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Nicht nur Sigourney Weaver alias Alien- Erzfeindin Ripley hat ihre liebe Mühe mit den über die Jahre nur allzu bekannt gewordenen Monstern. Selbst einem erfahrenen Predator kann bei einem Aufeinandertreffen mit dieser äußerst aggressiven Spezies die Situation schon mal außer Kontrolle geraten. So jedenfalls zeigen es die Regie- Gebrüder Strause bereits zu Beginn des Sequels „Aliens vs. Predator 2“, welches das Unterfangen wagt, nach dem relativ verhunzten ersten „vs“- Projekt das Ruder vielleicht noch einmal herumzureißen. Ein äußerst steiniger Weg wie sich herausstellen soll…

Greg und Colin Strause’ Sequel setzt kurz nach den Ereignissen des Vorgängers ein: Nachdem ein mit Aliens infiltriertes Predator- Raumschiff auf der Erde Bruch landen muss, beginnt der Horror von neuem. Größte Veränderung gegenüber dem Vorgänger ist das Setting. Wurde der Kampf der Giganten zuvor noch in einer eisigen Einöde fernab jedweder Zivilisation ausgetragen, verschlägt es die Kontrahenten diesmal in die US- amerikanische Kleinstadt Gunnison, Colorado, was unweigerliche Auswirkungen auf den Bodycount nach sich zieht. Die Macher scheinen jedenfalls eine sehr simple Gleichung aufgestellt zu haben: Je mehr Bevölkerung, desto mehr potentielle Opfer, was schließlich von den Aliens eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird.

Im Zusammenhang mit dem einsetzenden Chaos in Gunnison haben sich die Verantwortlichen des Films vor allem Konsequenz auf die Fahnen geschrieben. Eine praktizierte Konsequenz in Bezug auf den gezeigten Härtegrad, die Paul W.A. Andersons Erstling leider sträflich vermissen lies. Man spürt deutlich, dass beide Filme in Hinblick auf gänzlich andere Zielgruppen produziert wurden. Diesbezüglich tritt „AvP2“ das Erbe seiner beiden Ursprungsserien an. Weder Männer, Frauen noch kleine Kinder scheinen vor einem blutgetränkten Ende sicher, welches von den bekannten, explodierenden Brustkästen bis hin zur Häutung reicht. Damit das Gesamtbild aber nicht in Richtung eines allzu harten Metzelstreifens abdriftet, wurde das Gezeigte des Öfteren mit einer ordentlichen Portion Zynismus unterfüttert bzw. entschärft.

Auch wenn bis hier hin alles noch ganz positiv anmutet, muss man gestehen, dass der Eindruck leider trügerisch ist. „AvP2“ begeht weniger Fehler als sein Vorgänger, ist jedoch nichtsdestotrotz meilenweit von Perfektion entfernt. Zweifelsohne zugute halten muss man das extrem hohe Tempo, welches von Anfang bis Ende an den Tag gelegt und zudem auch mühelos durchgehalten wird. Bereits während der Exposition an Bord des Predator- Raumschiffs geht es ordentlich zur Sache. Diese Eigenschaft zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten weiteren Film, hat aber natürlich, wie bei jeder Medaille üblich, seine Schattenseiten: Die menschlichen Protagonisten werden bestenfalls ungenügend eingeführt- bleiben steril und konturenlos. Seien es die zerstrittenen Brüder Dallas (Steven Pasquale) und Ricky (Johnny Lewis) oder die Soldatin Kelly (Reiko Aylesworth). Sie alle dienen nur als schablonenhafte Staffage. Nun könnte man sicherlich damit argumentieren, dass „AvP2“ dem Titel gemäß den Fokus auf seine beiden Killerspezies gelegt hat und zu keiner Zeit vorgibt, die Menschen wären mehr als bloßes Kanonenfutter. Prinzipiell hat man bei dieser Gleichung aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn dadurch verschenkt der Film viel von seinem Spannungspotential, was durch eine einigermaßen ausgewogene Balance zwischen Mensch, Alien und Predator sicherlich nicht der Fall gewesen wäre. So bekommt „AvP2“ den faden Beigeschmack einer hohlen und vordergründigen Effektschlacht, die auf der einen Seite ohne Frage Spaß bereitet, andererseits den Zuschauer zu stark übersättigt.
Die frühen Filme der Originalserien (Predator (1987) und Alien (1979) lebten vor allem davon, dass ihre Attraktionen respektive die Monster nicht dauernd visuell präsent waren. Vielmehr generierte sich ein Großteil der Spannung aus Abwarten und Hoffen, dass das Grauen vorüberziehen möge. Die Auftritte der Kreaturen waren schließlich der lang ersehnte Gipfel der Spannung, der Höhepunkt. Diese Handhabung war zwar oftmals das Resultat fehlender technischer Mittel oder geringer Budgets, im Endeffekt zwang es die Verantwortlichen aber zu einem kreativen, effizienten Umgang in Bezug auf den Spannungsbogen. Heutzutage, mit nahezu unbegrenzten Mitteln, sind den künstlerischen Visionen keine Grenzen gesetzt, sodass es schnell zu einer Übersättigung des Publikums kommen kann. Der besondere Reiz, den sowohl das Alien als auch den Predator einst umgab, verpufft so in „AvP2“ recht schnell- weicht einer ernüchternden Entmystifizierung, die dazu beiträgt, dass der Film leider nicht so funktioniert wie beabsichtigt.

„Aliens vs. Predator 2“ ist nicht die erhoffte Offenbarung in der Zusammenführung beider Monster- Welten. Action satt, die zugegebenermaßen technisch souverän in Szene gesetzt wurde und auch Spaß bereitet, ist nicht immer das A und O, wenn der restliche Streifen nur gegen gehobenen Durchschnitt tendiert. Die große Zeit der beiden Kreaturen scheint endgültig der Vergangenheit anzugehören und „AvP2“ ist nur ein weiterer Beweis dafür. (6,5/10 Punkten)

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