Review

Ich habe eine Schwäche für europäische Krimis, die im Zuge der Bond-Manie entstanden und auch unverhohlen auf der Welle mitschwimmen wollen. Solche Streifen genießen bei mir immer einen dicken Nostalgiebonus, sofern sie gut gemacht sind und das ist "Der Mann aus Istanbul" wirklich, auch wenn die herausragenden Merkmale leider fehlen.
In der Post-Dr-No-Ära entstanden, bringt der Film so einiges mit sich, um dem typischen Bond-Plagiat zu entsprechen.
Im vorliegenden Fall wird ein amerikanischer Atom-Physiker entführt und ausgerechnet Horst Buchholz als ausgewanderter Exil-Ami und Spiel-Casino-Leiter in Istanbul (die exotische Kulisse rult wirklich!) setzt man auf die Kidnapper an. Eigentlich hatte er Amerika den Rücken gekehrt und denkt gar nicht daran deren Regierung zu unterstützen, wird allerdings mit einer Millionen Dollar geködert, die als Lösegeld gedacht waren. Bei der Übergabe ging jedoch einiges schief.
Buchholz rennt hier als Bond-Verschnitt mit diversen Running Gags (saure Drops, die ewigen Frauenbekanntschaften) alle 10 Minuten mit nacktem Oberkörper durch Istanbul und ledert sich unter anderem mit Mario Adorf und Klaus Kinski. Der Adorf-Fight in einem Swimming-Pool ist sogar recht cool inszeniert, Kinski in seiner Rolle aber leider total verschenkt. Da hätte man beide durchaus effektiver besetzen können. Der einzige Schwachpunkt des Films ist sein konfuses Drehbuch, das nicht auf den Punkt kommt (z.a. mischen auch Chinesen mit) und komplizierter gestrickt wurde, als der Film es eigentlich nötig hätte. Wenn man schon einen Atomphysiker entführt, dann habe ich persönlich in solchen Streifen immer gern einen größenwahnsinnigen Bösewicht oder zumindest eine Organisation im Hintergrund, die Fieses im Schilde führt. So etwas gibt es hier leider nicht und damit fehlt dem Film besonders am Ende der letzte Kick, zumal er schwach und albern startet. Action und Inszenierung sind dagegen top und teilweise recht spektakulär (Autoverfolgungsjagden, Kloppereien in luftigen Höhen etc.).
Dem coolen Buchholz hat der Film offensichtlich richtig Spaß gemacht. Er hat ein paar tolle Sprüche ( Sie ist mehr der Schubladentyp *gg*) auf Lager und darf in den Actionszenen auch ein oder zwei Mal inne halten, um sich mit einem Kommentar (Was? Ich mich aufregen?) kurz dem Publikum zuzuwenden. Ich liebe solche Momente. Summa sumarum also eine runde Sache, die sich heutzutage aber eher an Nostalgiker richtet, welche solche Relikte noch zu schätzen wissen.

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