Review

Vier der Überlebenden eines Massakers, welches seltsame „Untote“ angerichtet haben und überall verstreut in den USA anrichten, weshalb nationaler Notstand herrscht, finden sich zusammen, um mit einem Hubschrauber aus dem Krisengebiet zu flüchten. Gezwungen den Motor aufzutanken, landen sie auf dem Dach eines ländlich gelegenen Einkaufszentrums. Da die dort befindliche Tanksäule leer ist, beschließen sie, sich in dem Großmarkt zu verschanzen, das Gebäude von den umherschleichenden Unholden zu säubern und mit genügend Vorräten versorgt dort auf eine Änderung der Lage zu warten und derweil klare Gedanken zu fassen. Als eine Bande rüpelhafter Schläger auf Motorrädern in ihr „Paradies“ eindringt, ist ihr Plan dahin, denn die Eindringlinge lassen durch ihr Eintreffen nicht nur wieder unzählige „Untote“ in den Bau und zerstören unkontrolliert Vorräte und Einrichtungen, sondern stören durch ihr aggressives, sinnloses Verhalten auch die Ruhe innerhalb der Vierergruppe, die zum Teil beginnen, „ihr Eigentum“ zu verteidigen. Damit besiegeln sie jedoch nur ihr eigenes Ende...

Handlung

„When there´s no more room in hell, the dead will walk the earth“

Die Geschichte beginnt in einem TV- Produktionsstudio, wo, nicht nur vor den Kameras, soeben eine heiße Diskussion über die Handhabung des nationalen Notstandes und den Umgang mit dem Grund für selbigen stattfindet. Sogenannte „lebende Tote“, Verstorbene, die aus unerklärlichen Gründen ihre frischen Gräber verlassen, um „wirklich lebende“ Personen anzugreifen, zu töten und ihr Fleisch zu fressen, versetzen nämlich weite Teile der USA in Angst und Schrecken. Vor der Kamera debattieren zwei Männer aufgebracht über die Notwendigkeit und die moralische Bedenklichkeit, andere Menschen zu verbrennen. (Eine im übrigen phänomenale Passage, die durch die düstere Musik der Gruppe „Goblin“, die den Vorspann begleitet, besonders schwere Bedeutung erhält.)
Francine Parker (Gaylen Ross) ist eine in diesem Produktionsstudio beschäftigte Angestellte. Mitten in dem ganzen Chaos sucht sie ihr Freund Steven Andrews (David Emge) auf, um ihr mitzuteilen, daß er geplant hat, sich mit einem Hubschrauber aus dem Krisengebiet abzusetzen. Er drängt sie dazu, ihn um 9 Uhr auf dem Dach zu treffen. Sie hat Skrupel, doch ist Steven nicht von seinem Plan abzubringen. („Somebody´s got to survive.“/“Jemand muß überleben.“)
Neben Steven und Francine, die trotz ihrer Zweifel erscheint, gesellen sich auch Roger DeMarco (Scott H.Reiniger) und Peter Washington (Ken Foree) dazu, die beide einer Spezialeinheit gehören, dazu. (Nach einem Einsatz und einer denkwürdigen Begegnung mit einem Prediger (Jesse Del Gre) in einem Kellergewölbe. „When the dead walks the earth, we must stop the killing.“/“Wenn die Toten auf der Erde wandeln, müssen wir das töten beenden.“)
Die Vier machen sich als mit dem Hubschrauber aus dem Staub und Steven, der das Steuer übernommen hat, scheint auch ein direktes Ziel anzuvisieren. Am nächsten Morgen muß er mit dem Hubschrauber jedoch landen, um den Tank aufzufüllen. Ein paar ländliche Tanksäulen, die man schließlich aufsucht, sind aber leider weitestgehend leer. Dafür wird der Stop einigen der Gruppe fast zum Verhängnis für ihr Leben. (Schön und mehrdeutig ist dabei die Szene, in der Peter Steven knapp zur Rede stellt, da dieser ihn fast über den Haufen geschossen hätte.)
