Alien vs. Predator 2 – ein weiteres Spin-Off zu den populärsten Monsterfilm die das moderne Hollywood hervorgebracht hat. Beide Filmreihen, welche insbesondere in den 80’ern durch ihre namenhaften Regisseure neue Maßstäbe setzten, sind unterdessen Filmgeschichte, ein Privileg welches dem ersten Spin-Off Alien vs. Predator sicherlich nicht zu Teil werden wird. Zwar liefert der Clash zwei sehr unterschiedlicher Filmmonster ein fetziges Actionabenteuer ab, allerdings fehlte es etwas an Spannung, Atmosphäre und Blut um wirklich mit den großen Vorbildern konkurrieren zu können. Was soll man aber auch anderes von einem Film erwarten der auf einem Videogame basiert? Immerhin waren die Einnahmen für Fox dank raffiniert eingefädelter Releasepolitik akzeptabel genug für ein weiteres Sequel. Das Projekt wurde mit den Gebrüdern Strausse zwei absoluten Regieneulingen anvertraut die in der Vergangenheit hinter der Kamera nur für Spezialeffekte zuständig waren. Dem Filmkenner sollten spätestens hier die Alarmsirenen schrillen. Wie man es schafft zwei beliebte Filmreihen mit Fans rund um die Welt beinah zu Grabe zu tragen, soll im folgenden Review erörtert werden.
Kehren wir zuerst einmal an Ursprung zurück um den Maßstab zu definieren. 1979 schuf Ridley Scott mit Alien einen der wegweistensten Sci-Fi Schocker der Gegenwart, welcher das moderne Horrorgenre völlig neu definierte und bis heute nichts von seinem Schrecken eingebüßt hat. Dabei setzte Scott nie vorrangig auf plumpe Gewalt, sondern hüllte das Grauen stets in subtile und bedrohliche Bilder. 1986 war es James Cameron der mit Aliens die Filmreihe auf eine neue Ebene brachte, indem es die Gänsehautatmosphäre durch martialische und rasante Action ersetzte. Der Kampf gegen die Aliens wurde zum adrenalingeschwängerten Feldzug und Ellen Ripley (Sigourney Weaver) zum weiblichen Pendant eines John Rambo. Im dritten Teil der Reihe von David Fincher machten sich zwar schon minimale Abnutzungserscheinungen breit, dennoch stimmen auch hier Spannung und Atmosphäre, welche sich wieder mehr am Original orientieren. (Den vierten Teil der Alien-Saga lasse ich außen vor, da dieser für mich qualitiativ zu sehr gegenüber seinen Vorgängern abfällt.)
Kurz nach Erscheinen von Aliens wurde aber noch ein zweites Filmmonster kreiert, welches in John McTiernan’s Predator auf das Publikum losgelassen wurde. Im Vergleich zu H.R. Gigers Alien, ist der Predator eine wilde aber intelligente Tötungsmaschine die sich auf die Jagd spezialisiert hat und dabei eine Vielzahl moderner Waffen einsetzt. Für Arnold Schwarzenegger, der als Anführer eine Militäreliteeinheit in den Dschungel geschickt wird, die optimale Gelegenheit sich ein weiteres Mal als Actionstar zu präsentieren. Predator schlägt dabei den Weg des geradlinigen Actionfilmes ein und zelebriert die brutale und schonungslose Gewalt des Predators. Auch hier folgte Jahre später ein Sequel, welches aber ebenfalls weit entfernt ist von der Klasse des ersten Teils.
Weil in Hollywood bekanntlich keine Gelegenheit ausgelassen wird um Geld zu scheffeln, wurden beide Filmreihen kurzerhand miteinander verheiratet und ein eigenständiges Spin-Off namens Alien vs. Predator war geboren. Konzipiert als reines Actionspektakel indem zwei furchteinflößende Filmmonster aufeinander treffen um sich gegenseitig den Gar auszumachen, wurde auf die eigentlichen Filmreihen keine Rücksicht genommen. Dennoch, die Geschichte war durchaus schlüssig und fügte sich in beide Franchises ein. Wieso das Spin-Off bei den Fans dennoch für sehr gespaltene Stimmen sorgte lag vor allem an der Blutarmut, dem Fehlen eines starken Protagonisten ala Arnie oder Ripley und der wenig bedrohlichen Atmosphäre. Im zweiten Crossover von Alien und Predator sollten diese Schwächen ausgemerzt werden, jedenfalls versprach das zumindest der Eindruck den Bilder des Filmes vermitteln sollten. Doch auch hier hielten die Marketing-Strategen bis zum Kinostart die fertige Version des Werkes zurück. Wieso fragt man sich? Ganz einfach, man war sich wohl bewusst dass man dass Franchise gewaltig in die Kacke gefahren hat.
Schon bei der Entstehung von AVP2 wurde einiges falsch gemacht. Wieso setzt man zwei völlig unerfahrene Tricktechniker auf den Stuhl des Regisseurs, obwohl beide bis auf einen gemeinsamen Kurzfilm noch nichts Eigenständiges produziert haben? Wollte man hier etwa den Wachowski’s nacheifern? Was die Verantwortlichen bei Fox dazu bewegt hat bleibt wohl ein Rätsel, erklärt aber auch die vielen gestalterischen Defizite die dieser Film mit sich bringt.
