnerische Arbeit beileibe nicht.
Die Geschichte der zwei Polizisten und dem Pärchen, die Philadelphia im letzten Moment mit einem Helikopter verlassen, weil die Stadt, wie der gesamte Osten der USA, die Apokalypse in Form von Millionen von auferstandenen Toten erlebt, ist erstklassig in Szene gesetzt und für das Jahr 1978 absolut brilliant umgesetzt worden. Da versinken sämtliche italienischen Zombie Filmchen im Boden der Bedeutungslosigkeit. „Dawn of the Dead“ wirkt in keiner Sekunde wie ein Low-Budget Projekt, was ihn eben wohltuend von seinen Fulgi-Imitaten abhebt. Und die Gewalt ist dennoch beispiellos. Besonders der Angriff der Rocker auf das Einkaufszentrum, in dem sich das Quartett gegen die Toten verschanzt hat, mündet in einem Blutbad, das kannibalische Szenen beinhaltet, die man so selten zu Gesicht bekommt.
Die Darsteller sind eher unbekannt – die deutschen Synchronstimmen nicht. Da hört man die Sprecher Tom Sellecks, Kevin Costners und verschiedener anderer Leinwandhelden, die sich üblicherweise nicht mit lebendigen Leichen herumschlagen. Eine interessante Abwechslung!
Die Musikuntermalung ist schlichtweg genial und passt bis auf ein/zwei Stellen des Argento-Cuts optimal zur Atmosphäre der jeweiligen Szene. Sie lässt den Film in einem noch viel fahleren Licht erscheinen und trägt zur kataklystischen Stimmung der Story ausgezeichnet bei.
Romeros „Zombie – Dawn of the Dead“ ist meiner Meinung nach der beste Zombiefilm, der je gedreht worden ist. Allerdings sollte man sich – besonders als Neuling im Horror Genre - dem Umstand bewusst sein, dass dieser Film bei uns in Deutschland bis zur Unkenntlichkeit geschnitten worden ist. In punkto Gewalt ist dieses Meisterwerk vom Ausnahmeregisseur George A. Romero nach den wahnwitzigen bundesdeutschen Schnittauflagen nur noch ein Skelett seiner selbst.
10 / 10 Punkten