Zugegeben, die Farrelly-Brüder haben inzwischen leider nachgelassen, sind nicht mehr so frech wie früher und schrecken vor den derbsten Gemeinsamkeiten zurück, doch was sie während ihrer jungen Karrierejahre abgeliefert haben, habe zumindest ich für ewig in mein Herz geschlossen. Auf ihr fulminantes Debüt „Dumb & Dumber“ folgt der nur phasenweise wirklich witzige „Kingpin“. Mit „There's Something About Mary” sollten sie jedoch wieder in die Erfolgsspur zurückfinden und stellen damit bis heute die erfolgreichste R-Rated-Komödie aller Zeiten.
Nun wird Mary ausgerechnet von der wunderschönen Cameron Diaz („The Mask“, „Charlie's Angels“) verkörpert, die hier mit ihrem entwaffnenden Strahlelächeln, Humor, Höflichkeit und Unbeschwertheit nicht nur alle hier im Film vorkommenden männlichen Personen, sondern wohl auch einen Großteil des maskulinen Publikums verzaubern dürfte, was dem Film schon mal locker einen Bonuspunkt meinerseits einbringt. Für sie war das jedenfalls der endgültige Durchbruch.
Freilich gibt die Komödie inhaltlich nichts Nennenswertes her, denn im Grunde ist der Film nur ein einziges Balzen um Mary, aber die Farrellys wissen nun mal ungeheuer gut, wie sie die Stelzböcke alle in die unmöglichsten Situationen manövrieren und davon haben so einige Film- oder zumindest Komödiengeschichte geschrieben: Ben Stillers („Meet the Parents“, „Starsky & Hutch“) Genitalbereich im Reißverschluss und Matt Dillons („In & Out“, „Wild Things“) Wiederbelebungsversuche des unter Drogen gesetzten Hundes sind wohl die unvergesslichsten Momente von „There's Something About Mary”.
Die Dreist- und Frechheit der Farrellys scheint keine Grenzen zu kennen und ihre Gagfrequenz ist dazu noch hoch. Kaum in Worte zu fassen, ist beispielsweise die Abfolge von Katastrophen, in die Ted (Stiller) gerät als er auf der Reise zu Mary erst einen Serienkiller mitnimmt, dann auf einem Rastplatz in ein heimliches Schwulentreffen hineinstolpert (und zwar im wahrten Sinn des Wortes) und schließlich von der Polizei festgenommen wird – unter Tatverdacht!
Dabei wird sich nie um policital correctness geschert und dafür schätze ich die beiden. Schade, dass sie heute nicht mehr ganz so bissig zu Werke gehen. Witze über Alte, Kranke und Behinderte mögen zwar geschmacklos sein, aber die Farrellys wissen sie einzusetzen, wahre Lachattacken zu starten und deswegen verzeihe ich es ihnen.
Für die Jagd auf die Frau aller Träume können sie sich hier zudem auf eine spielfreudige Riege verlassen, die sich gar nicht mal so sehr heimisch in diesem Genre führt. Abseits von Ben Stiller (hier erstmals in seiner späteren Prototyprolle des sympathischen Verlierers), für den dieser Film dann auch der endgültige Durchbruch bedeutete, sind hier immerhin Matt Dillon auf seinem sehr kurzen Zwischenhoch (inzwischen meist irgendwo in unbekannten Produktionen versumpft) als herrlich listiger Detektiv Pat Healy und Lee Evans („Mousehunt“, „The Medallion“) als sich behindert gebender Loser und Chris Elliott („Scary Movie 2“) als furchtbar allergisch auf Mary reagierender Ex mit krankhaftem Fetischismus. Alles keine Vorzeigekomödianten, aber hier so mitgerissen vom Spaß am Dreh, dass sie gar nicht anders können, als witzig zu sein. Grandios bleibt dabei nach wie vor Keith David („The Thing“, „They live“) in seiner zu kleinen Rolle als Marys Stiefvater. Vorteil gegenüber „Dumb & Dumber“ ist die Tatsache, dass mit Mary und Ted hier noch Figuren zu finden sind, die nicht grenzdebil und fern jeglicher Realität leben, weswegen die Angelegenheit, im Rahmen einer seichten Komödie, schon etwas zu Herzen geht. Zumindest mir tat Ted jedenfalls leid.
In den Folgejahren mussten sich die ähnlich gelagerten Komödien an „There's Something About Mary” ausrichten, bis heute wartet man auf einen stilvollen Erben. Die Farrellys platzieren hier nahezu ein Höchstmaß an möglichen Gags, gönnen jedem seine Lacher und fahren leerlauffrei den nächsten auf. Das Überraschend dabei ist das Fehlen von Rohrkrepieren, denn das Konzept geht 100prozentig auf. Humor bleibt Geschmackssache und wirkt auf jeden individuell, aber ich kenne niemanden der sich hier nicht zumindest „nett amüsiert hat“.
Ja, natürlich erzählerisch geht es hier mitunter quer durchs Beet, nur wer sich darüber mokiert, sollte dann am besten gleich die Finger von Komödienvollwertkost lassen, denn auch wenn die Story lediglich dazu dient, die Gag-Sequenzen zu koppeln, sie funktioniert in der Hinsicht ohne Vorbehalte. Komödien sind nun mal in erster Linie darauf ausgelegt den Zuschauer zum Lachen zu bringen und nicht möglichst homogen mit den Witzen zu verfließen.
Fazit:
Positiv geschmacklose Komödie mit astreinen Gags, die schmerzhaft für das Zwerchfell sind. Die Farrellys toben sich hier jedenfalls so richtig aus und jeder der Lust hat, kann sich davon mitreißen lassen. Dank eines sympathischen Casts, viel Einfallsreichtum und abgrundtief bösartigen Witzen bleibt hier nur eine weitere Empfehlung.