Mit "Dawn of the Dead" schuf Regisseur George Romero im Jahre 1978 den wahrscheinlich neben dem eigenen Erstling "Night of the living Dead" wohl bekanntesten Zombiefilm überhaupt, der in einigen Kategorien tatsächlich neue Maßstäbe setze und vorallem auch gewalttechnische Tabus des damaligen US-Kinos brach. In ausführlichster Weise diskutiert und teilweise in den Himmel gelobt, kann ich mich dem allgemeinen Jubelsturm nur bedingt anschliessen. Seinerzeit war das düstere, apokalyptische Katastrophen-Szenario einer von Zombies überrannten Welt sicherlich höchst beängstigend und fesselnd - weil neuartig und in gewisser Weise auch die Urängste des kalten Krieges wiederspiegelnd. Heute sieht das Ganze freilich etwas anders aus: Wir sind an apokalyptische Horrorvisionen mehr oder minder gewöhnt und selbst die für damalige Verhältnisse extremen Goreeffekte haben einen guten Teil ihrer plakativen Schockwirkung verloren...
Betrachtet man "Zombie" von einem objektiv-nüchternen Standpunkt, so hat der je nach Fassung deutlich überlange Streifen hinter seiner Fassade aus Gore, umherschleichenden Zombies und stupidem Überlebenskampf eher wenig zu bieten. Nach furiosem, höchst stimmungsvollen Beginn, der durch das hektische Treiben im Angesicht der Katastrophe in einem Nachrichtenstudio sehr schön eingeleitet wird, verflacht der Film mit der Flucht in das wohlbekannte Einkaufszentrum zusehens. Spätestens nach dem ersten Erkunden der zunächst verlassen erscheinenden Shopping-Mall ist der Großteil der bedrückenden Anfangs-Stimmung verflogen - und will sich ab diesem Zeitpunkt eigentlich bis zum Schluss auch nicht mehr einstellen. Dies ist die große Schwäche der Romeroblutorgie: Der besonders im "Ultimate Final Cut" ausufernde Mittelteil ist über weite Passagen schlicht stink-langweilig und bringt die ohnehin quasi nciht vorhandene Geschichte kaum einen Schritt weiter. Er verliert sich in schier endlosen Shoppingtouren, unspektakulären Scharmützeln mit Kleingruppen von nimmersatten Zombies und eher uninteressanten Dialogen. Zwar verleitet der Mittelteil nicht dirtekt zum panikartigen Ausschalten des Fernsehgeräts, aber hier hätte man wahrlich mehr erwarten können! Gerade in Sachen Spannung wäre durch düsterere, angsteinflössendere Szenen und Schockmomente noch einges aus dem Stoff herauszuholen gewesen - wie es in dieser Hinsicht besser geht, hat das 2004er-Remake erst kürzlich eindrucksvoll bewiesen!
Statt beklemmender Einsamkeit und stets lauernder Gefahr hat Romeros "Dawn of the Dead" teils gar (unfrewillig?) komödiantische Aspekte (Einkaufsbummel, Zombies verulken etc.) vorzuweisen, die meiner Meinung nach absolut nicht in das schaurige Gesamt-Erscheinungsbild hineinpassen. Fatal in diesem Zusammenhang auch die teils wirklich dämlich aussehenden Untotenmasken mitsamt Laiendarstellern, die die komische Wirkung in gewissen Situationen vervielfachen...
Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall wieder das ausladende Finale des "78er-Zombies". Selbiges ist ähnlich dem gelungenen Opening fesselnd und rasant inszeniert, voller Action und Horden hungriger Untoter. Splatterfreunde werden totsicher entzückt sein bei dem, was sie mit Eintreffen der von der landesweiten Katastrophe scheinbar wenig beeindruckten Rockerbande erwartet: Ein Schlachtfest, das auch heute noch eines der Krassesten seiner Art ist. Wie sich schon herauslesen lässt, ist die Action bzw der Splatter der entscheidene Punkt des Showdowns - weniger die Spannung und mit ihr einhergehend die Atmosphäre. Diese blitzt in den Verfolgungsszenen nur spradisch einmal auf.
Auf mich persönlich wirkte das extrem blutige Rockermasaker trotz allem Unterhaltungswert letztenendes im Gesamtkontext des Film eher unpassend und an den Haaren herbeigezogen. Ich unterstelle Romero hier schlicht, einfach eine Menge Schlachtvieh auf teufel-komm-raus storyseitig zu präsentieren, um noch ein letztes Mal ganz tief in die Gorekiste von Maestro Tom Savinis greifen zu können - möglicherweise um bewusst die storyseitigen Schwächen der zweiten Filmhälfte zu kaschieren.
Die Darsteller machen ihre Sache hingegen durchweg gut, allerdings ist der 70er-Jahre-Stil heute natürlich sicher nicht mehr jedermanns Sache. Ken Foree ist zweifelsohne das Zugpferd des Filmes und verkörpert den abgebrühten Cop und Zombiejäger sehr glaubwürdig und mit einer gehörigen Portion Ausstrahlung. Aber auch sein Kollege Robert Emge weiß mit gutem Spiel zu überzeugen. Ergänzt durch die wenigen Nebencharaktere eine insgesamt sehr schöne und gut agierende, teils sogar sympathische Besetzung.
Die technische Inszenierung seitens Regisseur George A. Romero ist summa sumarum als schlicht aber solide zu bezeichnen. Einen Innovations- und Designzacken aus der Krone gebrochen hat er sich jedoch defintiv nicht! Hätte Romero doch den Stil des beeindruckenden Auftakts auch nur halbwegs bis zum Schluss durchgehalten...
Ich sträube mich jedenfalls dagegen, "Dawn of the Dead" als einen Meilenstein des Genres zu aktzeptieren.
Filme wie Fulcis "Woodoo" oder Romeros Erstling "Night of the living Dead" sind meiner Meinung nach um Klassen besser gelungen und für das Genre wertvoller als diese überlange Parade teils unfreiwillig komisch aussehender Wohlstands-Zombies, plakativer Goreeeffekte und dröger Handlungs(füll)szenen. Es wurde viel Potential verschenkt und sich fatalerweise in sinnfreien Massakern verloren...Schade!
"Dawn of the Dead" gehört natürlich zu jenen Genrewerken, die man einmal gesehen haben sollte um pro oder contra dem Hype "mitreden" zu können. Die ganzen Lobpreisungen von allen Seiten sind mir in höchstem Maße suspekt. Insbesondere dem Film so beabsichtigte gesellschaftskritische Untertöne oder gar tiefgründigere Befunde über das Leben andichten zu wollen, ist meinem Ermessen nach schlicht lachhaft!
Kein Meilenstein des Genres, sondern eher tabubrechend was die Blutpanschereien anbelangt. Vielleicht ein filmisches, passagenweise gelungenes Experiment und in Ansätzen neue, künftige Filmwege aufzeigend. Ein Film, der, wie ich finde, wie kaum ein zweiter Geschmackssache ist und in der kürzestens Fassung (Argento-cut) noch am besten aufgehoben ist!