Versuch mal, mit einem Zahnstocher einen ICE aufzuhalten. Was wie ein schlechter Witz anmutet, hat Mick Jackson tatsächlich verfilmt. O Graus, ein Katastrophenfilm par excellence, entstanden im glorreichen Jahr 1997, inmitten der Boomzeit schwachsinniger Zelluloid-Katastrophen. "Volcano" möchte hier eine Ausnahme bilden, schafft es aber nur teilweise.
Der Plot ist (natürlich) an den Haaren herbeigezogen, auf Realismus darf man wirklich keinerlei Wert legen. Wie siehts aus mit Spannung? Ok, die hat Volcano halbwegs zu bieten. Der Vulkan bricht aus, die Lava strömt unaufhaltsam auf die Stadt zu. Jackson hält sich nicht damit auf Nebenhandlungen auszuarbeiten oder die Charaktere auszuschmücken, nein, hier wir zielgerichtet und geradlinig gearbeitet. Vorzeichen, Ausbruch, Bekämpfung, Happy End - logo, so wird das an der kleinen Filmemacherschule gelehrt.
Nunja, sowas sollte man aber doch aufpeppen. Da hat man dann Knautschgesicht Tommy Lee Jones verpflichtet, der tatsächlich für Aufheiterung sorgt. Seine typische Art bildet eindeutig den Glanzpunkt schauspielerischer Performance in diesem Movie. Anne Heche wirkt völlig blass und kann sich nicht wirklich profilieren, alle anderen Schauspieler stammen aus der Kategorie mittelmässige Seriendarsteller.
Wie siehts mit der Action aus? Lava, Lava, Lava - und Ascheregen. Ein paar verletzte Menschen hier, ein paar verletzte Tiere dort. Schade, daß ansonsten bis zur Schmerzgrenze handwerkliche Fehler unterlaufen. Als Beispiel sei insbesondere der Showdown genannt, dem Lavastrom inmitten der Stadt. Mit ein paar halbe Meter hohen Betonklötzchen versucht man diesen gewaltigen Lavastrom aufzuhalten... hinter der netten Barriere stehen dutzende von Feuerwehrwagen. Soweit so gut, selbst wenn man akzeptiert daß dies der Dramatik wegen so abläuft, warum dann bitte so schlecht umgesetzt? Einfach peinlich, wenn alle Einsatzwagen Blaulicht anhaben und die Menschen kaum zwei Meter von der glühend heissen Lavamasse entfernt völlig normal und gelassen stehen ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen - und zur Krönung auch noch Hubschrauber in geringer Höhe den Lavastrom überfliegen. Sowas ist einfach nur noch lächerlich und enttäuschend.
Selbst wenn der Filmaufbau bis hierhin halbwegs spannend war, dies ist dann dem Film einfach nicht mehr würdig und lässt uns nur noch ungläubig kopfschüttelnd auf die Mattscheibe starren. Das Ende hingegen ist dann wieder etwas aufbauend.
Der Streifen ist wirklich für niedere Ansprüche gemacht, wer einfach nur etwas sinnfreie Action und Unterhaltung ohne Tiefsinn sucht, wird sicherlich nicht enttäuscht. Man muß halt die Erwartungshaltung zurückschrauben, dann geht "Volcano" in Ordnung.
(4/10)