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BLACK BELT


Mit den ausgehenden 30er Jahren, des letzten Jahrhunderts, beginnt für viele, traditionellen Kampfsport unterrichtenden Schulen, eine schwere Zeit. Durch das japanische Militär wird ein Edikt ausgesprochen, welcher alle Kampfsportschulen dazu verpflichtet, ihre Lehre in den Dienst der Armee zu stellen. In Kyushu wird Karate als meditative Verteidigung gelehrt. Die Tatsache dass sein Tun und Lehren hinterfragt und quasi mit Füssen getreten wird, aber auch einem Missbrauch unterliegt, führt zum tragischen Tod des Meisters von der Kyushu-Schule. Seinen wenigen Schülern gibt er abschließende Worte, und Ansporn sich seinen schwarzen Kuro-obi (bedeutet Gürtel) zu verdienen, auf den Weg. Dies führt zum Disput unter Taikan und Giryu, weshalb sich ihre Wege trennen. Der eine wird Bauer und der andere Ausbilder beim Militär. Ein Duell der ehemaligen Freunde scheint unvermeidlich…


Achtung: enthält zum Teil Spoiler.


Komplexes Martial Arts-Drama das 2007 in Montréal Uraufgeführt wurde. Aufgrund der relativ trockenen Herangehensweise bringt es ungewohnten Anspruch mit sich. Dieser jedoch wird das Publikum spalten, denn verwöhnte Actionfans werden nicht ausreichend bedient und laufen Gefahr Niveau als Langeweile auszulegen. Doch wäre dies mehr als Unfair, zumal schon allein das Genre grundsätzlich als Drama anzusehen sein sollte. Da die Japaner, ganz im Gegensatz zu den Hongkong-Chinesen, im Bezug auf reine Martial Arts-Streifen, in ihrer Filmgeschichte eher seltener ein Lieferant für dieses Genre waren, ist dieser Schritt mutig und wohlwollend zu beklatschen. „Kuro-obi“ so der Originaltitel ist ein cineastischen Unikum und tatsächlich fernab jeder Mainstream-Unterhaltung anzusiedeln. Doch fand ich diesen Schritt einfach passend und vor allem konsequent realisiert. Die Figuren werden in Ruhe vorgestellt und dürfen mit dem fortschreiten der, zugegeben, einfachen Geschichte reifen.


Gerade die beiden Hauptfiguren unterliegen in dieser Entwicklung einem Wandlungsprozess, der nicht unrealistisch geraten ist und somit ein ungewöhnliches, fast schon surrealistisches, Finale einleitet.


Da wäre Taikan, ein brillanter Karate-Kämpfer, welcher gnadenlos zielstrebig und später auch kompromisslos zu Werke geht. Er hinterfragt die Lehren seines mittlerweile toten Sifu’s und will den Sinn einer rein defensiven Kampfhandlung einfach nicht verstehen. Für ihn ist Klar, er kann nur dann der Beste sein, wenn er andere „Meister“ des Kampfsports herausfordert und besiegt. Dabei ist diese körperliche Stärke der große Gegenpol zu seiner geistigen Haltung gegenüber dem Ganzen und somit gleichzeitig auch noch seine große Charakterschwäche. Somit kann logischerweise nur er den Kuro-obi tragen. Doch nur so wird ganz nebenbei auch das eigene Ego befriedigt. Allerdings scheint dieser Weg unendlich, denn Taikan legt die Gegner reihenweise auf die Matte. Vollkommen verblendet ignoriert er dabei ganz andere Entwicklungsstadien seines Auftraggebers. Für den dezimiert er nämlich indirekt die gesamte Konkurrenz und ermöglicht so einen privaten Frauenhandel, inklusive Prostitution.


