„Low Expectations"
Die gute Nachricht gleich vorweg: Alien vs. Predator 2 liefert genau das, was man erwartet. Die Schlechte lautet: Konnte das wirklich viel sein?
Der Film hat ein grundlegendes Problem, welches schon dem - so viel sei ebenfalls gleich verraten - schwächeren ersten Teil zum Verhängnis wurde. Es fehlt an Spannung, Originalität und Überraschungsmomenten. Wer die jeweiligen Originalserien kennt, weiß wie die beiden Alien-Rassen aussehen, reagieren, töten und wie man ihnen den Garaus macht. Schon Alien 3 und Alien - die Wiedergeburt konnten diese Mankos nicht mehr ausgleichen und zählen trotz ihrer überdurchschnittlichen Regisseure (David Fincher, Jean-Pierre Jeunet) eher zum Genremittelmaß. Predator 2 fällt im Vergleich noch deutlicher gegenüber seinem starken Original ab. Meist wird einfach der Action- und v.a. Gorefaktor hochgeschraubt und damit die goldene „Horroregel" außer Acht gelassen: das wahre Grauen spielt sich im Kopf ab. Sowohl Ridley Scotts Alien als auch John McTiernans Predator verlieren erheblich, als sie dem Zuschauer „endlich" die titelgebenden Monster präsentieren. Beide Filme haben allerdings bis zu diesem Zeitpunkt mit knisternder Spannung, einer düster-bedrohlichen Atmosphäre, perfekt getimten Schockmomenten und einer durchaus intelligent erzählten Story auch den hartgesottensten Genreliebhaber weich gekocht. Von ähnlichen Qualitäten ist Alien vs. Predator 2 Lichtjahre entfernt. Aber das war eben auch nicht anders zu erwarten.
Schon die Story passt auf einen Bierdeckel: Um seine von Aliens ausgelöschten Artgenossen zu rächen, verfolgt ein Predator ihre Spur bis auf die Erde. Die Bevölkerung eines kleinen Kaffs in Colorado gerät zwischen die Fronten und muss ganz erheblich Federn lassen. Eine kleine Gruppe aufrechter Streiter will sich nicht auf die Evakuierungsversprechungen der Regierung verlassen und schlägt sich allein durch das „Kriegsgebiet".
Die Charaktere werden im klassischen Stil des B-Horror-Movie nur rudimentär eingeführt und taugen somit schwerlich zur Identifikation. So ist es dem Betrachter auch reichlich egal, wer wann ins Gras beißt. Ohnehin tun selbiges so viele, dass man schnell den Überblick verlieren würde.
Dass die Regierung wieder mal ein doppeltes Spiel spielt, ist zwar ein reichlich ausgelutschter Storybaustein zahlreicher Science Fiction-Filme (und v.a. der jeweiligen Originalreihen) und somit alles andere als originell. Viel ärgerlicher ist allerdings, dass dieser Umstand sofort von jedem halbwegs aufmerksamen Beobachter auszumachen ist und damit jegliches Überraschungsmoment vermissen lässt.
Atmosphärisch wird zu keinem Zeitpunkt die klaustrophobische Spannung von Alien, Aliens oder Predator erreicht. Die Kleinstadt als Tummelplatz des Alienkrieges ist einfach zu gewöhnlich und musste schon viel zu oft als Schauplatz diverser Horrorszenarien herhalten.
Auf der Habenseite kann der Film einen hohen Bodycount verbuchen, bei dem auch vor häufig zu findenden Genretabus keinesfalls halt gemacht wird. Hier wird zumindest der ein oder andere Überraschungseffekt geboten.
Das Tempo ist von Anfang an hoch und die (rudimentäre) Story wird schnörkellos erzählt. Die Actionszenen sind recht rasant inszeniert und zudem in erfreulich hoher Zahl vorhanden (James Camerons wegweisendes Actiongewitter im über 20 Jahre-alten! Aliens wird aber nicht einmal angekratzt). Das ist allerdings auch dringend notwendig, um das Fehlen jeglicher Spannung sowie einer halbwegs interessanten Geschichte einigermaßen zu kaschieren. Auch der Ekel und Gorefaktor ist im Großen und Ganzen zufrieden stellend, ohne wiederum die Originalfilme in irgendeiner Form toppen zu können. Für Fans der Alienreihe müssen hier eher sogar wieder Abstriche gemacht werden.
Ach ja, die visuellen Effekte. Die Regieneulinge Colin und Greg Strause sind gewissermaßen vom Fach. So zeichneten sie beispielsweise für die Special Effects des dritten X-Men Aufgusses verantwortlich. Machen wirs kurz: Die Brüder verstehen ihr Handwerk, gehören aber nicht zur Creme de la Creme ihrer Zunft. Problematischer für AvP 2 ist da schon eher ihre zweite „Referenz". Die beiden drehten auch zahlreiche Videoclips für diverse Pop-und Rockstars. Der Kenner weiß, was das bedeutet: Schnelle Schnitte sowie eine sich ständig in Bewegung befindende Kamera (zugegebnermaßen auch ein im modernen Actionfilm inzwischen gern genommenes "Stilmittel"). Leider sehen so auch viele Kampfszenen ihres Regiedebuts aus. Gepaart mit ständiger Dunkelheit und (natürlich) Dauerregen wird es einem oft unnötig schwer gemacht zu erkennen, wer gerade wem und vor allem wie das Licht ausbläst. Auch auf die Gefahr hin zu langweilen: Wer das Privileg hatte James Camerons Aliens auf der großen Leinwand zu genießen, weiß wie solche Szenen auszusehen haben.
Fazit:
Alien vs. Predator 2 bietet solide Genreunterhaltung, ohne irgendwelche Highlights zu setzten. Da schon die Fortsetzungen der erheblich besseren Originalfilme zum Teil ordentlich an Spannung, Originalität und Atmosphäre einbüßten, konnte man von diesem Spin-Off auch wirklich nicht mehr erwarten. Wer vom ersten Teil enttäuscht wurde, darf zumindest vorsichtig aufatmen. Die Fortsetzung ist temporeich inszeniert und dürfte Freunde anspruchloser B-Action- bzw. B-Horror-Kost zufrieden stellen. Der Film wird zweifellos bei seiner DVD-Auswertung prächtig funktionieren. Wer Predator und v.a. die ersten beiden Alien-Filme zu seinen Lieblingen zählt, sei allerdings gewarnt. Die spielen in einer ganz anderen Liga.
(4,5/10 Punkten)