Was für die Mädchen der Blondinenfilm, ist offensichtlich für die Männer die Kifferkomödie oder „stoner comedy“, ein gepflegtes Blödeln durch blauen Dunst und rund um dicke Joints, unter dessen Einfluß sich Komödienstars dann immer sattelfest aufführen dürfen wie die letzten Deppen auf diesem Planeten.
„Ananas Express“ ist jetzt die erfolgreiche Krönung dieser immer wieder aufsprießenden Untergattung des Films, die normalerweise total abgewrackten Typen (Cheech und Chong) oder Farbigen (Marlon Wayans, der ist ja so lustig...hihihi...) vorbehalten ist.
Hier dürfen sich mit James Franco (als langhaariger Drogen-Johnny-Depp-Verschnitt statt wie gewohnt als glattgelecktes Schönkerlchen) und der angesagt-knuffige Seth Rogen durch die Story lallen, über die volle Länge fugenbreitgrau gekifft und im letzten Moment dann doch noch zurechnungsfähig genug, um sich von ein paar Drogendealern, die sie bei einem Bandenmord gesehen haben, nicht das Licht auspusten zu lassen.
Momentan darf Rogen ja so ziemlich alles drehen, solange vorne Apatow drauf steht, doch „Ananas Express“ beweist, daß so langsam das Lachpolster leicht durchgesessen wirkt, denn dieses aufpolierte alte Skript aus der Schublade lebt in erster Linie von der ungeheuren Popularität, die sein bäriger Hauptdarsteller z.Zt. genießt.
Und so wirkt die ganze Geschichte dann auch wie ein zusammenimprovisierter Privatscherz, von dem man sich nach den ganzen 111 Minuten (20 Minuten zu lang) definitiv nicht vorstellen kann, das der Käse wirklich so im Drehbuch gestanden hat.
Da mag die zeitgenössische Kritik noch so sehr von den 80er-Bezügen zum B-Action-Kino jubeln und wie die Buddy-Komödien von seinerzeit hier perfektioniert auf die Spitze getrieben wurde und was man hier alles nebenbei zitiert, letzten Endes wirkt der Film, als hätten auch die Macher gepflegt einen geraucht und damit das Zeitgefühl für das Genre, auch Comedy-Timing genannt irgendwann vergessen.
Einzelne Glanzlichter wie eine chaotische Autoverfolgungsjagd und eine abstruse Beinaheschlägerei zwischen den Drogies und ihrem Zwischenhändler können kaum darüber hinwegtäuschen, daß man bei einigen Endlosdialogen doch bitte die Schere hätte ansetzen sollen. Vor allem der relativ sinnfrei Handlungsstrang mit Rogens High-School-Freundin und ihrer Familie, der tatsächlich am Ende schlicht und ergreifend unaufgelöst fallen gelassen, bringt praktisch nichts.
Und was den Kindern und Anspruchslosen natürlich in erster Linie gefallen soll, sind die beknackten Wortwechsel, das dauernde Fäkal-Fick-Gerede und die ansatzlose Flucherei, die praktisch nahtlos über die volle Lauflänge ineinander übergehen.
Potential wäre dagewesen, allein die Chose rund um den nicht tot zu kriegenden Zwischenhändler ist reizvoll, wenn auch schon aus „Loaded Weapon 1“ geklaut, doch die betonte Bräsigkeit läßt den Film einfach keine Achse finden, an der man sich als Zuschauer mal einklinken könnte. Am Ende geht’s sogar noch in die relativ brutale Actionrichtung, auch wenn man das mit Klamauk abmildern will.
Wie selbstverliebt das alles eingetütet wurde, beweist dann die endlose Schlußszene nach dem Showdown, in der alle After-Chillen praktisch die komischsten Szenen rekapitulieren, damit das Publikum beim Nachhausejoint nicht schon wieder alles vergessen hat.
Ich will gerne glauben, daß man die echten Kiffer unter den Zuschauern (und nach allem was man so aus Teenagerkreisen mitkriegt, dürfte das ein beachtlicher Anteil sein) vermutlich während des Films und danach vor Lachen künstlich beatmet werden muß und ganz grobe Geschmacklosigkeiten (bis auf einen Kopfübersturz in ein Katzenklo) bleiben auch dankbarerweise draußen, ansonsten ist das jedoch alles eher die zu erwartende Intelligenzbeleidigung.
Das wäre nicht so schlimm, wäre der Film wenigstens noch stringent und flott runtererzählt, aber so weitschweifig darf es dann doch nicht werden. Das unbestreitbare Talent aller Beteiligten (mal von der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme an Nebenrolle für die fast schon vergessene Rosie Perez abgesehen) will ich damit nicht angreifen, aber bei der unbeholfenen Überflüssigkeit dieses x-ten Aufwasches sollten beizeiten die Produzenten mal lesen, was Rogen, Goldberg und Apatow da demnächst noch zusammenschreiben werden, bevor der Dreh beginnt.
Für Kinder, Kiffer und alle, die die Qualität eines Films an der Anzahl der albernen Lacher festmachen, sicher DIE Offenbarung seit Raider Twix heißt, der Rest wird Zeit und Geld eher hinterhertrauern. Ein Fläschchen auf einen zünftigen DVD-Erfolg kann man aber schon mal öffnen. (4/10)