Der zweite Protagonist ist Giryu und ein gleichermaßen begabter Karatekämpfer. Vom Wesen schüchtern, demütig und fast schon Naiv. Er hält an den Lehren seines Meisters fest und entscheidet sich für das Leben eines einfachen Bauer. Mitschuld zu dieser Entscheidung hat ein einprägsames Erlebnis, dass auf einen gewonnenen Kampf zurück zu führen ist. Er konnte den Besiegten nicht töten, und ihn somit die Schmach über die Niederlage ersparen. Als das Opfer sich für den Freitod entscheidet und dessen Kinder Rache ausüben wollen unterliegt er absichtlich im Kampf, um auf diese Art für einen Ausgleich zu sorgen. Verletzt landet er bei einer Bauernfamilie, wo er letzten Endes bleibt. Weitere Ereignisse sorgen für neue Konfrontationen, bei denen er zum Kampf gezwungen wird. Das er dafür den Pfad eines reinen Kampfes verlassen muss scheint unumgänglich. Dieser Schritt führt zum entscheidenden Finale. Taikan und Giryu werden wieder aufeinander treffen und noch einmal kämpfen und zwar gegeneinander.


"Black Belt" ist ein in keinster Weise überladenen Karate-Film. Augenscheinlich unspektakuläre Fights, null Drahtseileinsatz und irgendwie ein wenig lahm und somit kinountauglich. So werden sicher sehr viele Betrachter urteilen. Für Viel-Seher und Actionfans deshalb nur bedingt zu empfehlen. Obwohl diese dann trotzdem einen Geheimtipp verpassen täten. Der Plot ist zwar geradlinig und teilweise verloren Regisseur Shun'ichi Nagasaki und auch der Drehbuchautor ein reales Ende aus den Augen (vor allem die Militärpolizei im Finale erscheint durch ihr Auftauchen, und einer im Anschluss fehlenden Interaktion, total unsinnig) doch bleibt der Film in diesem formal strengen und um authentische Vermittlung des traditionellen Karatebegriffs bemühten Martial-Arts-Drama, prinzipiell glaubwürdig.


An sehenswerten Kämpfen herrscht auch nicht unbedingt ein Mangel, obwohl diese betont natürlich ohne CGI, reißerische Schnitt
age oder Wirework inszeniert wurden. Da geht den Kämpfern zwischendurch auch schon mal die Luft aus. Kampfkunst in realer und unübertroffener präziser Darbietung tritt an die Stelle eines episch anmutenden Martial Arts-Epos. Die Sequenzen bleiben jederzeit Bodenständig und haben diesbezüglich von den grandiosen Akteuren ein hohes Maß an Selbstbeherrschung gefordert. Doch wird man Dynamik und Speed zwischen den Zeilen suchen müssen. Faszination und ein wohliges Gefühl von Unterhaltung bringen die Fights aber allemal mit sich.


Der minimalistische Score, von Naoki Sato, tut sein übriges, schmiegt er sich förmlich an die Szenen und untermalt diese stets passend.


"Black Belt" überbrückt den schmalen Grat eines zu lang geratenen Actiondramas und verliert sich nicht komplett im philosophischen Ansatz -einer Erklärung- des Karate als Kunstform der Verteidigung. Besticht somit aber erst in zweiter Linie als ein wahrlich beeindruckender Handkantenklopper, dem man Tiefgang zugestehen muss. Fähige Darsteller in der Besetzung und handwerklich saubere Umsetzung runden das Ganze ab. Da fällt mir gerade echt nichts Vergleichbares ein.


Lediglich die finale Auseinandersetzung muss ich negativ kritisieren, scheint diese einfach zu lang geraten und birgt tatsächlich, nach allem zuvor gesehenen, die Gefahr, den Film lächerlich zu machen. Minutenlang wird gekämpft und das geht nun einmal an die Kraftressourcen der Fighter. Schließlich rollt bzw. kugelt man sich durch die Botanik, und das nur um tendenziell dem Thema gerecht zu werden. Dies gelingt gerade in besagter Sequenz nur bedingt, zumal das profane Happy End nichts weiter als ein Klischee in Reinkultur darstellt.


Trotzdem bleibt „Black Belt“ eine gute Wahl für Kampfsportler und Fernost-Cineasten, welche auch etwas mit UFO-Dramen anfangen können.


Bodenständige 7,4 von 10

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