Schließlich fliegen die Vier weiter und stoßen bald auf ein riesiges Einkaufszentrum auf dem Lande. („This was an important place in their lifes“/“Dies war ein bedeutender Platz, als sie noch lebten.“, so Steven auf die Frage, warum sie, die „Untoten“, sich hier sammelten.)
Steven, der wieder das Steuer führt, landet auf dem Dach, wo man zumindest vor den „Untoten“ sicher ist.
Sie entschließen sich, hier für eine längere Zeit Station zu machen. In den Geschäften des Zentrums finden sie genügend Lebensmittel und alles, was brauchen. Zunächst gilt es jedoch, den Innenraum des Zentrums von den Wesen zu „säubern“ und dann abzuriegeln, so daß man sich frei bewegen kann. Diese Aufgabe übernehmen Roger und Peter. Steven lassen sie derweil schlafen, ist er doch von der Reise sehr müde. (Immerhin sind die beiden Profis in Sachen Waffengebrauch.)
Die beiden lassen Steven und Fancine, der Peter eine geladene Waffe aushändigt, im Obergeschoß, um die Arbeit zu erledigen.
Als Steven aufwacht, macht er sich aber sogleich daran, den beiden zu Seite zu stehen. Damit läßt er Francine allein zurück - ohne Waffe.
Das Dumme ist, daß er dadurch nicht nur sich selber in Gefahr bringt, sondern erst mal auch seine „Frannie“, da er sie ohne seinen Schutz und ohne Schußwaffe zurückgelassen hat und auch Peter und Roger, die ihn zu allem Überfluß auch noch retten müssen.
Derweil gerät „Frannie“ im Obergeschoß in arge Bedrängnis, da eines der Wesen den Weg nach oben gefunden hat. Gerade noch rechtzeitig kommen die drei zum Geschehen.
Steven offenbart Peter und Roger, daß Francine schwanger ist, was die Lage der Gruppe nicht unbedingt begünstigt und vereinfacht.
Bei einer Aktion wird Roger von einem der Wesen gebissen. Wie die anderen drei wissen (sie beobachteten aus unterschiedlichen Winkeln die Aktion), ist es nur eine Frage der Zeit, bis Roger sterben wird, um als „Untoter“ aufzuerstehen.
Als dann noch eine Gruppe randalierender Motorradfahrer (unter ihnen Effektmann und „Stuntman“ Tom Savini) über Funk Eintritt in das Gebäude fordert, man es ihnen verweigert und sich die Bande trotzdem
gewaltsam Eintritt verschafft, ist das Schicksal besiegelt. Steven, der das erkämpfte Reich auf keinen Fall mit dem Mob teilen will, beginnt wild auf Mitglieder der Bande zu schießen und bringt sie damit gegen sich und seine Mitstreiter auf, wollten die Randalierer doch eigentlich nur ihre Aggressionen abreagieren und plündern, ohne Interesse an den Vieren zu haben. Roger ist bald außer Gefecht (Sein Bein ist invalid !) und die „Untoten“ bevölkern inzwischen wieder das gesamte Gebäude...

Kritik

Von Kritikern schon mehrfach, teilweise zudem abschätzig, als Farb- Neuverfilmung seines Erstlingswerkes „Night Of The Living Dead“/“Nacht Der Lebenden Toten“ tituliert, gelang Regisseur und Drehbuchautor George A.Romero für die „Laurel Group“ des ausführenden Produzenten Richard P.Rubinstein mit diesem zweiten Teil seiner „Untoten- Trilogie“ eine echte, untermauernde Fortsetzung, die sowohl motivisch und inhaltlich, als auch optisch und effekttechnisch eine Bereicherung des „Untoten- Universums“ darstellt und in dieser Hinsicht dem Original einiges zuzusetzen hat.
Darüber hinaus setzte der Film dazumal Maßstäbe, was die grafische Ausschlachtung blutiger Umtriebe betrifft und gilt gemeinhin als Höhepunkt des modernen „Untoten“- Genres, das ja fälschlicherweise gern als „Zombie“- Genre bezeichnet wird.
