Nach Paul W.S. Andersons "Alien vs. Predator" Streifen war die Fangemeinde zweigeteilt. Den Einen wurde zuviel an den klassischen Mustern der Vorgängerfilme gedreht, Aliens wachsen im Minutentakt zur vollen Größe, Aliens und Predatoren im Eis und auf der Erde und die Sache mit dem Menschen-Predator-Team-Up schien manchen auch nicht so gefallen.
Aber Alle waren sich einig: zu unblutig war das erste Aufeinandertreffen der ansonsten nicht gerade zimperlichen Filmmonster geraten.
Klar das dann Viele die Ohren anlegten, als Aliens vs. Predator 2 mit großem "Blut, Uncut, Gekröse!"-Trara erstmals bei den Trailern auftauchte.
"Was sind das für Viecher, was geht hier überhaupt vor?"
Die Fortsetzung schließt dann auch nahtlos an den Vorläufer an, dass PredAlien bricht aus der Brust des letzten Jägers, der gerade auf dem Totenbett gen Heimatwelt fliegen sollte, die Alien-Missgeburt wird mal wieder innerhalb von zwei Sekunden groß und metzelt sich durch das Schiff, ein "erfahrener" Predator hat natürlich nichts anderes zu tun als mit seiner Schulterkanone rum- und ein Loch in die Außenhülle reinzuballern.
Raumschiff dreht um und stürzt auf Erde, schwenk zu unseren menschlichen "Sympathieträgern".
Denn im Gegensatz zu Monstern die schon jeweils vier oder zwei Filme lang ausführlich charakterisiert wurden, gibt es jetzt für die nächste Zeit erst einmal das American-Idiot-Who-is-Who der typischen Kleinstadtidylle.
Lauter unbekannte Gesichter springen da in Holzschnitz-Rollen durch die Gegend:
Mama Marine ist gerade aus dem Krieg wieder da und kämpft damit, dass Töchterchen ihr nicht sofort an den Hals springt; der erwachsen gewordene Krawallmacher des Dorfes, natürlich auf "Du und Du" mit dem örtlichen Sherrif, man hat sich ja früher oft getroffen, sucht nach seinem kleinen Bruder. Der wird dann erstmal von ein paar Sportlerspacken verprügelt weil, naja, weil er eine Pizza liefert, aber keine Sorge, eigentlich ist er ja nur scharf auf die süße Blonde, die nach einigen solcher Übergriffe ihres Freundes diesen dann für den kleinen Pizzaboten dann auch abserviert. So weit, so O.C. California.
"Die Regierung wird uns in diesem Fall doch nicht belügen!"
Aber lange kann das abgestürzte Schiff ja nicht unbemerkt bleiben, die Facehugger werden nämlich auch schon unruhig und bespringen draußen erstmal einen Jäger und dessen Sohn. Da geht auch schon der Notruf auf dem Predator-Planeten ein (nette Idee den mal zu zeigen!) und anscheinend nur EIN Jäger macht sich dann auf den Schlamassel wieder zu richten.
Derweil metzelt sich das PredAlien, dass mit vorliebe schwangere Frauen voller lebender Chestbuster pumpt, mit seiner Sippschaft ein wenig durch die Provinz, die Nationalgarde wird zwischenurch gefrühstückt und irgendwie treffen sich unsere Figuren dann natürlich auch, im zu Versuchen am Leben zu bleiben.
Was sich hie in schriftlcher Form noch ganz unterhaltsam ließt, verkommt leider im Kino zu einem einzigen Gähn-Marathon.
Selten gab es bislang so austauschbar-uninteressante Figuren in einem "Alienmonster metzeln alles ab"-Streifen zu sehen und DAS will etwas heißen. Oftmals bekommen dann auch gerade die Figuren die meiste Charakterisierung zugesprochen, die entweder ohnehin sofort über die Klippe springen, oder schlicht nichts mit der Handlung zu tun haben. Wer und wann da dran glauben muss wird maximal noch mit einem Schulterzucken bemerkt, wenn dann mal wieder ein kleiner CGI-Splatter über die Leinwand spritzt.
"Dieses Jahr an Weihnachten - Kein Frieden auf Erden!"
Hatte ja auch schon die Presse ordentlich rumgepoltert, dass wir es hier mit einem gar bööösen KJ Film zu tun haben, so gibt es dann im fertigen Film auch einigen Splatter zu sehen.
Es sei denn, man kennt schon den aus dem Internet bekannten "Red Band"-Trailer, dann sind Einem alle Szenen leider geläufig.
