Review

Die Kritik beruht auf der Unrated-Fassung aus der österreichischen Limited Collector´s Edition mit einer Laufzeit von 91 Minuten!

"SAW IV" ist ein amerikanischer Horror-Thriller von Darren Lynn Bousman aus dem Jahr 2007 und die Fortsetzung zu den ersten drei Teilen der "SAW"-Reihe. Leigh Whannell (Hauptdarsteller des ersten Teils und auch Drehbuchautor der Teile I - III) war hier nicht mehr als Drehbuchautor verantwortlich. Diese Aufgabe übernahmen Patrick Melton und Marcus Dunstan. Der Film startete am 26. Oktober 2007 in den amerikanischen und am 7. Februar 2008 in den deutschen Kinos.

Mit dem 4. Teil ist die "SAW"-Reihe zur kommerziell erfolgreichsten Horrorfilm-Reihe geworden. Die ersten drei Teile haben weltweit im Kino insgesamt 400 Millionen Dollar eingespielt und über 14 Millionen DVDs wurden verkauft. "SAW IV" hat am ersten Wochenende in den USA 32,1 Millionen US-Dollar eingespielt. Das ist etwas weniger als bei seinem Vorgänger.

Die deutsche Kinofassung hatte eine Laufzeit von 82:15 Minuten, dabei handelte es sich um die SPIO/JK-Fassung, die am 30. September 2008 indiziert wurde. Die derzeit auf dem Markt befindliche DVD-Version des Films wurde von der FSK überprüft und hat eine Laufzeit von 79:10 Minuten. Ausschließlich in Österreich wird der Film auch Ungeprüft (Unrated) als Director's Cut mit einer Laufzeit von 92 MInuten in einer limitierten Collector´s Edition vertrieben.

Der Film beginnt mit der Autopsie des am Ende des dritten Teils getöteten John Kramer alias Jigsaw. Dabei wird ein Tonband in dessen Magen gefunden. Auf diesem Band kündigt Jigsaw an, dass seine „Spiele“ gerade erst begonnen hätten...

Die nächste Szene läßt den Zuschauer dann wieder Zeuge der in Fankreisen beliebten Jigsaw-Prüfungen werden:

Zwei Männer wachen in einem Raum auf. Um wen es sich hier handelt, bleibt im Unklaren. Es fehlen auch jegliche Hinweise auf Jigsaw, wie beispielsweise die obligatorische Videobotschaft. Einem der Männer wurden beide Augen, dem anderen Mann der Mund zugenäht, so dass der eine nicht sehen, der andere nicht sprechen kann und eine Verständigung unmöglich ist. Beide tragen eine eiserne Fessel um den Hals, die über eine Kette mit einer Maschine in der Mitte des Raumes verbunden ist. Als die Maschine zu rotieren beginnt, werden die Männer von den sich aufrollenden Ketten aufeinander zu in die Mitte gezogen, wo sie am Ende zerquetscht werden würden. Dabei bemerkt der Mann, dessen Mund zugenäht ist, dass sich an der Fessel des anderen ein Schlüssel befindet. Da dieser jedoch nicht erkennen kann, dass sein Gegenüber keine bösen Absichten hat, gerät er in Panik und es kommt zum Kampf, bei dem der "Blinde" getötet wird und sich der andere mit Hilfe des Schlüssels befreien kann. Nun versucht der Mann seinen Mund zu öffnen und der Faden, mit dem dieser zugenäht war, reißt ihm die Lippen auf...

"SAW IV"

Nachdem im dritten Teil Jigsaw getötet worden und somit die Reihe in Würde abgeschlossen war, wurden aufgrund des immer noch anhaltenden großen Erfolgs die Teile 4 und 5 in Auftrag gegeben. Während Regisseur Bousman zum dritten Mal hinter der Kamera stand, lösten zwei neue Drehbuchautoren Leigh Whannell ab, aus dessen Feder das Konzept zu "SAW" stammte. Bereits im dritten Teil machten sich erhebliche Abnutzungserscheinungen bemerkbar, die clevere Erzählstruktur mit ihren raffinierten Wendungen rückte in den Hintergrund und machte die Inszenierung sadistischer und ekelerregender Tötungen zum zentralen Thema der Handlung, die somit an Spannung und Dramatik einbüßte.