Handelte es sich im genannten Debütfilm noch um ein zögerlich erklärtes Phänomen, dem man am Schluß Herr zu werden scheint (auch wenn eine Apokalypse zwischenzeitlich angedeutet wird), werden hier einerseits, abwegig präsentiert, Verbindungen zum klassischen Ursprung der Untoten, nämlich die Zombie- Mythologie des Voodoo oder Macumba, gezogen (das Interview eines Reporters), andererseits erfolgt die Anspielung auf eine Übernahme der Weltherrschaft durch die Untoten (Apokalypse) wesentlich deutlicher, ja stellt dies gar als eine Tatsache dar, an der man kaum noch etwas ändern kann.
Insgesamt wirkt der Film, die Handlung, die diesbezüglichen Allegorien und die Charakterzeichnungen wesentlich geplanter und gezeichneter, verglichen mit dem Vorgänger. Damit erscheint das Ergebnis zwar vordergründig intelligenter und reifer, aber es fehlt eben auch an dem Charme und den verschlüsselten Reizen, die, vor allem was die Figurenkonstellation betrifft, eine Zufälligkeit impliziert und so eine Nachvollziehbarkeit beziehungsweise Identifikation für den Zuschauer erleichtert.
Wieder ist der „Held“, der Anführer ein Dunkelhäutiger und bietet die gefälligste, am klarsten denkende Sympathiefigur. Steven funktioniert als karikierte Version von Mr.Cooper aus dem Vorgänger und verkörpert die engstirnige, egoistische, konservative Attitüde des „gemeinen Bürgers“ und Roger, der heißblütige, übereilt und schusselig handelnde „große Junge“ (als Gegenstück zum „kleinen Mädchen“ des Vorgängers !) ist natürlich dafür anwesend, um das Drama innerhalb der Gruppe zu verkörpern. Er wird von einem der Wesen gebissen und...
Insgesamt wird man das Gefühl einer satirischen Überspitzung nicht los, wozu dann die handwerkliche, inszenatorische Tendenz zum ironischen „Splatter“ („Fun Splatter“) genau paßt. Auch dahingehend hat der Film Klassikerstatus und setzte Maßstäbe.
Immer wieder wird das an sich traurige, ernste Geschehen durch „comic“- artige Situationen unterbrochen, was vor allem auf die Umtriebe der „Untoten“ beziehungsweise ihre effekttechnische Umsetzung zutrifft. Hierbei sei zum Beispiel jene Szene genannt, in der eines der Wesen plötzlich hinter einem Stapel Holzkisten auftaucht, um zielstrebig plump in die sich drehenden Rotor- Blätter des Hubschraubers zu wanken. Sie „rasieren“ ihm buchstäblich die Schädeldecke weg, das Blut spritzt verschwenderisch und der Effekt funktioniert, letztlich aber weniger als Schock, denn als selbstzweckhafter „Gimmick“, der inhaltlich nichts erzählt. (Abgesehen davon, daß die „Untoten“ auch durch ein wirbelndes Rotor- Blatt nicht aufzuhalten sind.)
Eine weitere dies untermauernde Szene wäre die letzte Einstellungssequenz des Filmes. (In der US- Fassung ! Auf die unterschiedlichen, in ihrer Wirkung doch sehr unterschiedlichen Schnittfassungen gehe ich später noch ein.)
Eine Horde „Untoter“ stolpert über eine Eisbahn mit Einhockey- Schlägern in der Hand und dazu dudelt aus den Stadionlautsprechern eine typische „Kaufhaus- Musik“.
Beide dieser Szenen sind zwar irgendwie witzig und für sich interpretierbar, aber passen sie zum eigentlichen Tenor des düsteren Filmes über die Apokalypse durch „Untote“ ?
Hinzu kommen einige kleine Längen, die in den, aber das muß man dazu sagen, aussagekräftigen, geschliffenen und teils sehr zynischen Dialogen auftreten. Die „Action“- Sequenzen sind als großartig zu bezeichnen und unterstreichen das insgesamt handwerklich hervorragend gestaltete Werk, dem es zweifelsohne weder an Innovation, noch an Inspiration mangelt.
