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Es scheint als sei es, seit der Alien-Schädel am Ende von Predator 2 auftauchte, ein ungeschriebenes Gesetz, das sich Aliens und Predatoren pausenlos bekämpfen müssen. Ob in Comics, Videospielen oder Buchformat, an diesen beiden kommt man nicht vorbei. Dabei wird dann auch stets mit der Werbezeile "Whoever wins, we lose" geworben. Selten hat dabei eine Tagline, so den Nagel auf den Kopf getroffen.

Denn wie auch schon bei Teil 1 verliert auch im zweiten Teil nur eine Partei. Die Zuschauer. Und dabei hätten die Gebrüder Strause (wie sich das Regie-Duo gerne nennt), nicht einmal viel leisten müssen um den unterirdischen vom FSK 12 Logo gebeutelten ersten Teil zu überbieten. Wirklich niemand hätte ein Sequel ala Terminator 2 oder auch Aliens erwartet. Ein Film in der Liga von Predator 2 hätte doch schon ausgereicht. Aber auch diesen Standard können die Brüder mit ihrem Kino-Erstling kaum halten. Wieso die harten Worte? Schauen wir uns diese Ausgeburt eines Sequels doch mal genauer an.

Sowohl Alien, Predator als auch *Hust* Predalien sehen ziemlich cool aus wenn man Sie denn mal zu Gesicht bekommt. Und auch im Allgemeinen hat man dem Film für die meiste Zeit einen würdigen Look verpasst. Denn nach dem wirklich schön in Szene gesetzten Auftakt in den Wäldern von Colorado (welcher ironischer Weise bei E.T. geklaut wurde), geht auch schon der Strom aus und die restlichen Events finden ausschließlich in dunklen Gebäuden, Tunnels oder draußen bei regnerischer Nacht statt. Ich gehe davon aus, dass man mit dieser Setting-Wahl den düsteren und feuchten Look von Alien imitieren wollte, aber nicht wirklich über die Konsequenzen von Selbigem nachgedacht hat. Denn in Alien ist das Monster mysteriös und die meiste Zeit über gar nicht auf dem Bildschirm zu sehen. Hier spielte Ridley Scott mit der Vorstellungskraft seiner Zuschauer, denn jeder wusste WENN er das Monster zu Gesicht kriegt, wird es noch grusliger als wir uns das verfluchte Ding selbst jemals hätten vorstellen können. Die Gebrüder Strauss allerdings, haben diesen Effekt weder als Vorteil noch als Ziel. Die Aliens in AvP2 sind nämlich zu keiner Zeit mysteriös und genauso wenig wird versucht dadurch Spannung zu erzeugen, indem man dem Zuschauer vorenthält wo sich die Viecher gerade befinden. Viel zu oft gibt es Szenen in denen zwei normale Charaktere in der Diele stehen und sich über völlig banale Dinge unterhalten, wobei plötzlich eins der Aliens in den Raum stürmt und beide umbringt. Wieso fragt man sich, muss das Ganze in einem Setting spielen das total gegen die Prämisse arbeitet die einem der Titel doch so vollmundig verspricht. Hier geht es doch um Aliens die gegen Predatoren antreten. Dann will ich auch verflucht nochmal Aliens gegen Predatoren sehen und nicht mit Gehusche im Dunkeln, stroboskopartigen Schnitten und der so in Mode gekommenen Shaky-Cam abgespeist werden.

Dieser Fehlschlag ist schon bezeichnend für den kompletten Film: „Machen und nicht nachdenken.“ Das traurige ist, das AvP2 nicht einer der Filme ist, die so schlecht sind das sie schon wieder lustig sind oder auf kranke Art inspirierend daherkommen. Vielmehr ist das Ganze frustrierend, da man von Anfang an falsch an die Sache rangegangen ist, wo man doch eigentlich eine richtig coole Nummer aus diesen beiden Popculture-Legenden hätte rausholen können. Vielleicht ist es auch ein unausgesprochenes Geheimnis unter Film-Begeisterten, von denen die Macher von AvP2 einfach nichts mitbekommen haben, aber wenn es nach mir geht (und scheinbar auch nach dem Rest der Welt) waren sowohl die Alien als auch die Predator Filme nicht einfach nur “Monster-Filme” ala Godzilla sondern vielmehr Charakter-Filme.

Natürlich ist Sigourney Weavers Allen Ripley eine der Ikonen des Sci-Fi Genres, aber darüber hinaus haben die Alien Filme so wundervoll geschriebene Charaktere wie Bishop, Vasquez oder Private Hudson zu bieten. Und dass sind nur einige der vielen erinnerungswürdigen Charaktere. Die Predator Filme haben zugegebenermaßen nicht viel Wert auf ausgefeilte Charaktere gelegt, dafür aber Archetypen des Action-Genre erschaffen. Der Predator ist schon cool, aber seine Langlebigkeit zieht der Film aus den zigarrenkauenden, ständig jemand in den Arsch tretenden Söldnern die sich mit coolen Sprüchen und riesigen Waffen ihren Weg durch den Dschungel schießen. Und was machen die Macher von AvP2 also um, diesen schon fast legendären von Fans auf der Ganzen Welt geliebten Charakteren gerecht zu werden? Sie führen einen beknackten Pizzaboten aus einer Kleinstadt in Colorado ein. Das ist ungelogen der Held dieses Films. Ein völlig dämlich gezeichneter Teen der traurig ist weil sein Chef ihn einen Hut tragen lässt und weil seine Angehimmelte sich lieber mit einem Schläger vergnügt, der aussieht wie die 30jährige Version von Fred aus Scooby Doo. Also macht Fred Witze über den Pizzaboten, weil er nun mal ein Pizzabote ist, worauf Pizzaboy, Fred dann eine Schwuchtel nennt, worauf Fred wiederum Pizzaboys Schlüssel in den Abwasserkanal wirft. Dies wird mit Sicherheit eine der meist erinnerten Szenen der Filmgeschichte, direkt neben Ripley die, ein Alien aus sich herausbrechend, in ein riesiges Fass Lava springt oder Dutch der ganz knapp der Predator-Bombe entkommt.

Wer hier jetzt nicht die Ironie erkannt hat, sollte sofort aufhören zu lesen und vielleicht wirklich diesen Film gucken gehen. Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie sowas jeweils gedreht werden konnte. Wer in aller Welt hat entschieden, diese Story zu benutzen und nicht eine der abgelehnten Anderen. Wobei ich gar nicht wissen will wie behämmert die waren. Aber ich bin mir sicher dass eine davon handelte die beiden Monster in die „Hood“ oder in eine Reality TV-Show zu schicken. Vielleicht versuchte man sich auch an der Freitag der 13te-Reihe zu orientieren und die Aliens in den Weltraum zu schicken… das würde es vielleicht sein. Aliens in einer alienmäßigen Umgebung. Diese Idee könnten Sie frei benutzen und müssten mich nicht mal in den Credits erwähnen.

Wer den obigen Text aufmerksam gelesen hat, wird sich sicherlich denken können was ich von diesem Machwerk halte. Jeder der sich halbwegs als Fan einer der beiden Kontrahenten sieht, sollte einen großen Bogen um AvP2 machen. Allen anderen werden einen für die Verhältnisse in unserem schönen Land, harten Monsterfilm kriegen der mit saudummen Charakteren und noch dümmeren Drehbuch daherkommt.

Ich rate dringend ab.

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