Zu allersteinmal die Geschichte: AVP2 knüpft gewissermaßen direkt an die Ereignisse des Vorgängers, beginnend mit der Geburt des Pred-Aliens, einer Kreuzung beider Spezies. Neben dem Pred-Alien sind aber auch einige Face-Hugger an Bord, die von den Predatoren zu Forschungszwecken mitgenommen wurden. Das Raumschiff stürzt auf der Erde ab, die Face-Hugger und das Pred-Alien toben sich nun in den Wäldern einer amerikanischen Kleinstadt aus. Es dauert nicht lange bis die einheimische Bevölkerung stark dezimiert wird und neue Aliens schlüpfen. Die Predatoren ihrerseits werden vom Absturz in Kenntnis gesetzt und entsenden einen Jäger, der die teuflische Brut in Schach halten soll…
Betrachtet man die Rahmenhandlung für sich allein, verspricht sie doch zumindest eine abwechslungsreiche Monsterhatz. Da nun auch direkt ein mit Menschen besiedelter Ort in den Mittelpunkt der Ereignisse rückt, dürfte erwartungsgemäß auch der Bodycount in die Höhe schnellen, was er ja auch macht. Das Dickicht der Wälder bietet außerdem eine optimale Spielwiese, die wie in Predator zu einem bedrohlichen Ort werden kann.
Leider haben es aber die Gebrüder Strausse nicht verstanden, diese Schauplätze mit Leben zu füllen. Zwar sind die Menschen hier nur Mittel zum Zweck, beziehungsweise Brutkörper und Beute für die außerirdischen Besucher, etwas mehr Einfallsreichtum bei der Darstellung der Figuren und der Dialoge hätte es dann aber schon sein dürfen. Die Beziehung der Charaktere zueinander ist belanglose, das Geschwafel geistlos und teilweise auf dem Niveau einer Teenie-Klamotte. Als Zuschauer bekommt man nie das Gefühl mit einer Person mitfiebern zu müssen, da diese sich als fähiger Anführer erweist. Im ersten Teil war da immerhin die toughe Bergsteigerin die sich einigermaßen als Leitwolf durchsetzen konnte. So ist es eigentlich auch völlig egal wenn eine der Personen mal wieder das Zeitliche segnet und das passiert nicht Wenigen.
Etwas Spannung gefällig? Nun dann seid ihr bei AVP2 defintiv an der falschen Adresse. Horror sucht man leider genauso vergebens wie das gezielte Schüren von Ängsten, etwa durch den Einsatz subtiler Stilmittel. AVP2 verfährt nach der genau entgegengesetzten Methode, nämlich mit dem Holzhammer alle Angriffe der Alien und Predatoren darzustellen ohne einen Hauch von Raffinesse. Hauptsache es geht brutal zur Sache und das Blut fließt.
Was besonders negativ auffällt und eigentlich jedes Fünkchen Atmosphäre im Kaum erstickt sind die pausenlosen Locationwechsel. Sind wir zum Beispiel gerade noch im Wald, wird nach kurzer Zeit zu ein paar anderen Personen im Ort gewechselt die ebenfalls gerade attackiert werden, danach geht es wieder zurück. So kann sich schwer ein Spannungsbogen aufbauen, wenn man nicht einmal für längere Zeit bei einer Personengruppe verweilt.
Was bei Predator noch sinnvolles Stilmittel war, verkommt hier zum blossen Selbstzweck: Das was das Publikum beim ersten AVP gefordert hat bekommt es nun, aber eben auch kein bisschen mehr. So wundert es auch wenig dass alle guten Szenen mit etwas Gore eigentlich schon im Trailer verbraten wurden. Erinnert alles irgendwie an die Splatterfilme der 80’er Jahre, denn die waren ähnlich trist und anspruchslos.
Doch auch wenn man seine Erwartungen soweit nach unten schraubt, das man nicht mehr als einen knallharten B-Movie Actionfilm sehen will, wird man am Ende enttäuscht nach Hause gehen. Zwar kämpfen Aliens und Predatoren miteinander, allerdings muss man den Strausse Brüdern selbst auf ihrem eigentlichen Fachgebiet echtes Talent für gute Bilder absprechen. Die meisten Aufnahmen sind Close Ups, die obendrein hektisch gefilmt und schnell geschnitten sind. Da die meisten Szenen bei Nacht spielen ist allgemein schon nicht viel zu sehen, durch die nahen Bilder geht aber oftmals die Orientierung flöten. Der inflationäre Einsatz des Predator-Sichtmodus nervt auf Dauer, was ursprünglich mal als Stilmittel gedacht war dient hier offenbar nur noch zum füllen von Laufzeit. Die Militäreliteeinheit, welche zur Rettung herbei eilt ist schon nach wenigen Augenblicken Geschichte, so dass es nichteinmal eine nennenswerte Materialschlacht zu bestaunen gibt.
Ach und was hatte es mit dem Pred-Alien auf sich? Die vielleicht sinnloseste Kreation in beiden Filmreihen, hinter der Mensch-Alien-Kreuzung aus Alien 4 hat eigentlich recht wenig zu melden und zeichnet sich auch nicht durch besondere Fähigkeiten aus. Eine Schöpfung die man sich hätte sparen können, denn die Strausse Brüder wissen rein gar nichts mit ihr anzufangen.
Fazit:
AVP2 ist eine überflüssige Fortsetzung und damit hoffentlich auch der Schlußstrich unter die Spin-Off Serie. Der erste Teil funktionierte aufgrund der irrwitzigen Idee überraschend gut, auch wenn das Abenteuer etwas blutleer daherkam. Das zweite Spin-Off scheitert schon daran eine vernünftige Geschichte zu erzählen und darin Alien und Predator einzubetten. Den Machern war wohl offenbar mehr daran gelegen die Blutgier der Fans zu befriedigen – das dabei noch lange nicht ein vernünftiger Film bei rauskommt, dürfte spätestens jetzt auch jedem Fanboy bewußt sein. Eine Bitte an Fox: Lasst das Experimentieren und bringt uns endlich wieder eigenständige Filme des jeweiligen Franchise - Danke!