Natürlich muß man noch auf die sehr ausgespielten, überzogenen und zahlreichen Bluteffekte eingehen, die auch in ihrer Vielfältigkeit über jedes damals bekannte Maß hinausgehen. Effekt- Spezialist Tom Savini („Deathdream“, „Martin“, „Friday The 13th“/“Freitag Der 13.“, „The Fork“/“Die Forke Des Todes“, „Maniac“, „Day Of The Dead“/“Zombie 2-Das Letzte Kapitel“, „Tecas Chainsaw Massacre Part 2“) hatte dabei wirklich Gelegenheit aus den vollen zu schöpfen, da einmal das zur Verfügung stehende Geld es erlaubte (1,5 Millionen Dollar für die gesamte Produktion waren zwar nicht allzu viel, aber immerhin mehr, als es Savini bis dato gewohnt war), aber vielmehr sich Romero sehr zufrieden zeigte mit der lebendigen Phantasie und handwerklichen Kompetenz des Künstlers, der mit diesen Kreationen seiner Karriere einen großen Schub nach vorn verschaffen konnte und fortan als „King Of Splatter“ mit seinen auch hier hervorragenden „Blutspritz“-, „Abhack“-, „Kopfplatz“-, „Rausreiß“-, „Abfetz“-, „Hineinramm-„ und „Zerdrück“- Effekten für Entzücken unter den Anhängern blutiger Film- Kost sorgte.
Daß das Blut an sich (ein Gelatine- Mix mit diversen Lebensmittelfarben sowie „3M Blood“) dabei in einigen Sequenzen ziemlich unrealistisch aussieht (wie etwa an der Stelle, als eines der Wesen einen Schraubendreher durch sei Ohr ins Hirn gestoßen bekommt), schmälert die Wirkungen aber kaum. (Savini fand später selbst, daß das rote Naß recht komisch in Erscheinung tritt.)
Zu viele Effekte werden in den circa 124 Minuten (PAL- Laufzeit des offizielle „Director´s Cut“) zelebriert, zu unpersönlich wirken sie bald und die dauernden Brutalitäten, denen in ihrer Präsentation Phantastik fehlt, sie also so kreiert wurden, daß sie als real erscheinen, lassen dem Zuschauer kaum eine Chance, die einzelnen Akte zu verarbeiten und sie als essentielle Höhepunkte und pointierte Aktionen innerhalb der Geschichte zu verstehen. Vielmehr stumpft man, zusammen mit den Protagonisten förmlich ab und ist kaum mehr angestoßen von den teils wirklich harten und zeigefreudigen Effekten. Anfangs ekelten sie, die Protagonisten, sich nämlich noch davor, eines der Wesen zu „töten“ und ihm das Gehirn zu zerstören, auf welche Art auch immer. Doch je weiter man den Charakteren folgt, desto kühler gegenüber der Notwendigkeit des Tötens werden sie. (bis auf Francine) (Jaja, sie ist eine Frau. Ist das versteckter Chauvinismus ?) Viel eher präsentieren sie sich als Jäger, die das Ganze als Spaß betrachten. (Den Roger ja auch bald fatalerweise unterschätzt.)
Genau, wie eingangs die aus dem Hubschrauber beobachteten Zivilisten und Militäreinheiten, die auf den Feldern neben fröhlichen Biertrink- Treffen und Albereien, bei denen man zur Erinnerung und für das Sammelalbum Fotos machte (das ist schon sehr „sick“), die an sich armen Kreaturen (die Kontrastierung von guter Laune und Leid ist ohnehin ein wichtiges Stilmittel im Film) wie Störenfriede über den Haufen ballern. (Wären diese „Untoten“ nicht, hätte man noch mehr Spaß auf den Feldern.)
Wohlgemerkt bezieht sich die Kritik nicht darauf, das Gewaltpräsentationen generell auf Dauer abstumpfen oder an Wirkung verlieren. Dann wäre ich ja ein Kritiker von Gewalt in Filmen. Und das ist sicher nicht der Fall, kann Gewalt doch viel erzählen und vermitteln und ist letztlich ein legitimes Stilmittel, das in der Realität genauso zum Leben gehört wie „lachen“, „weinen“ oder „emotionaler Schmerz“.
