Frechheit siegt! 1998 nutzten die Farrelly-Brüder ihre mit „Dumm und Dümmer“ und „Kingpin“ erworbenen Vorkenntnisse, was Geschmacklosigkeiten angeht, und verwursteten sie in einer simplen, aber äußerst sympathischen Lovestory. Heraus kam eine Gross-Out-Komödie, die auf ihrem Gebiet Maßstäbe setzte und noch heute gerne gesehen wird, obwohl unzählige Plagiate die Gürtellinie längst noch tiefer anlegten.
Man kann „Verrückt nach Mary“ durchaus vorwerfen, dass die Geschichte vom sympathischen Tollpatsch, der sich Hals über Kopf in die College-Schönheit verliebt, längst nicht mehr neu ist und hier genauso abläuft, wie man sich das vorstellt, aber eben auch wünscht. Dafür haben es nur wenige Gross-Out-Komödien der nächsten Jahre geschafft, das Hauptaugenmerk nicht nur auf derben Humor, sondern auch auf eine Inszenierung mit Herz zu legen. So hofft man inständig, dass ein liebenswerter Ben Stiller (am knuffigsten sicherlich mit Zahnspange) sich gegen seine schmierigen (herrlich schleimig: Matt Dillon) und verlogenen (zum Brüllen: Lee Evans) Konkurrenten durchsetzt. Obwohl diesen kein Trick zu schmutzig ist, Mary für sich zu gewinnen, kann man beim Anblick von Cameron Diaz’ bezaubernswertem Lächeln auch sie irgendwo verstehen.
Im Wettrennen um die Traumfrau kommt es zu den komischsten Situationen, die man selbst gesehen haben muss, um sie witzig zu finden. Tatsächlich sind viele Szenen moderner Slapstick der besten Sorte, andere Gags wiederum entstehen rein aus dem Personengefüge. Schon jetzt Comedygeschichte sind Stillers eingeklemmtes bestes Stück und Diaz’ alternative Verwendungsmöglichkeit für Sperma. Darüber hinaus gibt es eine ganze Palette zündender Gags, Rohrkrepierer sind kaum dabei. Allerdings kann man von der deutschen Sprachfassung nur abraten, bei der vieles völlig hanebüchen übersetzt wurde („Stalker“ = „Stelzbock“!) und zu allem Überfluss auch noch die Lieder eingedeutscht wurden. Untertitel wären da angebrachter gewesen.
Obwohl die Hemmschwelle in Sachen Körperflüssigkeiten längst so tief gesunken ist, dass sich manch einer fragen wird, was den an „Verrückt nach Mary“ noch so aufregend sein soll, denke ich immer noch gerne an den Kinobesuch zurück, als der komplette Saal mit Bauchkrämpfen vor Lachen das Kino verließ. Ein Feel-Good-Movie der schönsten Sorte ist das auf jeden Fall heute noch, und äußerst sympathisch dazu, weil neben Geschmacklosigkeiten die gefühlvollen Momente nicht vernachlässigt werden.