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Elisa (Carmen Sevilla) ist ein Luxuscallgirl, dass den Besuch bei ihrem lukrativsten Kunden in London spontan absagt, um mehr Zeit für sich und ihr neues Apartment zu haben. Dort wohnt sonst nur ein Pärchen nebenan, Miguel (Vicente Parra) und Nuria. Beide streiten sich öfters, was Elisa aber zunächst ignoriert, bis sie abends bemerkt, dass Miguel die Leiche einer Frau im Fahrstuhlschacht entsorgen will. Er bedroht sie mit Waffengewalt und zwingt sie, ihm beim Beseitigen der Leiche zu helfen. So muss sie mit ihrem Auto aufs Land, um Nuria in einem See zu entsorgen. Bizarrerweise macht sie keine Fluchtversuche und hat sogar Verständnis für ihren Nachbarn, der ein erfolgloser, verhinderter Schriftsteller ist…

Eloy de la Iglesias Thriller entstand 1973 in Spanien, noch zur Zeit der faschistischen Franco-Diktatur, als diese sich langsam öffnete und als die Früchte des Wirtschaftsbooms der 60er der zuvor armen Bevölkerung einen gewissen Wohlstand ermöglichten.
Ich liebe seinen Film „Murder in a Blue World“, also die spanische Antwort auf „Uhrwerk Orange“ und so war ich ziemlich neugierig auf den Film…und wurde nicht enttäuscht. „Nadie oyo gritar“ entpuppte sich als recht spannender, ungewöhnlicher Thriller mit einer sehr coolen Schlusspointe, die den Film eine wahrhaft diabolische Wendung gab. Zudem fand ich es höchstinteressant, eine so interessante Figur wie Elisa kennenzulernen. Sie ist ungefähr um die 30 und im damals hochkatholischen Spanien unverheiratet und sehr selbstbestimmt. Ihr Job wird nie explizit erwähnt, aber man ahnt, was sie macht – er ermöglicht ihr ein autonomes, gut situiertes Leben.
Sie ist definitiv stärker als ihr Nachbar, der zwar anfangs eine Waffe benutzt, aber im Laufe der Zeit entwickeln beide Gefühle füreinander, die man schon fast ein bisschen Stockholm-Syndrom nennen könnte. Er hat aus Abneigung seine Frau getötet und die interessante Elisa fasziniert ihn schließlich schnell, zumal sie sich nicht so leicht einschüchtern lässt.
Einige Szenen, zum Beispiel der Krankentransport nach einem Busunglück, als Beide aus Mangel an Ambulanzwagen mit Elisas Auto einspringen müssen, unter den misstrauischen Augen der Polizei, sind schon fast von Hitchcock ’scher Qualität bezüglich Spannungsaufbau, andere hingegen etwas zu sehr in die Länge gezogen und bemüht.
Dennoch ein schöner, kleiner, fieser Thriller aus einem Spanien der Umbruchsphase, der mit guten schauspielerischen Leistungen der Hauptfiguren aufwarten kann und gut unterhält. De la Iglesias Regie ist unauffällig, aber sehr solide und, wie gesagt, in einigen Szenen herausragend.
7/10.

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