Die Kritik bezieht sich hier auf die Art, wie Romero die Gewalt zur Schau stellt, ohne damit ihre Wirkung proportional zu erhöhen. Daß er dabei das Wesentliche zusammenfassend nicht aus den Augen verloren hat ist zum einen dankenswert, zeichnet ihn aber andererseits auch als großartigen Regisseur aus, der es versteht, sowohl mit inhaltlichen Motiven, als auch mit Erwartungshaltungen und Emotionen des Zuschauers (ob nun Kritiker oder Publikum) zu jonglieren.
Mehrere Passagen sind nämlich als sehr gelungen zu bezeichnen und spiegeln eine Klasse wider, die der „Trilogie“ würdig ist. Schon allein das Ende, an dem Steven den „Untoten“ den Weg zu, nicht nur, seinem einstigen Versteck leitet, ist brillant und bedrückend. Und das sicher nicht nur für Francine.
Und weil gerade der Punkt „Ende“ an der Reihe ist, so war ursprünglich ein anderes, wesentlich konsequenteres selbiges vorgesehen, das man schließlich ob verschiedener Gründe fallenließ, obwohl es bereits abgedreht worden war (aber als Filmmaterial wohl kaum mehr aufzutreiben ist). Dabei sollte sich Peter selbst töten und Francine den Kopf in die sich drehenden Rotor- Blätter des Hubschraubers halten, was natürlich auch ihr Ende bedeutete. Ein Ende also, daß alles andere als „happy“ ist.
In der jetzigen Version sieht das Ganze denn weitaus positiver, ja gar hoffnungsvoll, zumindest aber offen aus. Ein Ansatz, der zudem Möglichkeiten für eine Fortsetzung offen läßt und als Beweis einer eventuellen Inkonsequenz angeführt werden darf. (Romero fand das Ganze dann doch zu bitter im Abschluß)

die verschiedenen Fassungen

Jahrelang rannte Romero diversen Geldgebern hinterher, um seinen lang gehegten Wunsch einer Fortsetzung seines Klassikers drehen zu können. Erst, als der italienische Genreregisseur Dario Argento („Profondo Rosso“/“Deep Red“/Rosso-Die Farbe Des Todes“, „Suspiria“), der sich später aufgrund seiner Version des Filmes von Romero noch vorwerfen lassen mußte, den Inhalt nur partiell verstanden zu haben, Interesse an dem apokalyptischen Projekt bekundete, seinen Vater Salvatore zu der Mitfinanzierung des Vorhabens ermutigte und zum Dank einige seiner Ideen in das Drehbuch miteinbringen durfte (worauf er denn auch als „script consulatant“ genannt wird), kam die Angelegenheit „Dawn“ ins Rollen.
Weiterhin war Teil der Abmachung zwischen den beiden Regisseuren, daß Argento für seine Hilfe das Recht durch Romero erhält, eine eigene Fassung des Filmes für den europäischen Markt, der sich laut seiner Aussage (und damit hat er recht) sehr von dem amerikanischen Weltbild unterscheidet (Produktionsverhältnisse, Publikumsansprüche und –erwartungen...) zu erstellen. Als Gegenzug dafür wiederum dürfte Romero Teile der Musik in seinem „cut“ verwenden, die Argento und seine geliebte Rockband „Goblin“ („Profondo Rosse“, „Suspiria“) für eben jene „Europa- Version“ komponieren würden.
Erstaunlicherweise griff Romero für seine Fassung aber nur sehr zögerlich auf eben jene Musik und bevorzugte meist seine eigene, typisch amerikanische Spannungsmusik, die sich zugegeben sehr gut mit dem Ambiente des Kaufhauses („Kaufhausmusik“) deckt und auch irgendwie paßt. Trotzdem enttäuscht sie letztlich, kennt man die vollständigen Kompositionen für Argentos „Euro- Version“ aus der Feder der Italiener.
