Manchmal kommen Filme ins Kino, die einfach sympathisch sind. "Walk Hard - Die Dewey Cox Story" ist so ein Film, dem man anmerkt ,dass alle Beteiligten bei der Herstellung mit Freude bei der Sache waren. Besonders John C.Reilly, der hier die Hauptfigur nicht nur spielt, sondern verkörpert, kann überzeugen, so sehr greift er mit Verve in die Gitarrensaiten und singt sich die Seele aus dem Leib.
Bei den meisten Songs hat er zudem als Komponist und Texter mitgearbeitet, die sich zwar am Folk-Rock orientieren und Johnny Cash immer im Blickpunkt haben, aber durchaus Eigenständigkeit aufweisen und teilweise durch originelle Texte überzeugen können ( etwa beim Titelsong "Walk hard" als gelungene Parodie auf "Walk the Line" und vor allem "Dewey Cox died" im Abspann).
Ganz offensichtlich gibt das Bio-Pic "Walk the Line" nicht nur den musikalischen Stil vor, sondern auch den Handlungsrahmen. "Die Dewey Cox Story" verfügt über die identischen Stationen des Johnny Cash-Films, beginnend mit dem Tod des scheinbar begabteren großen Bruders, mit dem Nutzen der Chance im Tonstudio, der frühen Ehe mit einer Jugendfreundin, dem schnellen Ruhm, den negativen Folgen Alkohol, Drogen und dauernder Promiskuität, bis zum Auftauchen der eigentlichen Traumfrau Jenna Fischer (Darlene Madison), die hier die Rolle der June spielt, und ähnlich wie diese sexuell zuerst sehr enthaltsam agiert
Das es der Truppe um Regisseur und Drehbuchautor Jake Kasdan, der schon positiv mit "Orange County" aufgefallen war, nicht ganz ernst mit der biografischen Erzählung war, fällt allerdings genauso schnell auf, wenn etwa der große Bruder daran stirbt, dass er durch eine Machete mittig geteilt wird, ihn das aber nicht davon abhält, seinem kleinen Bruder noch Tipps für die Zukunft mitzugeben.
Der Film zieht so ziemlich jede Eigenart durch den Kakao, die für Bio-Pics typisch sind (keineswegs nur für "Walk the Line"). Das die Hauptdarsteller in der Regel 50-60 Lebensjahre - nur von der Maske unterstützt - alleine tragen müssen und das das oft an den Realitäten vorbei geht, wird hier sehr schön persifliert, indem Reilly als Erwachsener inmitten einer Band von Teenies singt und steif behauptet, selbst erst 15 zu sein. Einfach köstlich sind auch die ständigen Angaben des eigenen Namens ("Ich bin John Lennon"), um den Zuschauer immer davon in Kenntnis zu setzen, welche berühmten Persönlichkeiten er hier gerade vor Augen hat.
Auffällig bei dieser witzigen Farce ist, dass weder die Grenzen des guten Geschmacks unnötig unterschritten werden, noch das der Respekt vor dem Vorbild verloren geht - im Gegenteil merkt man den Beteiligten immer die Liebe zur Musik und den hier gezeigten Stars an (großartig die "Yellow Submarine"-Beatles Nummer). Gleichzeitig bleibt der Film auch nicht zu zahnlos, sondern verstößt unangestrengt auch gegen eherne Hollywood-Regeln, wenn etwa Dewey in zwei Szenen ganz relaxt einem ins Bild gerückten Penis zuprostet.
Diese Linie behält der Film über seine gesamte Laufzeit bei und darin liegt letztendlich auch der Kritikpunkt. Wirklich überraschen kann die "Dewey Cox"-Story nicht - einerseits folgt sie der "Walk the Line"-Story mit erstaunlicher Konsequenz (trotz gewisser Übertreibungen, wenn aus dem Nachwuchs gleich eine ganze Busladung wird), andererseits bleibt der humoristische Stil immer auf der selben Ebene. So angenehm diese entspannte Mischung aus angemessener Frechheit und fehlender Niveaulosigkeit auch ist, so sehr nutzt sie sich mit der Zeit ab.
Das ändert aber nichts an dem insgesamt sehr sympathischen Eindruck aus guter Musik, engagierten Schauspielleistungen und einer witzig, unterhaltenden Story (7,5/10).