Wo heftig mit Gewalt geworden wird ist meistens sonst heftig nichts los, ist dem auch hier so? Kurz und knapp: Leider ja.
Jedes Mal wenn Aliens über die Leinwand staksen gibt es eine kopierte Szene aus den Vorgängern. Remineszenzen sind ja schön und gut, aber wenn man mit einer Liste der Marke "Marine-Funkfeuer wie bei Teil 2, Krankenstations-Szene wie bei Teil 3, Aliens im Wasser wie bei Teil 4, etc, etc." beim Drehbuch sitzt, dann kann das auch nichts wahres sein.
Leider verhällt es sich genauso mit den Predator-Sequenzen.
Menschen gehäutet in Bäume hängen? Gecheckt. Selbstmordbombe am Handgelenk aktivieren? Gecheckt. Kopf mit Wirbelsäule raußreißen? Gecheckt. Wunde mit Zeugs behandeln wie in Teil 2? Gecheckt.
Klar das man bei so viel Zeit für "Remineszenzen" am Ende mit verdammt wenig eigenen Ideen da steht.
"Wir haben nur Befehle befolgt!"
Am Anfang des Streifens gibt es erst einmal klassische Alien- und Predator-Sounds, wie das Piepen des Bewegungsmelders aus Teil 2, dass Dschungel-Thema aus Predator 1 und so geht auch die Musik dann weiter. Haben die Sounds und Musikstücke perfekt zu den Vorgängern gepasst, so seufzt man auch hier wieder nach der zwölften Anspielung auf vergangene Musik, denn es ist wie bei dem Rest: Die Anspielungen schaffen vielleicht ein wohliges Schmunzeln aufzubauen, so dass man sich "sofort wieder heimisch fühlt", aber die ganze Zeit dann nur darüber zu reden, was ja früher alles gut und schön war macht das hier und jetzt nicht wirklich attraktiver.
Am Ende des Films kommt es dann wie es kommen muss und wer dieses Ende nicht schon seit einer guten Stunde vorhergesehen hat, der ist wahrscheinlich filmisch auch so unbelastet, dass ihm dieser zäher, wiedergekäuter Brei gefallen könnte. Zum Schluss wirft man dann nochmal mit Alien- und Predator-In-Jokes um sich und schließt das Kapitel damit ab, "dass die Menschheit dafür einfach noch nicht bereit ist."
Schade, eigentlich hätte ich gehofft, dass gerade nach zwei Teilen "Alien vs. Predator" die Menschheit endlich mal für einen durchgehend guten Film dieser Serie bereit ist.
Maximal wenn mal wieder eine der dummen Figuren abgefrühstückt wird oder ein dummes Blondchen versehentlich in den Wurfradius eines Predator-Killer-Frisbees rennt kommt so etwas wie trashiger Spaß auf, auch wenn das eigentlich nicht die Art von Unterhaltung ist, die ich bei einem "Alien vs. Predator" Film erwarte. Denn Alienmonster hin oder her, aber vom Trash war diese Serie dann doch immer ziemlich weit noch enfernt.
Und sollte jemand auch nur die kleinste Hoffnung auf einen großen Endkampf PredAlien vs. Predator haben, so mache ich diese lieber mal jetzt im Vorbeigehen zunichte.
Wie so oft im Film stört die viel zu nahe, viel zu dunkle Kamera, aber keine Sorge, dafür wird auch oftmals schon mitgewackelt, damit das letzte Fitzelchen Übersicht flöten geht. Zwar wird das niemals richtig schlimm, auf schön designte Kampfszenen und ein hübsch gestaltes Setting wie noch beim Vorgänger muss man leider verzichten. Dafür gibts viel, viel Regen und viel, viel Nacht.
Hatte Teil 1 eigentlich ganz sympathische Figuren und einen wirklich Spannungsaufbau, so war doch das fehlende Blut und die generell zahmere Haltung des Streifens nicht auf Augenhöhe mit seinen filmischen Vorgängern. Teil 2 liefert jetzt den Gore nach, lässt dafür aber auch alles Andere vermissen, was aus dem Vorgänger noch einen unterhaltsamen Film gezaubert hat.
Kennt ihr das Gefühl, dass ihr einen Kinofilm schon vergessen habt, während ihr gerade durch die Foyer-Türen ins Freie geht?
Jetzt stellt euch vor, dieses Gefühl wurde sich bereits nach den ersten zwanzig Minuten des Streifens entwickeln:
Willkommen bei Aliens vs. Preadator 2!