Damit gilt es nun, die unterschiedlichen Fassungen und Versionen zu erläutern, was sich im Fall dieses Werks als ziemliches Unterfangen gibt. Als originale Fassungen sind zunächst beide „cuts“ zu bezeichnen, da sie je andere Szenen enthalten und in ihrer Gesamtwirkung und dem Präsentations- Stil doch sehr voneinander abweichen.
Ein Punkt, der bereits angesprochen wurde, ist die unterschiedliche musikalische Vertonung. Wo Romeros Musik dezent im Hintergrund bleibt und im klassischen Sinne untermalt, greift die „Goblin“- Musik aktiv in das Geschehen ein, schafft Charakter und enthält wirkliche eigene abgeschlossene Stücke, Themen und Variationen dieser. Ihre Instrumentalisierung ist um Potenzen kräftiger, enervierender und stilistisch so, wie man es aus ihren vergangenen Arbeiten für Argento kennt. Wer die Szenen des Filmes einmal mit jener Musik genossen hat, wird glaube ich kaum mehr wirklich Gefallen finden an den konventionellen „Dosen“- Klängen aus der Hand Romeros. Diese Musik wird interessanterweise international auch als der eigentliche „Soundtrack“ gepriesen.
Weiterhin kürzte Argento den Film, insgesamt um etwa 15 Minuten gegenüber der offiziellen ungeschnittenen Fassung Romeros. Er verzichtete dabei einerseits auf Dialogpassagen, was einerseits schon das Tempo beziehungsweise die Geschwindigkeit des Handlungsflusses erhöht, als auch auf einige Bluteffekte. Besonders die, die den „comic“- Charakter unterstreichen, ließ er dabei am Schneidetisch liegen. Dafür finden sich auch andere Effekte wieder, die nicht in der Version Romeros auftauchen. Somit ist bewiesen, daß Argentos Version buchstäblich eine Version darstellt und keine überarbeitete, kürzere Fassung, die lediglich wegläßt. (So stellte es Herr Romero nämlich in einigen Publikationen dar und schaffte sich damit nicht nur Freunde.)
Der Schnitt der „Euro- Version“ ist zudem auch in den „Action“- Szenen rasanter, was durch die Musik wiederum potenziert wird. Passagen wurden umgeschnitten, Reihenfolgen vertauscht und insgesamt ist der Tenor dieser Version düsterer und ist damit dem Thema weitaus entsprechender, als dies bei Romeros Version der Fall ist.
Die allegorischen Implikationen der Geschichte heben sich in der „Euro- Version“ viel deutlicher heraus, so daß traurige, erschütternde Momente wesentlich intensiver wirken. Hier wurde nicht aufgelockert oder ironisch gebrochen, sondern ernst vorgegangen. (So, wie man es von Argentos eigenen Regie- Arbeiten her kennt.)
Durch die deutliche Zurückschraubung des Effekt- Maßes schneidet die „Euro- Version“ zwar nicht so bluttriefend ab wie die Romeros, wirkt aber konsequenter und härter. Jeder Effekt hat die Chance für sich zu wirken und man wird nicht „zugedonnert“ mit jedem auch noch so kruden Einfall.
Argento läßt sogar einige Dinge nur im „Off“ passieren und baut grafische Härte als optische Höhepunkte ausmalend ein.
Welche Version der Zuschauer letztlich bevorzugt, ist Geschmackssache und so hebt sich Romeros Version als nüchterne Studie über das Menschenwesen ebenfalls hervor. Viele Betrachter wird es auch gar nicht interessieren, andere oder dieselben werden die Unterschiede nicht einmal so merken, ganz zu schweigen von den Kritikern des Werkes, die von „faschistoiden Zügen und menschenverachtenden Tendenzen“ sprechen. (Die Ausrottung des Unterwesens, der Sieg des Stärkeren etc.) Mehr Blut und mehr „Splatter“ legitimiert für manche Genreliebhaber jede Fassung und „weniger“ macht eine andere automatisch zu einer harmloseren Schnittfassung. Somit verwundert es auch kaum, daß eine noch längere Fassung, wie auch immer, mit den Jahren in Umlauf geraten ist, die szenisch weitestgehend beide Versionen enthält. Dennoch ist auch dies nur bedingt so, denn sowohl Romeros Version, als auch Argentos „cut“ weisen Szenen auf, die dort nicht auftauchen. (Bei Argento jene mit Tom Savini, der sich seinen „Schnauzer“ kämmt und den Spruch „Sowas hat man als Mann.“ hören läßt.)
