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Vom Leben vor dem Tod…28.10.2008

Manche Filme haben dem Zuseher tatsächlich etwas zu sagen. Da geht es vordergründig um die bloße Unterhaltung, aber wenn man dann ein klein wenig nachdenkt, offenbart sich etwas, was früher gerne als „Moral von der Geschicht“ bezeichnet wurde. Sicher schreibt man nicht unbedingt irgendein Werk von Steven Seagal dieser Kategorie zu ( wobei: wenn Du meine Frau tötest, dann mußt Du leiden…vulgo: was Du nicht willst, daß man Dir tu… ), aber der hier vorliegende Film gehört ganz sicher in die Sparte „Filme mit einer Lebensweisheit“. Es ist natürlich auch leicht, eine solche zu vermitteln, wenn man die Herren Freeman und Nicholson mit von der Partie hat und zudem noch Rob Reiner auf dem Regiestuhl sitzt, ein Mann, der nicht unbedingt für öde Präsentation und leere Wortgefechte bekannt ist. Also, lieber Leser, hier nun die Moral des Films, falls man zu den eiligen Lesern gehört und den Film nicht sehen will: Lebe. Und zwar nicht morgen, sondern jetzt.

Sicher, daß ist leichter gesagt als getan, und die Zwänge, denen jeder von uns ausgesetzt ist ( allein der Zwang zum Geldverdienen lähmt und hindert gegenüber einfachem Dahinleben ) machen es auch nicht unbedingt leicht, diesem filmischen Ratschlag zu folgen. Zudem haben nur die wenigsten einen Kumpel wie Nicholson mit im Freundeskreis samt dessen Vermögen…aber egal, denn Nicholson als Millionär Edward und Freeman als lebensweiser Automechaniker Carter sind nur Transporteure der zu vermittelnden Aussage. Beide Figuren haben Krebs im Endstadium und somit nur noch ein halbes Jahr zu leben. Zunächst sind sie sich völlig fremd, doch der Aufenthalt im Doppelbettkrankenzimmer bringt sie einander näher. Eine Liste wird erstellt mit Dingen, die man noch tun sollte, bevor man stirbt – und dank Edwards Vermögen ist es auch ein Leichtes, diese Liste abzuarbeiten oder vielmehr zu genießen.

Dazu gehören Besuche in Südafrika, Frankreich, Hongkong und Ägypten, aber auch so etwas vermeintlich Profanes wie Lachen, bis Tränen kommen. Als Zuseher folgen wir nun den ungleichen Fremden, die zu Freunden werden, durch ihre Liste und genießen dabei solide Schauspielkunst, und man wünscht sich sogleich, daß der Film sich hier mehr Zeit nehmen würde. Aber er bleibt so kurz und bündig wie die restliche Lebensspanne der Hauptfiguren, die sich gegenseitig auch durch die schlimmen Phasen ihrer Krankheit bringen. Und zum guten Glück verzichtet Regisseur Reiner auf tränenreiches Happy-End oder das amerikanische Loblied auf die Familie, denn beide Figuren gehen jeweils auf ganz andere Art und Weise mit ihrem bevorstehenden Ende um. Und schließlich sterben sie, wie wir alle einmal, doch mit dem guten Gefühl, zum Ende hin noch alles richtig gemacht zu haben.

Nun sind die beiden Herren krank, wir aber als Zuseher fast ausnahmslos ziemlich gesund, und daher kommt man noch viel schneller ins Grübeln…was, wenn der große Schnitter morgen kommt? Hat man denn sein Leben wirklich sinnvoll genutzt? Anderen Freude bereitet und sich selbst jeden Tag an etwas erfreut? Schon schwierig, denn das Jammern und Klagen, das Aufschieben gehört bei fast allen zum Tag dazu – auch bei mir. Bis jetzt. Und es ist schön, daß ein Film mich wieder einmal auf diesen Gedanken gestoßen hat, auch wenn das „Einkopieren“ der Hauptfiguren in die jeweiligen Hintergründe technisch nicht ganz einwandfrei ist…9/10.

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