Stan Aubray hatte schon deutlich bessere Tage. Fünf Jahre zuvor jagten er und sein Partner einen Serienkiller, der seine Morde besonders bizarr inszenierte. Bei der Festnahme kam der Mörder zu Tode. Seitdem ist der Cop auf dem absteigenden Ast und zum Alkoholiker geworden. Trotzdem genießt er bei seinen Kollegen großes Ansehen. Nun ist ein weiterer Killer unterwegs, der seine Verbrechen ähnlich gestaltet und von der Presse schnell als Nachahmungstäter bezeichnet wird. Doch im Laufe der Ermittlungen keimen in Aubray starke Zweifel an dieser Theorie auf. Vielmehr glaubt er, dass damals der falsche Mann für die Taten gesühnt hat. Zudem beginnt der Kriminelle ein perfides Spiel mit dem Polizisten und bezieht ihn immer mehr in seine Taten ein. Spätestens als man den früheren Partner tot auffindet weiß Aubray, dass auch er auf der Abschussliste des Psychopathen steht.
Jetzt kann ich mir vorstellen, dass einige das Gesicht verziehen, denn diese Story haut einen in Sachen Originalität nicht wirklich vom Hocker und erinnert doch stark an den Genre-Klassiker „Sieben“. Doch damit tut man „Anamorph“ unrecht, denn trotz einiger Parallelen hat der Streifen durchaus seine Daseinsberechtigung.
Die Morde wurden äußerst kunstvoll gestaltet und insbesondere die Szene, in der das Blut von Dafoe ehemaligem Kollegen als „Farbe“ fungiert, ist wirklich grandios - sowohl von der Idee als auch vom Setting.
Apropos Dafoe. Der zeigt wieder einmal, dass er es bis heute zu Unrecht nicht in die oberste Liga der Schauspieler geschafft hat. Seine Rolle bewältigt er mit sehr großer Hingabe, bekam jedoch vom Maskenbildner ein fürchterliches Toupet verpasst. Auch Scott Speedman als sein Partner macht keine üble Figur und Peter Stormare hat seine üblichen prägnanten Kurzauftritte – in diesem Fall als Antiquitätenhändler und Freund von Deffoes Charakter.
Regisseur Henry Miller bekommt von mir ebenfalls die Absolution einen weiteren Film machen zu dürfen, denn seine Leistung ist ebenfalls ansprechend. Insbesondere die Inszenierung der Morde ist wirklich großartig geworden und nochmals - die Szenenbildner haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Auch die Integration der verschiedenen Bilder, die sich aus anderer Perspektive zu einem vollkommen anderen Motiv verändern, ist imposant umgesetzt worden.
Das einzige was man seinem Film wirklich vorwerfen kann ist die Laufzeit. Hätte man das ganze um zwanzig Minuten verkürzt und einige Szenen, die definitiv zu sehr in die Länge gezogen wirken weggelassen, wäre für „Anarmorph“ noch eine höhere Wertung möglich gewesen, denn ab und an verliert der Film dadurch für meinen Geschmack zu sehr an Tempo
Trotzdem: Auch wenn der Streifen das Genre wahrlich nicht neu erfindet, ist „Anamorph“ keineswegs ein Fehlkauf. Hätte man nicht schon so viele ähnlich gelagerte Thriller gesehen, würden die Kritiken mit Sicherheit besser ausfallen, wobei mir der Film hier bei ofdb definitiv zu schlecht wegkommt.
6,5 punkte