Jedenfalls soll diese knapp 138 Minuten lange Version, die an sich viel zu umfangreich ist, der damaligen Produktions- Rohfassung nahe kommen. (Es sollen ursprünglich knapp drei Stunden gewesen sein.)
Offiziell wurde sie weder von Romero, noch von Argento abgesegnet (inoffizieller „Director´s Cut“)und zeigt an sich mehr, als beide es je beabsichtigt´haben. Aber wie gesagt gibt es genügend Leute, für die „mehr“ eben immer „mehr“ und damit besser ist.
Die Länge der ungeschnittenen „Euro- Version“ beträgt knapp 113 Minuten. Die niederländische Verleih- und auch Kaufkassette (ab 16 Jahren) enthält diese (logischerweise leider mit Untertiteln). Auch die Deutsche Video- Fassung (Marketing) basiert auf ihr, ist aber arg gekürzt worden. Die Romero- Version wird gemeinhin als „Director´s Cut“ angeboten, wobei man dann aber oft die inoffizielle Fassung vor sich hat. Die UK- Kaufkassette etwa enthält diese Romero- Version und ist lediglich in einer Szene geschnitten, nämlich in der Tankstellensequenz, als zwei zombiefizierte Kinder entgültig ins Gras beißen müssen. (Oder dürfen ?)
Tom Savini, verantwortlicher Effekt- Mann und „Stuntman“ im Film, hat sich übrigens inzwischen deutlich von seiner Arbeit für den Film und dem Film selbst distanziert. (Obwohl er dem Werk hinsichtlich seiner Karriere viel zu verdanken hat und sich immerhin künstlerisch austoben durfte/ konnte.) Als Hauptgrund gibt er an, daß er mit der Arbeit im Nachhinein nicht zufrieden ist.
Romero hat in dem Film übrigens eine kleine Rolle als Techniker im TV- Studio, in den ersten Minuten der Handlung. (Natürlich trägt er auch da Vollbart.) Neben ihm agiert seine Frau.

Fazit

Ein sehr guter, spannender, intelligenter, aussagekräfiger, emotionsgeladener und sehr blutiger, harter „Untoten“- Schocker über das vermeintliche Ende der Zivilisation, eine Allegorie auf die moderne Konsumgesellschaft und das Thema Überbevölkerung, der mit den Jahren nach seiner Veröffentlichung von Seiten der Kritik Vorwürfe von „rassistischen Tendenzen“ und „rechtem Gedankengut“ impliziert bekam und bekommt (ein böser Vorwurf, der doch eher abzuweisen ist), aber als diskussionswürdiger Klassiker unbestritten brillant ist und sich (wohl nur) in der düsteren Argento- Version als würdiger Nachfolger des pyramidablen „Night Of The Living Dead“/“Nacht Der Lebenden Toten“ erweist. (1985 veröffentlichte Romero dann seinen Abschluß mit dem phänomenalen „Day Of The Dead“/ „Zombie 2- Das Letzte Kapitel“.)

Die Romero- Version, die eine etwas gespaltene Meinung hervorruft, würde als Gesamt- Bewertung von mir eher zu 4 Sternen tendieren, insgesamt verdient der Film jedoch 5, schon seines innovativen Charakters wegen. Auch Unterschiede in den Einzelbewertungen kämen hinzu. Den Bericht aber aufzuteilen und den gleichen Film aufgrund zweier Schnittfassungen doppelt zu bewerten, halte ich für unangemessen und unnötig. Letztlich muß sich jeder ohnehin selbst ein Bild machen. Wie der Film komplett ohne Argentos Hilfen, Inspirationen und Ideen geworden wäre, ist müßig zu diskutieren, da wohl ohnehin nicht nachvollziehbar.
Inzwischen gibt es ein „Remake“ des Films (2004), das auch von Richard P.Rubinstein produziert wurde.

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