Der Gore und Splatteranteil ist auch im vierten Teil sehr hoch, was die zu Anfang genannte Indizierung der Kinofassung zur Folge hatte. Im Gegensatz zum dritten "SAW" hält sich Bousman allerdings zurück, wobei die Fans der Reihe auf nichts verzichten müssen.

Die Frischzellenkur, die der Erstling 2004 dem gesamten Horror-Genre verabreichte, erhält die "SAW"-Reihe nun durch ihre beiden neuen Autoren, die zurück zu den Anfängen der Saga gingen und wieder eine clever konstruierte und logisch aufeinander aufgebaute Handlung schrieben.

Auf dem ersten Blick erscheinen die Zeitsprünge und die wieder einmal parallel verlaufenden Handlungsstränge verwirrend, doch gegen Ende setzt sich das für den Zuschauer kreierte Puzzlespiel sinnvoll zusammen und präsentiert eine Auflösung, die zwar gelungen, aber nicht die Klasse der ersten beiden Teile erreicht, dafür aber mit einem inszenatorischen Clou überrascht, mit dem niemand gerechnet hätte.

Obwohl Jigsaw tot ist, lebt er weiter und ist allgegenwärtig. Geschickt wird er in Rückblenden eingebaut, die die Ermittlungsarbeiten des FBI und der Polizei begleiten, die in einem der geschickt miteinander verbundenen Handlungsstränge im Vordergrund stehen.
Vor allem dieser Handlungsstrang ist es, der der Reihe frisches Leben einhaucht, ohne aber die Gesetze der eigenen Reihe zu brechen.
Wie in allen vorherigen Teilen stehen auch in "SAW IV" die Prüfungen nach Jigsaws Mantra im Vordergrund. Im Gegensatz zur Splatterorgie aus dem dritten Teil sind die zu bestehenden Prüfungen wie auch in den ersten beiden Teilen speziell auf die Opfer und ihre Lebensumstände zugeschnitten. Hier beweisen Patrick Melton und Marcus Dunston Originalität, die man bei Whannells letztem Drehbuch vermisste. Was die Kreativität der Todesfallen anbelangt, so stehen die beiden Autoren ihrem Vorgänger in nichts nach.

Überzeugend sind vor allem die Rückblenden, die sich mit Jigsaws Vergangenheit und der seiner Frau beschäftigen. Hier werden noch mehr als in den Teilen zuvor die Hintergründe für seine Taten deutlich und der Zuschauer erhält Einblick auf dessen Vorbereitungen für sein erstes Opfer, dass er für den Tod seines ungeborenen Kindes verantwortlich macht.

Tobin Bell überzeugt wie immer in seiner Rolle, gewinnt ihr in den Rückblenden sogar etwas Tragisches ab. Er schafft es sogar, Mitleid beim Zuschauer zu erzeugen, angesichts der Schicksalsschläge, die ihm im Laufe seines Lebens auferlegt wurden. Somit erscheint John Kramers Wandlung vom sozial engagierten, liebevollen Ehemann zum gottgleichen Verfechter der Gerechtigkeit viel glaubwürdiger, als die überzeichnete Charakterentwicklung von Amanda vom ersten bis zum dritten Teil.

Man sieht, dass Leigh Whannells kreative Ader bereits bei "SAW III" versiegt war, umso besser fällt die Bewertung für Teil 4 aus, der eine neue "SAW"-Ära einleutet.

Mit einer Laufzeit von 91 Minuten (zumindest in der Unrated-Fassung) hat Bousmans dritte "SAW"-Inszenierung eine akzeptable Spieldauer, bei der keine Längen auftauchen.
Das Drehbuch hat genug Potential für einen hohen Spannungsaufbau, Tempo und Dramatik reichen sich die Hand und ergeben zusammen eine erstklassige Fortsetzung, die Lust auf einen weiteren Teil macht.

9,5 von 10 Sägen!

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