Das große Mysterium. Was hat es auf sich ? Wieso ? Warum ? Weshalb ? "Cube" stellt viele Fragen, die leider nur unzureichend beantwortet oder bearbeitet werden. Wie der Name schon sagt, spielt der Film in einem Würfel. Ähnlich wie im später erschienenen "Saw" treffen ein paar Leute in einem eingeschlossenen Raum aufeinander. Sie kennen sich nicht und können sich auch nicht daran erinnern, wie sie hierher gekommen sind, nur, was sie als letztes getan haben, bis sie in diesem viereckigen Raum aufgewacht sind. Von diesem Raum gibt es Türen und Wege in andere Räume, die genauso beschaffen sind und sich lediglich in der Farbe unterscheiden. Und noch ein großer Unterschied wäre da zu nennen. In manchen dieser Räume befinden sich Fallen, die die Opfer meistens grausam ausräuchern. Nun geht es daran, erstmal zu überleben und die gefährlichen Räume ausfindig zu machen, bevor man mal dafür Zeit hat, sich zu Fragen, wie man überhaupt rauskommt aus diesem mysteriösen Würfel und weshalb die Leute sich in dieser misslichen Lage befinden.
Auch ähnlich wie "Saw" ist "Cube" packende, unterhaltsame und teilweise sogar nervenzerfetzende Spannung vom Feinsten, wobei einfach vergessen wird, den nötigen Anspruch und Tiefgang zu liefern, den man sich durchaus wünscht bei solch einem Film. Die 86 Minuten von "Cube" vergehen wie im Flug. Die Szenen, in denen sich die Charaktere in den nächsten Raum wagen und es Sekunden oder sogar Minuten der Ungewissheit gibt, ob dies nun ein sicherer oder tödlich-endender Raum ist, die laden schon mal ein zum Mitfieben- und schwitzen. An Spannung ist dieses kleine Independent-Werk auf jeden Fall nur schwer zu schlagen, denn auch die Beziehungen untereinander sind sehr angespannt. Quentin, ein Polizist, entpuppt sich schnell zum Leader der Gruppe, was bei dieser bald Antipathien ihm gegenüber auslöst. Leaven, eine Mathematikstudentin, scheint bald die größte Hoffnung zu sein, wohingegen die Ärztin Holloway gern Meinungsverschiedenheiten mit Quentin austrägt. Und auch die restlichen Figuren könnten unterschiedlicher nicht sein. Da aber jetzt mehr zu verraten, wäre nicht im Sinne des Erfinders.
So, es ist also packend und mitreißend, die Odysee der Gruppe durch den Cubus mitzuverfolgen. Zu hoffen, dass der nächste Raum ein sicherer ist und keiner der Beteiligten auf recht grausame Weise zerlegt oder von einer komischen Säure zersetzt wird. So richtige Sympathisanten gibt es dabei allerdings nicht. Am ehesten kann man sich wohl noch mit Leaven identifizieren, die am optimistischsten an die Sache herangeht und mit ihrem Wissen für einige Fortschritte sorgt. Wenn es aber an das Tiefgründige geht, fängt "Cube" an, seine Defizite zu offenbaren. Es bleibt leider ein großes Fragezeichen hinter der Frage, wieso ausgerechnet diese Personen sich im Würfel befinden. Auch wie sie dort hineingelangt sind und wer dafür verantwortlich ist, bleibt unbeantwortet. Holloway vermutet eine Verschwörungstheorie der Regierung mit Außerirdischen. Ein Konstrukteur findet, die große Sinnlosigkeit der Menschheit steckt dahinter, die keinen Grund dafür braucht, so etwas anzurichten. Solche Theorien werden aber nur angedeutet und nie weiter ausgeführt, sondern es wird vielmehr Wert darauf gelegt, den Zuschauer zu unterhalten und weiter zu fesseln, anstatt etwas Aufklärung zu betreiben und das Geschehen zu hinterfragen.
Rein inszenatorisch gesehen darf "Cube" wirklich als überdurchschnittlich bezeichnet werden, denn die klaustrophobischen Zustände, die in den anscheinend 5 mal 5 mal 5 Meter großen Räumen herrschen, werden durch Kameraarbeit perfekt übermittelt. Jeder Raum ähnelt dem nächsten, zumindest rein äußerlich. Nur die Farben variieren, was alles irgendwie noch sinnloser macht. Auch die Musikuntermalung weiß zu überzeugen und den Darstellern darf durchaus ein Wort des Lobes ausgesprochen werden, denn für eine Low-Budget-Produktion wurden natürlich keine großen Namen verpflichtet, wobei die auserwählten Schauspieler dennoch ihre Arbeit wirklich gut verrichten. Ihnen ist die Verzweiflung, Hysterie und Angst ins Gesicht geschrieben und der Zuschauer merkt, dass ihnen die Situation, in der sie sich befinden, sichtlich zu schaffen macht.
Dennoch bleibt "Cube" zu 95% Unterhaltungskino, wie sie im Buche steht, was natürlich auch erst einmal so auf die Beine gestellt werden muss. Doch alles in allem ist es sicherlich ärgerlich, wenn man betrachtet, wie viel hätte draus noch gemacht werden können. Existenzielle Fragen mit dazu gelieferten Antworten sucht man hier leider vergebens und die kleinen Momente des Tiefgangs können auch nicht darüber hinwegtrösten, dass hier die große Chance verpasst wurde, einen wirklichen Meilenstein zu schaffen, der sowohl fesselt als auch äußerst tiefsinnig ist. Und wenn das schon nicht klappt, hätte ich mir lieber ein Gänsehaut-Ende gewünscht wie im ersten Teil von "Saw", doch das hier Angebotene ist irgendwie ungewiss und in Anbetracht des fehlenden Anspruchs kann ich dies als nicht vorteilhaft bezeichnen. Seis drum, "Cube" stellt trotzdem einen wirklich sehenswerten Film dar, der unglaublich fesselt, dem Zuschauer ein ungutes Gefühl vermittelt und auch mit ein paar netten Tötungsmethoden aufwartet.
8/10 Punkte