M. BUTTERFLY
Die Geschichte ist ungewöhnlich, aber das Theaterstück "M. Butterfly", welches Allround-Talent David Cronenberg anspruchsvoll und ansprechend verfilmt, beruht auf einer wahren Begebenheit.
Der französische Diplomat René Galimard verfällt im China der 60er Jahre bei einer Aufführung von "Madame Butterfly" der bezaubernden Sängerin Song Li. Um ihr nahe zu sein, setzt er seine gesamte Existenz aufs Spiel. Dabei ahnt er weder, dass Song Li in Wahrheit ein Mann ist, noch dass sie für die chinesischen Kommunisten spioniert. Mit der Lüge, sie sei schwanger, trennt sich Song Li von Gallimard, um vier Jahre später vor seiner Pariser Haustür zu stehen. Damit nimmt die Tragödie ihren Lauf.
Jeremy Irons verleiht dem Gillard in beeindruckender Weise die die beiden Schwächen Hochnäsigkeit und Naivität, wodurch er in bedrohlicher Atmosphäre unwissentlich zwischen körperlicher Obsession und sexueller Identität wandert, getragen vom verträumten westlichen Blick auf die asiatische Welt, der auch im aktuellen Leben ein große Rolle spielt. Das Lügengespinst um den tragischen Held trägt ihn immer weiter von der Realität weg, untermalt von Puccini’s Klängen, und das vermeintliche Hoch ist sein tiefer Fall.
Wusste Gillard von Butterflys wahrer Identität? Inwieweit ging der Selbstbetrug? Inwieweit hat sich selber diesbezüglich schon selbst betrogen? Liebe zeigt sich als Spiel, als Rolle, als Mittel zum Zweck und erschreckend deutlich wird dem Zuschauer visualisiert wie schnell man sich in ihr zum eigenen Nachteil verfangen kann, auch wenn man dies in keiner Sekunde erwartet hätte. Das vom Europäer angebetete Bild der Madame Butterfly wird zum Spott für die westliche Kultur.
Der Film funktioniert, das explizite Thema ist meisterhaft umgesetzt, auch wenn er von der Kritik nicht gerade gefeiert wurde. Cronenberg-like ein spezifischer Stoff, sehr eigen verfilmt…das schmeckt nicht immer jedem. Auf keinem Fall aber kommt die nachgesagte Langeweile auf, ganz im Gegenteil.