Auch wenn "M.Butterfly" mit großem finanziellen Aufwand realisiert wurde (es wurde u.a in China, Ungarn und Paris gedreht) und die erste Schauspielergarde (Jeremy Irons, Barbara Sukowa) in Hochglanzoptik gekleidet wurde, kam dabei eines der obskuresten Werke des Regisseurs heraus, was bei Cronenbergs sonstigem Oeuvre (Videodrome / Die Brut / Naked Lunch) schon ein echtes Kunststück darstellt.
Am nächsten steht es dabei vielleicht "Dead Ringers";
wiederum basiert der Film auf einer kaum-zu-glauben-aber-wahren Begebenheit: ein französischer Diplomat (Gallimard) verliebt sich in China in eine einheimische Person, wobei er das Objekt seiner Begierde - einen Schauspieler - irrtümlicherweise für eine Frau hält. Daran ändern auch die jahrelange Beziehung und das gemeinsame Kind (...) nichts. Die Katastrophe lässt sich nicht mehr abwenden, als der "Butterfly" sich vor Gericht nicht nur als Mann sondern auch als chinesischer Spion entpuppt.
Cronenberg hat sich nie für die typische Hollywoodkonstellation: "Normalmensch in Extremsituation" interessiert, sondern immer extreme Charaktere entworfen, die an ihrer Eigenheit zu Grunde gehen (müssen). Folgerichtig ist dieser Film keine reine Umkehrung der Madame Butterfly-Geschichte (Chinesin verliebt sich unsterblich in einen Amerikaner und wird von ihm verlassen) sondern vor allem ein Blick auf einen obsessiven Charakter, dessen Abstieg hier brillant von Jeremy Irons verkörpert wird. Cronenberg macht auch sehr schnell deutlich, dass Gallimard einem Trugbild hinterherläuft und benutzt die Verwechslung dankenswerterweise nicht als billigen Schlussgag.
Cronenberg-Anhänger werden sich unweigerlich an Videodromes Programmleiter Max Renn erinnert fühlen, als er einen chinesischen Erotikfilm sichtet: "There´s something too soft about it...." und werden M.Butterfly vielleicht verständlicherweise als Enttäuschung betrachten.
So wie dessen frühe Filme den Horror nicht kathartisch verwenden, den man nach Filmende erleichtert abhaken kann, hallt das emotionale Unbehagen, das dieser Film auslöst, noch lange nach. Der Plot eignete sich vermutlich genauso für eine Slapstick-Verwechslungskomodie, hier entstand dagegen ein gleichermaßen sentimentaler wie grausamer Film, getragen von Howard Shores gewohnt grandioser Musik.