Robert Redford ist einer der Schauspieler, dessen Karriere ich gern einmal verfolge, da der Mann ein gewisses Charisma besitzt und auch ein guter Regisseur ist. „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ ist sehr gelungen und ich finde auch „Der Pferdeflüsterer“ sehr gut. Erst kürzlich spielte Redford in „Ein ungezähmtes Leben“, einem eher leisen und unbekannten Film, eine hervorragende Rolle, weswegen ich mich über seine neue Regiearbeit auch freute. Zudem tritt er in „Von Löwen und Lämmern“ in einer kleinen, aber gewichtigen Rolle auf.
„Von Löwen und Lämmern“ zerfällt in drei Geschichten, die abwechselnd verfolgt werden. Da ist die Reporterin Janine Roth, die Senator Jasper Irving zu sich rufen lässt um ihr von einem neuen Vorhaben in Afghanistan zu berichten. Sie soll wahrheitsgetreu über den Einsatz berichten und somit die Menschen auf seine Seite ziehen.
Dann ist da der Lehrer, der einen Schüler nach den Gründen seines kürzlichen Desinteresses im Studium fragt. Es geht um Politikverdrossenheit, um Resignation und die Tatsache am Ende doch nichts bewegen zu können. Darum, dass die Politiker eh nur hinter Macht und Reichtum her sind und sich in Wirklichkeit nicht darum scheren was aus dem Land wird.
Und da sind die beiden Schüler von denen der Lehrer berichtet, die das Studium verließen um am Einsatz in Afghanistan teilzunehmen, dem, in den Senator Jasper Irving verwickelt ist und der droht zu einem Fiasko zu werden. Die beiden Soldaten stürzen in feindlichem Gebiet ab und werden von den Taliban umzingelt.
Robert Redford wollte mit „Lions for Lambs“ einen Film drehen, der sich mit Amerika auseinandersetzt. Mit dem was das amerikanische Volk beschäftigt. Er griff dazu auf ein namhaftes Staraufgebot zurück und hatte somit die beste Basis, seine Massage glaubwürdig herüber zu bringen. So sieht man neben ihm selbst, als Prof. Stephen Mallay, auch Meryl Streep als Reporterin, Tom Cruise als Sentator, Kevin Dunn als Chefredakteur der Zeitung, Peter Berg als Einsatzleiter der Afghanistan Aktion, Michael Pena als einen der Soldaten, die die Schule verließen und Andrew Garfield als der intelligente Schüler, der die Lust am Studium verloren zu haben scheint. Alle agieren sie in den entsprechenden Geschichten und es sei gesagt, in ihnen wird vornehmlich geredet. Man sollte sich keinen Illusionen hingeben, hier geht es wirklich nur darum was das amerikanische Volk zu beschäftigen scheint. Wie gehen wir im Afghanistan Krieg vor, wie ist unsere Verfassung nach dem 11. September. Wie Politikverdrossen ist die Jugend, wie korrupt die Politiker und wie sehr lassen sich die Medien von ihnen instrumentalisieren. Es wird nur geredet und geredtet, was ja ber nicht schlecht sein muss. Die wenigen Momente, in denen es etwas Action gibt, sieht man die Amis mal wieder versagen.
Versagt hat in meinen Augen auch Robert Redford, denn was er mit diesem Film abgeliefert hat würde ich in einem Wort als „Propaganda“ bezeichnen. Als Aufruf an das amerikanische Volk, sich kein X vor dem U machen zu lassen und die Geschicke am besten selbst in die Hand zu nehmen. Fleißig zu sein um als Politiker was zu bewirken, als Reporter die Wahrheit zu berichten und keine falschen Lügen. Sich von den Politikern nicht als Marionetten missbrauchen zu lassen und gefälligst nach Afghanistan zu gehen um dort für eine gerechte Sache zu kämpfen und dabei auf alle Fälle sein leben zu verlieren. Sicher im Grundgedanken sind einige Argumente ganz gut, doch wie es einem präsentiert wird ist viel zu schwülstig. Es ist offensichtlich zu konstruiert, es wird zu hochtrabend dahergeredet und man hört sich selbst sehr gern reden. Für den intelligenten Zuschauer ist das viel zu affig und übertrieben. Dass Tom Cruise sich für so etwas hergegeben hat kann ich nachvollziehen, doch Meryl Streep verkauft sich viel zu weit unter Wert. Man mutet ihr wesentlich mehr Intelligenz zu, weswegen ihre Rolle unglaubwürdig wird. Redfords Szenen sind zudem nicht schlecht, doch im Zusammenspiel mit Andrew Garfield, den er zu sehr overacten lässt, verpufft er. Ohnehin lässt man alle Darsteller etwas übertreiben.
Von der Inszenierung her ist der Streifen nicht schlecht, obschon die Geschichten in einem eng gesteckten Ortschaftskreis angesiedelt sind, was keine sonderlichen Herausforderungen stellt. Man kann es zuweilen mit Kammerspiel vergleichen. Jede Geschichte spielt an nur etwa ein bis zwei Orten.
Die Kamera ist gut und auch den Schnitt kann man gelten lassen.
Die Musik ist sehr gut, kommt ja auch von Mark Isham ("Nell"). Sie ist melodisch und ansprechend und will so gar nicht zu dem sonst so enttäuschenden Streifen passen.
„Von Löwen und Lämmern“ hat mich enttäuscht. Einen solchen Film hätte ich von Robert Redford nicht erwartet. Die Idee mag gut sein, doch das Ergebnis ist propagandistisch, schwülstig und übertrieben. Wie gesagt, man hört sich sehr gern reden und das macht die ganze Sache unglaubwürdig. Die Politiker sind ja ach so intelligent, das durchschauen die Reporter und können es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, weiterhin die Unwahrheit zu sagen. Schüler sprudeln gerade zu über vor Pflichtbewusstsein und gehen freimütig in den sicheren Tod, auch wenn sie aus sozialen Schichten kommen, für die Amerika stets Verachtung und Ausgrenzung übrig haben. Und Schüler durchschauen das politische System und die Korruption kotzt sie so dermaßen an, dass sie alles hinschmeißen und lieber Tellerwäscher werden würden, als sich in der Politik zu engagieren.
Ich bitte euch.
Wenn das Amerikanern gefällt, mich hat es eher angeödet. Sehr schade.
P.S.: Was mich bei der deutschen Fassung beeindruckt hat, ist, dass sämtliche Texte, die zu lesen stehen, eingedeutscht wurden, als hätte man von vornherein schon Deutsch geschrieben. Ach beim Lauftext in den Fernsehnachrichten ist das so, was mich doch irgendwie beeindruckt. Es erinnert an die Zeit in den Filmklassikern, wo schriftliche Nachrichten stets durch einen deutschen Text ersetzt wurden.